Georgius Anastolsky

Dick und sexy


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nächsten Saison festlegen – in Farbe, Stil und auch Kleidergröße. Auf den Laufstegen in Mailand, Paris und New York werden dann die neuen Klamotten präsentiert, und das meist von schlanken Models.

      Neuerdings etablieren sich mehr und mehr solche Events auch für Mollige und Übergrößen, auch für Ältere übrigens. Ja, es gibt sie inzwischen, die Modeschauen für Mollige und Übergrößen. Längst ist die Zeit vorbei, in der man bitter-ironisch Vollschlanken empfahl, sich in der Camping-Abteilung ein Steilwandzelt als Überhang zu kaufen.

      Ein grundlegender Wandel in Fashion und Beauty findet statt. Der Trend dreht sich – warum? Die Leute haben es satt, sich an der Nase herumführen zu lassen, ständig Kleidung gezeigt zu bekommen, die sowieso für sie nicht geschaffen ist. Das erkennen auch die Kreativen in den führenden Designerstudios. Man denkt und plant um. Der Trend geht in eine andere Richtung. Der Markt übernimmt das Ruder und wird von der Nachfrage getrieben. Die Dicken fordern ihren Tribut und schreien nach trendigen Klamotten. Denn eins ist klar: Einfach nur glücklich zu sein und sich mit seinen Pfunden zu arrangieren, reicht ihnen schon lange nicht mehr. Sie wollen sich auch in der Öffentlichkeit sehen lassen. Erst das macht sie zu richtig glücklichen Dicken. Sie schauen den Menschen dabei bewusst in die Augen, denn sie haben ja nichts zu verbergen.

      Wer definiert Schönheit und warum?

      Bisher war es doch weitgehend so, dass die großen Modemarken die Trends vorgegeben haben. Warum? Damit ist viel Geld zu verdienen. Wir möchten nämlich ständig Neues, Modisches tragen und eben nicht die alten Klamotten vom Vorjahr. Deshalb wird gnadenlos Nachschub produziert. Das ist fast so wie mit Computern oder Handys: Die Nachfolgemodelle sind längst schon in der Schublade, wenn gerade die neueste Version den Markt erobert.

      Aber in der Mode und vor allem bei Textilien vollzieht sich ein Wandel. Längst nicht mehr nur die großen Modehäuser allein bestimmen, was trendig ist. Wenn Fashion nicht mehr gekauft wird, müssen sich die Designer etwas Neues einfallen lassen. Mehr und mehr die Nachfrage kaufkräftiger Kunden bestimmt, was in ist. Wer da nicht mitzieht, hat verloren. Die Nachfrage bestimmt längst das Angebot (nicht umgekehrt!), und je mehr Übergrößen auf dem Markt gesucht werden, um so mehr muss auch in die Regale.

      Was nutzt es den Kaufhäusern, auf Trend-Klamotten sitzen zu bleiben, während das Verlangen übergewichtiger Kundschaft nicht mehr bedient werden kann. Designer müssen sich zwangsläufig umorientieren, wenn sie nicht arbeitslos werden wollen. Sie konzipieren deshalb spezielle Modelabels für Übergewichtige. Insofern bestimmen auch die Kunden den Trend.

      Und noch eins: In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit sind die Dicken nicht mehr die Mauerblümchen, sondern man schaut ihnen hinterher. Schöne Mona Lisa-Rundungen sind attraktiv, vollbusige Frauen entlocken so manchen ein Pfeifen oder „Hallo“. Männer mit Bauch haben etwas zu sagen. In manchen Kulturen gelten sie als reich. Und sie nehmen es offensiv mit Humor: „Der Bauch war teuer genug, er hat viel Geld gekostet, bis er das wurde, was er jetzt ist!“ So ändern sich Beauty-Ideale.

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