Wilhelm Thöring

Unter dem Ostwind


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willst das Tuch nicht mehr an den Juden verkaufen, sondern an deinen Bruder?“

      „Ja, das will ich.“

      „Sind wir vom Juden nicht gut bezahlt worden?“ fragt die Frau.

      „Für gutes Tuch, gab es gutes Geld, das ist wahr. Aber mein Bruder, Amalie, nimmt uns alles ab, was wir ihm liefern! Er steckt seine Finger nicht in die Ballen und wühlt darin herum und reißt sie auf der Suche nach einem Fehler auseinander, wie andere es machen. Und du weißt, oft hatte dieser oder jener an vielen Ballen etwas auszusetzen. Ja, mit dem Anstieg unseres Ansehens trauen sie sich nicht mehr, so offen wie früher nach Webfehlern zu suchen. Aber hin und wieder wagt es doch jemand, und dann liegt die Ware hier und lässt sich nicht verkaufen und ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. So, wie ich es jetzt machen werde, das, Malchen, ist richtig. – Und es wird uns nicht enttäuschen“, fügt er überzeugt hinzu.

      Die Frau kann das nur schwer glauben. Sie seufzt etwas. Von dieser Abmachung mit dem Schwager hält sie zuerst nicht viel. Sie fühlt sich, als stünden sie durch diesen Handel vor einem Risiko, dessen Ausgang niemand von ihnen abschätzen kann. Sie weiß, dass der Schwager ein erfahrener und gerissener Geschäftsmann ist, und so wittert sie auch hierbei nichts anderes als einen Winkelzug, bei dem ihm die Familie seines Bruders nur nützlich sein kann. Sie sagt: „Ja, er hat seinen Gewinn im Kopf, der Stanislaus. Und damit hat er es weit gebracht. Wie kann er uns die minderwertigen Ballen abnehmen und dafür auch noch bezahlen?“

      „Ich habe sein Wort, dass ich nicht verlieren, sondern nur gewinnen werde. Malchen, wenn du wüsstest, wohin seine Beziehungen reichen! Polen und Deutschland sind ihm zu klein. Seine Ware, sagt er, geht nach ganz Europa. Sogar bis nach Asien ...“

      Die Frau hört ihm staunend, aber doch ungläubig zu. Neuerungen und Veränderungen, das weiß sie, haben ihr immer Angst eingejagt. Und von dieser Neuerung hängt ihre Existenz ab, die Existenz und auch die Zukunft ihrer Kinder.

      „Wir sind dabei aufzubauen“, sagt sie mehr für sich. „Und ich habe Angst, dass wir stattdessen zerstören.“

      „Nein, wir bauen auf, Malchen!“ ruft der Mann hoffnungsvoll und überzeugt. „Ich sage dir: wir bauen auf, wie es keiner vor uns für möglich gehalten hätte!“

      „Gebe es Gott, Jendrik.“

      Er ist aufgestanden. Zärtlich, wie sie es lange nicht mehr erlebt hat, umfasst er ihre Schultern. Sie riecht seinen Geruch, den Geruch eines kräftigen und gesunden Mannes, der sie früher erregen und wild machen konnte.

      „Ich möchte, dass du Recht behältst, Jendrik.“

      „Ich möchte das doch auch, meine kleine Wildgans. Glaube mir, wenn ich davon nicht überzeugt, wenn ich nicht ganz sicher wäre, – Malchen, ich hätte niemals eingewilligt.“

      „Ich weiß nicht, ob du stark genug bist, deinem Bruder etwas abzuschlagen.“

      „Stanislaus hat zu seiner Webereifabrik auch noch eine Spinnerei eingerichtet. Das wollte ich dir auch noch sagen. Alles Garn, das wir in Zukunft verarbeiten werden, wird er uns liefern. Er sagt, dass er schon halb Lodz damit versorge.“

      „Das auch noch?“

      „Ja, das auch noch. Ich brauche dafür einen großen, eigenen Raum.“

      „Du wirst also wieder anbauen.“

      „Ich muss, wenn ich das wagen will.“

      „Ja, du musst. Denn du hast ja schon Ja dazu gesagt.“

      „Mehr noch, meine Wildgans: ich habe unterschrieben!“

      „Was hast du?“

      „Ja, unterschrieben! Als ich überzeugt war, das Richtige getan zu haben, als ich ihm mein Versprechen in die Hand schlagen wollte, da hat er über mich gelacht, ja! ‚Große Geschäfte besiegelt man heutzutage nicht mehr mit Handschlag, wie es unsere Väter getan haben!‘ hat er gesagt. ‚Weißt du, Bruder, Vereinbarungen von einem solchen Ausmaß, die werden nur noch unterschrieben!‘ Ja, und dann habe ich ihm, nachdem er mir das Schreiben vorgelesen und erklärt hat, meinen Namen unter den Vertrag gemalt.“

      Nein, auch dieses Großartige kann ihr noch nicht das Vertrauen in die Sache geben. Sie braucht eben ihre Zeit, sie ist nicht nur ein vorsichtiger Mensch, ist auch ein schwerfälliger Mensch. Sie weiß das. Der Mann sagt: „Malchen, jetzt wird nicht mehr angestrickt – jetzt wird auch bei uns expandiert! So nennt mein Bruder das. Ich habe mir dieses Wort gemerkt.“

      Sie sieht aus, als habe sie ihm zugehört, aber mit ihren Gedanken ist die Frau woanders. Sie lässt es zu, dass er ihr Gesicht zwischen die Hände nimmt und es zu sich aufhebt. Bekümmert sagt sie: „Wenn wir die Kraft dazu haben ... Dein Bruder, ja, der hat sie. Und seine Frau, die Antonya, die hat sie auch. Aber wir, Jendrik? Einen solchen Sprung, den hat niemand vor uns gewagt.“

      „Wie sollst du das alles auch sofort verstehen können, du kleine Wildgans, du? Ich verstehe es ja auch nicht ganz.“

      „Siehst du – und das macht mir Sorgen.“

      „Das sind unnötige Sorgen, die du dir machst, Malchen, nichts als unnötige Sorgen. Wir haben meinen Bruder an der Seite!“

      „Ich möchte ihm auch so vertrauen können bei der Sache, wie du ihm vertraust. Aber, Jendrik, auch der Gescheiteste macht Fehler.“

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