Nordbayerischer Kurier

Festspiel-Kurier #15


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Erst durch den Bayreuther Eduard Steingraeber entfaltete der „Parsifal“ seine unbeschreibliche Wirkung.

      Schon im Frühjahr 1879 hatte Richard Wagner bei Steingraeber nachgefragt, ob es nicht möglich sei, die vier Töne des Glockengeläuts auf einem klavierartigen Instrument mittels großer Hämmer und breiter Tasten hervorzubringen. Er notiert dem Klavierbauer C–G–A–E im tiefsten Bass.

      Die sogenannten Gralsglocken sind Musterbeispiele Wagner'scher Sonderinstrumente. Bis zu zwanzig Tonschritte tiefer als die tiefsten Glocken im Wiener Stephansdom sollten sie klingen. Ein fast unmöglicher Auftrag: Wiegen die Glocken im Dom zwanzig Tonnen, bei einem Durchmesser von über drei Metern, hätte Wagner für sein Kontra-E Glockenmonster mit einem Gewicht von 260 Tonnen und rund acht Metern Durchmesser benötigt. Steingraeber ließ sich nicht abschrecken und plante ein Instrument mit hohem, schmalem Gehäuse in Pianoform. Mit stark überspannten, zwei Meter und zwanzig Zentimeter langen Saiten, angeschlagen von vier jeweils acht Zentimeter breiten Hämmern. Mit Tasten, breit genug, dass man sie mit Fäusten drücken kann.

      Damit war die Entwicklung des Glockenspiels aber noch nicht am Ende. Im Jahre 1927 baute Burkhard Steingraeber, Sohn von Eduard, für Siegfried Wagner und Karl Muck das sogenannte „Hackbrett“. Es sorgte zusammen mit Tonnenfässern für ein „Doppelspiel“: Das Hackbrett wie auch das ursprüngliche Gralsglockenklavier aus 1882 waren verantwortlich für den Schlagton in der Kontra-Oktave. Für die helleren Obertöne waren verschiedenste Zweitinstrumente im Einsatz wie die Tonnenfässer mit innen hängenden Sägeblättern oder, wie bei der Uraufführung 1882, Tamtams. Wolfgang Wagner kombinierte zwischen 1975 und 1981 das Steingraeber-Klavier aus dem Jahre 1882 und einen Moog-Synthesizer. Ein weiteres historisches Gralsglocken-Instrument der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne aus den Jahren 1912–1914 war 2014 im Steingraeber-Haus zu sehen. Im Wagnerjahr 2013 stellte sie das Leipziger Museum für Musikinstrumente aus.

      Vom großen Zuspruch der privaten und professionellen Besucher angetrieben, bauten die Steingraeber-Klavierbaumeister in diesem Jahr dieses Instrument nach. Zu besichtigen ist es bei Steingraeber an der Friedrichstraße in Bayreuth. Der „Parsifal“ mag erst 2016 wieder auf dem Spielplan der Festspiele stehen. Doch bei Steingraeber kann man sich auf ihn schon mal einstimmen. (we)

      Tonnenweise Töne: Burkhard Steingraeber baute 1927 das so genannte Hackbrett für den Parsifal. Für die helleren Obertöne der Gralsglocken waren Tonnenfässer mit innen hängenden Sägeblättern im Einsatz. Das kleine Foto oben zeigt den Nachbau des Gralsglockenklaviers von 1912 bis 1914.

      Info: In der Klaviermanufaktur Stein-graeber gibt es historische Instrumente zu bestaunen. Und während der Festspielzeit finden dort Konzerte statt. Auch Theater gibt es bei Stein-graeber: Uwe Hoppe führt mit der Studiobühne im Hoftheater von Stein-graeber sein Stück „Tristan oder Isolde?“ auf. Premiere am 18. Juli, insgesamt 16 Termine bis zum 22. August.

      Weitere Informationen unter www.studiobuehne-bayreuth.de und www.steingraeber.de

      Punkt, Punkt, Linie, Strich, fertig ist das prägende Motiv des „Parsifal“: Wagners Skizze des Gralsglockenmotivs.

      Fotos: Steingraeber

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