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Silke May
Tonga und Xantos, ihr Nachfolger
Fantasy
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Inhaltsverzeichnis
Tonga und Xantos, ihr Nachfolger
Tonga und Xantos, ihr Nachfolger
Es war eine klare Vollmondnacht. Die Sterne strahlten am Himmel um die Wette.
Der milchig weiße Mond warf sein trübes Licht auf den im Schnee versunkenen Wald. Die Schemen der Bäume schienen bläulich angestrahlt. Alles war still, nur das Knirschen des Schnees durchdrang gelegentlich die Stille, wenn das Wild umherstreifte. Auf einer vom Mond bestrahlten Lichtung neben einem gefrorenen Weiher, der von Tannen umrahmt war– stand ein Häuschen.
Helles, warmes Licht schien aus seinen Fenstern. Aus dem Kamin stieg weißer Rauch in den klaren schwarzen Sternenhimmel auf. Von Ferne ertönte ein leises Glöckchen, das langsam, aber stetig lauter wurde.
Aus dem Dickicht floh ein Reh auf die Lichtung. Es hatte Schwierigkeiten, im tiefen Schnee vorwärtszukommen, und hinterließ tiefe Spuren, ehe es auf der gegenüberliegenden Seite im Wald verschwand.
Auf dem verschneiten Waldweg, der an dichtem Baumwuchs vorbeiführte, erschien ein bepackter Schlitten. Eine hell erleuchtete Laterne ließ eine dick vermummte Gestalt erkennen, die ein Pferd lenkte. Der Schlitten fuhr direkt auf das Haus zu.
Am Fenster erschien ein Schatten, und die vermummte Gestalt winkte ihm aufgeregt zu. Jetzt schien Leben in das verträumte Haus zu kommen, fröhliches Lachen drang nach draußen. Die Tür öffnete sich, sodass die von Schnee verwehte Treppe durch die Hausbeleuchtung zu erkennen war. Drei kleine Kinder rannten ins Freie. »Autsch!« Der Kleinste flog auf die Nase. Im nächsten Moment rief er aber: »Nichts passiert«, lachte und hing schon am Ärmel des Ankömmlings. An dem er gemeinsam mit den anderen zog und zerrte. Das Gesicht des Vaters erschien im Laternenlicht. Sein dichter Vollbart war gesprenkelt von Schnee und kleinen Eiszapfen. Ein vertrautes Augenpaar, so blau wie der nächtliche Winterschnee, betrachtete glücklich die kleine Rasselbande. Mit warmer, tiefer Stimme sagte er: »Kommt in meine Arme, ihr Lieben. Ich musste furchtbar lange auf diesen Moment warten.« Der Schatten seiner Frau erschien im Lichtschein. Mit weit ausgebreiteten Armen lief sie ihm entgegen.
»Victor, mein Victor! Wie schön, dass du wieder da bist! Wir haben dich so vermisst!« Ihr schwarzes schulterlanges Haar fiel ihr in lockeren Wellen ins Gesicht. Victor strich ihr über den Kopf.
»Mein Rehlein, endlich halte ich dich wieder in meinen Armen.«
Anna küsste ihn leidenschaftlich und drückte dabei dankbar seine Hände. Peterle, der Kleinste von den Kindern, griff dem Vater in den Bart und fragte neugierig: »Hast du mir etwas mitgebracht? Kaum hatte er ihn losgelassen, nahm Tanja, die Zweitälteste, seinen Platz ein und umarmte den Vater fest. »Hast du mir das Buch mitgebracht?« Nur Mischa, der Älteste, hielt sich im Hintergrund und schaute den Vater nur fragend an. Victor bemerkte die zögerliche Haltung seines Sohnes und wandte sich an ihn: »Mischa – mein Sohn. Freust du dich nicht, dass ich wieder hier bin?«
»Doch, Vater, aber ich habe dir etwas zu beichten: Ich habe nämlich deinen Schneepflug kaputt gemacht.«
Der Vater runzelte die Stirn und sah Mischa eine Weile an. »Na ja, eine schöne Sache ist das nicht und ich werde ihn mir morgen ansehen. Das sollte unsere Wiedersehensfreude aber nicht trüben. Lasst uns ins Haus gehen und den Abend feiern, schließlich war ich fast zwei Monate von zuhause fort!« Sie gingen ins Haus und in die Stube, wo die Familie bei Kerzenlicht, mit Tee und süßem Gebäck die Heimkehr des geliebten Vaters feierte. Viktor traf sich regelmäßig mit anderen Förstern und Wildhütern auf einer großen Hütte hoch oben in den Bergen. Dort tauschten sie ihre Erfahrungen aus, während sie sich über Neuerungen zur Erhaltung der Wälder informierten. Diese Zusammenkunft erfolgte alle zwei Jahre. Nun erzählte ihnen der Vater alles, was er in den letzten Wochen erlebt und erfahren hatte. Mischa war total begeistert.
»Vater, ich möchte auch einmal teilnehmen, denn ich möchte auch ein guter Förster oder Wildhüter werden!« Viktor lächelte ihn an.
»Möchtest du das wirklich?«
»Ja, unbedingt!« Victor sah seine Frau an und Anna nickte leicht.
»Nun ja, wenn du das unbedingt möchtest, dann fährst du in zwei Jahren hin und ich bleibe daheim.«
Mischa’s Freude war riesengroß und die Stimmung der Familie war auf dem Höhepunkt angekommen. Fröhlich lachten sie und unterhielten sich eifrig miteinander.
Nero, ihr Schäferhund, lag vor dem offenen Kamin, hin und wieder bewegte sich seine Schwanzspitze. Das Feuer knisterte gemütlich vor sich hin. Ab und zu warf er einen Blick in ihre Richtung, wenn das Lachen gerade wieder besonders laut wurde.
Zur gleichen Zeit:
Im tief verschneiten Wald, in einer vom Feuerschein beleuchteten Höhle stand eine schöne Frau mit einem Engelsgesicht an einem Tisch und packte Brot, Wein und Äpfel in ihren Beutel. Sie griff nach einer kleinen Flasche, in der sich eine Art Goldstaub befand, und steckte sie ebenfalls dazu. Dann trat sie zum Spiegel, kämmte ihr blondes