Melody Adams

Break for Me


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Hass auf die Ungerechtigkeit in der Welt. Der Richter hatte ihn gehen lassen. Und das war nicht das Schlimmste. Er war wieder zu Hause. Er würde weiter für uns sorgen, als wenn nie etwas gewesen wäre. Man hatte Lizzy und mir nicht geglaubt. Nie würde ich das Grinsen auf seinen Lippen vergessen, als der Richter den Freispruch verkündete.

       „Wir laufen weg“, flüsterte ich Lizzy ins Ohr. „Ich werde für dich sorgen.“

       „W-wie denn?“, schniefte Lizzy. „Du bist erst vierzehn. Du kannst noch nicht arbeiten gehen und nie... niemand wird dir erlauben für mich zu sorgen.“

       „Ich sehe älter aus“, sagte ich grimmig.

       Ja, und das war auch der Grund, warum Vater sich nicht an mir vergriff, sondern an Lizzy. Er mochte nur kleine Mädchen.

       „Es werde nicht zulassen, dass er dich noch einmal anfasst, das schwöre ich. Entweder wir hauen ab, oder ...“ Ich brach ab.

       „Oder was?“, fragte Lizzy flüsternd.

       „Oder ich bringe ihn um!“

      „Sophia!“, riss mich Alfredos Stimme aus meiner Erinnerung. „Bist du soweit?“

      „Ja. Ich bin soweit“, erwiderte ich, die Akten vor mir aufhebend und mich aus meinem Stuhl erhebend.

      „Gut! Dann lass uns gehen. Du weißt ich hasse zu spät kommen.“

      Ich nickte und huschte an meinem Boss und Mentor vorbei in den Flur. Vier Bodyguards standen bei der Tür, ihre Gesichter wie stets grimmig. Als wenn sie mit ihren massigen Körpern nicht schon furchteinflößend genug aussahen. Ich war seit beinahe zehn Jahren in diesem Haus, doch ich konnte mich einfach nicht an diese Schläger gewöhnen. Ich seufzte leise, als ich darüber nachdachte, wie weit mein Leben von dem entfernt war, das ich mir vorgestellt hatte, für das ich gearbeitet hatte. Ich hatte Jura studiert weil ich helfen wollte, Schweine wie Vater hinter Gitter zu bringen. Um die Welt ein wenig besser, gerechter und sicherer zu machen. Doch stattdessen arbeitete ich für einen Mob Boss. Nun, ich schuldete Alfredo eine Menge. Er hatte mich unter seine Fittiche genommen, als ich buchstäblich in der Gosse gelegen hatte. Er hatte mir ein Heim gegeben und mir Schule und später das Studium finanziert. Oh, er war kein rettender Engel. Es war kein selbstloser Akt gewesen. Wenn Alfredo eine helfende Hand ausstreckte, dann erwartete er eine Gegenleistung. So war das bei der Mafia. Der Boss hilft, und deine Seele gehört ihm. Es war wie ein Pakt mit dem Teufel. Doch immerhin erging es mir besser als meiner armen Schwester. Ich wünschte, Alfredo hätte sie und nicht mich gerettet. Doch für Lizzy war jede Hilfe zu spät gewesen. Sie war in meinen Armen gestorben.

      Erneut wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Alfredo mich in die Limousine schob, und sich dann neben mich setzte. Seine Hand klopfte väterlich auf mein Knie, ehe er das Barfach öffnete, um sich einen Whisky einzuschenken. Der Wagen setzte sich in Bewegung, und ich schloss die Augen, um noch einmal in die Vergangenheit abzutauchen.

      Das Treffen mit Nicolo Mancini und seinen Männern fand im Konferenzraum in einer von Alfredos Banken statt. Ich hatte einiges über diesen Mancini gehört. Man nannte ihn Il Diabolo. Ich sprach zwar kein Italienisch, doch auch ich wusste, was das hieß. Der Mann, der neben Mancini saß, und mich aus kalten grünen Augen musterte, war noch unheimlicher als Mancini selbst. Nicht nur seine hünenhafte, muskulöse Gestalt und diese kalten Augen. Nein! Es war sein Job, der ihn so furchteinflößend machte. Er war Mancinis Foltermeister. Man nannte ihn den Chirurgen. Er war ein brutaler Sadist. Wie mein Vater, dieser Hurensohn, mochte seine Seele für immer in der Hölle schmoren.

      Mancinis Anwalt studierte den Vertrag, den ich aufgesetzt hatte. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass der unheimliche Mann mit den grünen Augen mich anstarrte. Dennoch kroch eine Gänsehaut über meinen Leib, ließ mich kaum merklich erschauern. Ich wünschte, die Verhandlungen wären schon vorüber und ich könnte von hier verschwinden. Ich musste hier raus, ehe ich die Nerven verlor. Ich lebte seit Jahren in den Kreisen der Mafia, doch nie zuvor hatte ich solche Angst gehabt wie jetzt. Manche der Männer von Alfredo gaben mir ein ungutes Gefühl, doch Mancinis Foltermeister versetzte mich in blanke Panik.

      Reiß dich zusammen, ermahnte ich mich selbst.

      Ich wagte nicht, in die Richtung des Hünen zu schauen. Mein Herz raste, wie das einer Antilope vor dem Löwen. Ja, das war ein treffender Vergleich, denn das war es, was ich war. Was wir waren. Der Hüne war ein Raubtier. Ich war die Beute, die er in Auge gefasst hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er zuschlagen würde.

       Tony

      

      Ich hasste Verhandlungen. Stundenlanges herum sitzen und nichts tun. Ich war ein Mann für Taten. Worte lagen mir nicht. Zumindest hatte dieses Treffen ein Gutes. Das Gute kam in Form einer sexy Rothaarigen, die als Alfredos Anwältin agierte. Sie war die Folter von stundenlangem Gelaber definitiv wert.

      „Was sagst du?“, fragte Nicolo an Michael gewandt, der als Anwalt unsere Interessen im Business Deal mit Alfredo vertrat.

      Mir war dieser verdammte Vertrag egal. Das Einzige was mich interessierte war die kleine Rothaarige. Ich starrte sie unentwegt an. Sie war nervös. Sie hatte mein Interesse bemerkt und sie wusste, wer ich war. Sie fürchtete mich. Und sie sollte. Denn ich hatte gerade einen Entschluss gefasst. Ich würde sie haben. Um jeden Preis.

      „Dies hier muss geändert werden“, hörte ich Michael antworten.

      „Was hast du an dem Vertrag auszusetzen?“, fragte Alfredo über den Tisch hinweg.

      Der Boss der New Yorker Mafia war ein kleiner, fetter Kerl in den Sechzigern. Sein dünnes Haar hatte er mit reichlich Pomade nach hinten frisiert. Seine dunklen Augen blickten Nicolo über den Rand einer Brille hinweg ärgerlich an.

      „Der Vertrag ist einwandfrei“, mischte sich die rothaarige Anwältin ein.

      Ich starrte auf ihre roten Lippen. Die Vorstellung dieser Lippen um meinen Schwanz ... Fuck! Jetzt war ich hart wie Stahl. Ich wollte aufspringen, sie wie ein verdammter Neandertaler über meine Schulter werfen und mit ihr verschwinden.

      „Die kleine Rothaarige könnte mich Bianca vergessen lassen“, raunte Nicolo in mein Ohr. „Ich denke, ich sollte sie mir mal vorknöpfen.“

      Ich wandte mich ruckartig zu ihm um und starrte ihn mit Mord in den Augen an. Es war mir egal, ob er mein Boss und Freund war. Wenn es um dies Mädchen ging, würde ich nicht davor zurück schrecken, Nicolo zu killen. Nichts würde zwischen mir und ihr stehen. Nichts – und Niemand! Nicolo grinste, und schlug mir auf die Schulter.

      „Keine Bange“, sagte er leise. „Ich wollte dich nur aufziehen. – Und herausfinden, wie ernst es dir mit der Kleinen ist. Ich hab nie gesehen, dass du eine Frau dermaßen anhimmelst.“

      „Sie gehört mir“, erwiderte ich leise, doch in eindringlichem Ton.

      „Vielleicht will sie dich ja gar nicht“, gab Nicolo zu bedenken. „Sie sieht mir aus wie eine Frau, die nur das tut was sie will. Sie ist eine Karrierefrau.“

      „Sie wird mir gehören. Was sie darüber denkt ist unerheblich“, erwiderte ich kalt. „Wenn es sein muss, stutze ich ihr ihre hübschen Flügel.“

      Es war die Wahrheit. Ich würde vor nichts zurück schrecken, um sie mein zu machen. Sie konnte mich hassen. Sie konnte sich wehren. Doch es würde nicht daran ändern, dass sie am Ende MEIN sein würde.

      „Ich will mich ja nicht in die Sache einmischen ...“, flüsterte Nicolo. „... doch ich denke nicht, dass es unserem Geschäft mit Alfredo zuträglich ist, wenn du seine Anwältin folterst.“

      Ich grinste zynisch.

      „Du denkst, ich würde ihr irgendwelche Körperteile abschneiden?“ Ich schüttelte den Kopf. „Es gibt andere Wege, eine Frau zu brechen. Ich habe nicht vor, ihre Schönheit zu beeinträchtigen.“

      Nicolo