Alina Frey

Du bist nicht allein...


Скачать книгу

tion id="u3823b239-5ee8-5084-882a-8006b3fdb5d0">

      Alina Frey

      Du bist nicht allein...

      Auf der Suche nach dem Glück

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Der „Feldwebel“

       Die Flucht

       Schreck am Sonntag

       Ein kleiner Lichtblick

       Der Neuanfang

       Klein mit Hut

       Abschied von Jens

       Die Suche beginnt

       Eine wunderbare Begegnung

       Impressum neobooks

      Der „Feldwebel“

      „Das nennt ihr arbeiten? Es ist gleich Abend und ihr habt nicht mehr geschafft?“ Hochaufgerichtet stand die Pflegemutter von Maggie und Ronny vor ihnen. Mit den in den Hüften gestemmten Händen bot sie einen bedrohlichen Anblick. Der kleinen Maggie liefen dicke Tränen über das Gesichtchen und ängstlich versteckte sie sich hinter ihren großen Bruder Ronny. Der legte seine Arme nach hinten und umfasste beschützend seine Schwester. Mühsam konnte er seine Wut unterdrücken. Mit seinen zwölf Jahren bekam er schon mit, was hier so ablief! Dieser feine „Feldwebel“ und ihr Mann hatten zehn Kinder in Pflege. Nach außen hin spielten sie die liebevollen Pflegeeltern, aber in Wahrheit wurden die Kinder zur Arbeit auf ihrem großen Bauernhof gezwungen. Wenn mal Besuch vom Jugendamt kam, traute sich keines der Kinder etwas zu sagen.

      „Wir sind gleich fertig Frau Wolter, ich helfe meiner Schwester noch etwas!“

      „Dann mal zack – zack, sonst gibt es kein Abendbrot!“ Mit großen Schritten stampfte sie davon.

      „Komm, mein kleines Lästerschwein…nicht weinen. Ich bin doch bei dir! Wieder gut…?“ Liebevoll trocknete er seiner kleinen Schwester die Tränen weg. Seine liebevolle Bezeichnung „Lästerschwein“ zeigte Wirkung…Maggie lächelte wieder. Nur mit Mühe konnte Ronny seine eigenen Tränen unterdrücken. Dieser „Feldwebel“ ist der schlimmste Mensch, der ihm je begegnet ist. Es musste etwas passieren…so konnte es nicht weitergehen. Da alle zehn Kinder in einem großen Raum schliefen, konnte er Nacht für Nacht seine kleine Schwester weinen hören und es brach ihm fast das Herz. Am Abend musste Maggie die Teller abwaschen und als ein Teller zu Bruch ging, rastete der Feldwebel völlig aus und wollte sie in den Keller schicken. Doch Ronny stellte sich vor seine Schwester:

      „Sie ist doch noch so klein…ich gehe für sie in den Keller, Frau Wolter!“

      „Na, wenn du so blöde bist…von mir aus – komm!“ Sie packte Ronny am Ärmel und zog ihn Richtung Keller, öffnete die Türe und schubste ihn hinein. Ronny zuckte nur die Schultern, diese Prozedur hatte er schon sooft gemacht…sie konnte ihn damit nicht mehr bestrafen, er hatte sich ein dickes Fell zugelegt. Nur für die anderen, kleineren Kinder war es sehr schwer. Nach fünf Stunden durfte er den Keller verlassen und ging hinaus in den Garten. Dort traf er auf Herrn Wolter der völlig zusammengesunken auf einer Bank saß. Still setzte Ronny sich zu ihm und sah ihn von der Seite an:

      „Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Herr Wolter?“ Der sah nur kurz hoch und murmelte leise:

      „Nichts ist in Ordnung, Ronny. Du bist der Älteste von den Kindern und hast sicher gemerkt, dass hier so einiges schief läuft. Ich würde euch so gerne helfen…aber ich kann nicht!“ Ronny verstand nicht ganz:

      „Warum können Sie nichts unternehmen…?“ Herr Wolters seufzte schwer:

      „Sie hat mich in der Hand! Wenn ich etwas unternehmen …zum Jugendamt gehen würde, zeigt sie mich an!“ Ronny verstand jetzt gar nichts mehr:

      „Warum anzeigen? Mit was hat Ihre Frau Sie in der Hand?“ Herr Wolters legte seinen Zeigefinger an die Lippen:

      „Pst, sie darf uns nicht hören! Ich habe vor vielen Jahren etwas Dummes gemacht…ich habe geklaut. Damit setzt sie mich seit Jahren unter Druck, will mich anzeigen wenn ich nicht spurte!“

      „Das ist aber eine böse Geschichte. Warum wehren Sie sich denn nicht?“

      „Und dann? Dann gehe ich ins Gefängnis…!“

      „Wer sagt denn das? Wenn das schon sehr lange her ist, könnte es verjährt sein. Machen Sie sich einmal schlau…erkundigen Sie sich…bei einem Anwalt!“

      „Du bist wirklich ein schlaues Kerlchen, Ronny. Vielleicht mache ich das so gar. Es wird Zeit, dass das Jugendamt erfährt, was hier so abgeht!“ Sie saßen noch sehr lange zusammen und genossen die Stille des Sommerabends.

      Am nächsten Tag besuchte Ronny wie immer die Schule und Maggie ging in den Kindergarten. Es war so abgemacht, dass Ronny seine Schwester nach der Schule vom Kindergarten abholte. Auch heute kam Maggie lachend aus dem Haus und lief zu ihrem Bruder.

      „Na, Kleines…wie war dein Tag?“

      „Es war so schön…wir haben so viel gelacht und hatten mächtig viel Spaß!“ Wie ihre Augen strahlten…Ronny nahm sie liebevoll in die Arme:

      „Na, denn…gehen wir wieder Richtung Bauernhof, Maggielein!“ Aber je näher sie dem Bauernhof kamen wurde Maggie stiller und stiller…jeder Glanz war in ihren Augen erloschen.

      „Halte durch, mein Kleines…ich werde eine Lösung finden!

      Abends im Bett schmiedete er einen Plan, ging sorgfältig alle Punkte durch. Vor zwei Jahren kamen ihre Eltern durch einen Autounfall ums Leben und man konnte keine Angehörigen ausfindig machen. Ronny wusste aber es gab Tante Silvia, er hatte sie einmal gesehen als er noch ganz klein war. Aber wo wohnte sie? In einem kleinen Köfferchen befanden sich Unterlagen von den Eltern und er hoffte, dort etwas über Tante Silvia zu finden. War sie eine Schwester von Papa oder von Mama? Er wusste aber eines, dass sie unheimlich lieb war…so etwas vergisst man nie. Ihm war natürlich auch klar, dass man sie suchen würde, von der Polizei und auch vom Jugendamt. Da man aber nach einem kleinen Mädchen und einem größeren Jungen suchen würde, musste Maggie in einen Jungen verwandelt werden. Heimlich nach der Schule hatte er bereits die passenden Sachen gekauft und in seinem Schrank versteckt. Leider müssen auch Maggies lange, schwarze Zöpfe dranglauben. Eine Baseballkappe würde alles perfekt abrunden. Ronny schmunzelte, natürlich musste er Maggie auch einen anderen Namen geben. Eine Landkarte, Proviant und eine leichte Decke mussten auch mit in den Rucksack. Geld war auch noch genügend vorhanden da er sein Sparschwein geschlachtet hatte. Für die erste Zeit würden sie also über die Runden kommen. Doch wie sollte es dann weitergehen? Was ist, wenn sie Tante Silvia nicht ausfindig machen konnten? Ach, alles war besser als bei dem „Feldwebel“ zu bleiben. Selbst der „Feldwebel“ – Mann hatte nichts zu sagen. Ständig lief er mit einer „Tut-mir-leid-Miene“ umher. Aber gegen diesen Dragoner war auch er machtlos.

      Der beste Tag wird Sonntag sein, da gehen „Feldwebel“ und Mann in die Kirche…diese Heuchler. Naja, er nicht…aber sie! Nachdem Ronny in einem Gebet seinen Eltern versprochen