Christine Belz

Ein Sommer mit Suleika


Скачать книгу

weiß.

      Die Besitzerin der Hunde ist im Krankenhaus, das sie aufsuchte wegen einer nicht enden wollenden Bronchitis – und dann fanden sie ein fortgeschrittenes Lungenkarzinom. Nun erhält sie Chemotherapie. Seitdem wurden die Hunde von den Nachbarn versorgt, denselben, die sie uns auch brachten. Sechs Wochen ging das schon so: Diese absolut menschenbezogenen Tiere waren in dieser Zeit allein im Haus, Herr oder Frau Weber, die selbst eine Saluki-Hündin haben, die Schwester von Suleika namens Zaha, kamen vier bis fünfmal täglich zu ihnen, sie füttern, ausführen, ihnen Gesellschaft leisten.

      In dieser Zeit wurde Herr Weber für die beiden zu ihrem Ersatz-Herrchen. Suleika und Tamara nahmen dieses ständige Kommen und wieder Gehen als einschneidende und überwiegend schmerzvolle Erfahrung wahr: kaum war der neue Bezugsmensch da, ging er schon wieder.Und jetzt bei uns wieder eine Trennung, und auch noch endgültig, das war des Guten zu viel. Es sind eben ganz besonders sensible Hunde. But we do our best. (s.o.!)

      Ich muss wieder hinunter, nach den Bestien schauen – eben sehe ich: eine blonde liegt bei mir hier oben: sie gewöhnen sich!“

Ein Sommer mit Suleika

      Am nächsten Morgen

      Noch ein Schmankerl in Sachen Tierliebe bei der Belz-family gestern Abend: als Familie Weber abgereist war und wir den Abschiedsschmerz einigermaßen gelindert hatten, Du weißt schon wie, kam die große Frage: wie und wo verbringen wir unsere Nacht mit dem Familienzuwachs?

Ein Sommer mit Suleika

      So sieht das bei Belz aus, wenn Frauchen nicht da ist: Tapsy, Tamara, Sascha, Tamara im Übrigen und sehr gerne auf dem „Chefsessel“, nämlich Mamas Kopflissen.

      Norbert kam auf die blendende Idee: du gehst mit Tapsy, wie gewohnt in dein Schlafzimmer und Bett und ich lasse bei mir alle Türen offen, dann können die zwei Neuen machen was sie wollen! Gesagt getan! Ich bettete mich so gegen 11 Uhr zur Ruhe, natürlich mit Tapsy zu meinen Füßen, als größere Heulgesänge das Haus zu erschüttern begannen.

      Die Ruhe war dahin, ich eilte hinunter ins Wohnzimmer, wo die beiden geblieben waren und sangen, was das Zeug hielt.

      Mit „Lockwürstchen“ und dem Versprechen, nun bei ihnen zu bleiben, lotste ich sie in Norberts Schlafzimmer und legte mich zu meinem Gatten ins Bett. Das genügte nun der Jüngeren, Tamara, um sich in unserer Nähe auf den Boden zu legen. Suleika wanderte umher, sang aber auch nicht mehr. Mir wurde, wegen bloß einer Bettdecke und einem Kopfkissen für uns beide, etwas eng, und so holte ich aus dem Gästezimmer – Tapsy wollte ich mein Zubett, auf dem sie es sich gerade bequem gemacht hatte, nicht unter dem Bauch wegziehen – Bettdecke und Kopfkissen und kletterte also gerüstet, wieder zu Norbert. Dabei ständig verfolgt von der „weißen Flotte.“

      Zwischendurch hatte ich mich davon überzeugt, dass Tapsy friedlich quer über mein Bett platziert schlummerte. Die Türe zu meinem Schlafzimmer hatte ich dann vorsichtig geschlossen, denn Tapsy ist noch sehr dominant gegenüber den Neuen.

      Uns gelang das Schlafen freilich nicht sonderlich gut – die ständige Frage: was machen die Weißen? begleitete uns, jede Regung habe ich mit den Ohren einer Amme verfolgt.

      Als ich dann gerade mal nach wiederum zwei Stunden ein Auge mühsam geschlossen hatte, hörte ich ein Türgeräusch, dachte mir aber nichts dabei, kurz darauf brummte es in unserem Schlafzimmer gleich aus zwei Ecken und an unserem Fußende stand ein Saluki – ziemlich dunkel: Tapsy war es so alleine langweilig geworden, hatte sich die Schlafzimmertür geöffnet und mal nachgeschaut, was wir so anstellten. „Na“, sagte ich ihr dann: „Mach Hoppchen“, was Tapsy sich nie zweimal sagen lässt, legte sich in die nicht vorhandene Besucherritze, quer über Norbert, wie sie es ja ganz toll findet, er weniger – ich dachte: na, endlich Ruhe, alle Hunde und Menschen in einem Raum, prima.

      Mit dem Schlaf wurde es natürlich wieder nix, weil mich jetzt gleich zwei aufheizten, aber wie! Als ich dann im Halbdunkel so um mich schaute, waren die weißen Hunde weg. Ich schlich mich also gaanz vorsichtig, unter dem Winde, heraus aus Norberts Schlafstübchen, hinüber in meines – und was erblickte mein müdes Auge? Da lagen zwei weiße Hunde friedlich schlummernd, wo sie eigentlich von Anfang an hingesollt hatten – die eine auf dem Teppich vor meinem Bett, die andere auf dem Flokati am Fenster nach dem Motto: Flokati auf Flokati.

Ein Sommer mit Suleika

      Tamara und Suleika im Frühlingswald voller Buschwindröschen

      Da konnte ich auch in mein eigenes Bett kriechen, dachte ich, rief das dem Gatten leise zu und kam auf diese Weise zu vielleicht zwei bis drei Stunden Schlaf. Norbert hatte natürlich nichts gehört und wartete gemeinsam mit Tapsy, wie er heute Morgen behauptete, noch stundenlang auf meine Wiederkehr.

      Jetzt sind wir beide ziemlich schlapp, haben aber gut erholte Hunde, und das ist schließlich die Hauptsache.“

Ein Sommer mit Suleika

      Post aus Deutschland

      Vierzehn Tage später erhielten wir Post aus Deutschland:

      „Liebe neue Eltern meiner Lieblinge,

      endlich raffe ich mich dazu auf, diese Zeilen zu schreiben. Der Computer sei vergeben, da ich noch so wackelig bin, dass meine Handschrift „ohne“ kaum lesbar ist.

      Wo kann ich mit meinem Dank beginnen? Es war furchtbar schwer, den Entschluss zu fassen, mich von Suleika und Tamara zu trennen. Wenn je noch Zweifel bestanden, wurden sie jedoch ausgeräumt, als ich vor einer Woche aus dem Krankenhaus nach Hause kam. Ich kann auch jetzt noch nicht ganz für mich selbst sorgen. Wie hätte ich da den Hunden gerecht werden können? Aber wenn es schon so kommen musste, wurde ich von Webers Berichten, den Fotos und Ihrem Brief getröstet. Besser hätten es meine beiden nicht treffen können – in jeder Hinsicht. Ich hoffe, es hat sich nichts an Ihrem anfänglichen Enthusiasmus geändert, nun, da der Alltag eingetreten ist. Meine tiefe Zuneigung zu den beiden wird sich nie ändern.

Ein Sommer mit Suleika

      Suleika sendet Blicke. Man beachte den weißen Lidstrich.

      Ich höre, Suleika sei etwas eifersüchtig. Versuchen Sie, der Sache durch gutes Zureden beizukommen. Es ist eine Spezialität von ihr. Dieser Hund ist ganz besonders sensibel und benötigt viel Zuwendung. Die Situation muß sehr dramatisch für sie gewesen sein. Mich hat sie immer als security blanket gehabt und plötzlich bin ich weg. Und dann verschwindet ihr tiefgeliebter Herr Weber auch noch. Tamara hat da, glaube ich, ein einfacheres Gemüt, obwohl auch sie sehr eng mit mir verbunden war. Wie sehr ich die beiden vermisse!

      Für heute halte ich es so kurz, da ich schon wieder müde werde. Bald mehr, hoffe ich, und auf Nachricht von Ihnen würde ich mich ganz besonders freuen.

      Noch ein Wort zu Suleikas Augen. Sie hat eine geringfügige chronische Bindehautentzündung, die im Herbst gut auf Medikamente angesprochen hat, aber ich hatte sie wahrscheinlich nicht lange genug durchgeführt. Bislang war sie kaum behandlungsbedürftig - ich habe die Augen immer morgens einfach ausgewischt.

      Ihnen beiden alles erdenklich Gute – den Hunden natürlich auch,

       Ihre Anne Neumann (Alle - menschlichen - Eigennamen wurden verändert)

Ein Sommer mit Suleika

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту