Melody Adams

Dagger


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ich auf der Erde waren. Blue hatte mir verraten, dass wir mit unserer roten Haut und den Hörnern wie der Teufel aussahen. Offenbar war dies eine böse Gestalt, vor der die Menschen große Angst hatten. Mein Anblick könnte eine Panik auslösen. Also war ich im Hotel gefangen. Keine frische Luft für mich. Es sei denn, ich fand wirklich eine Möglichkeit, auf das Dach zu kommen. Ich wandte mich vom Fenster ab und zog mir einen Hoodie über. Auf diese Weise war auf den ersten Blick nicht zu erkennen wie anders ich aussah. Die Alien Breeds hatten weniger Probleme damit, nicht aufzufallen. Abgesehen von der Kopfform und ihren Fängen, wirkten sie wie normale Menschen. Außerdem wussten die Menschen über die Breeds Bescheid.

      Ich zog die Kapuze meines Hoodies über den Kopf und verließ mein Zimmer. Ich bezweifelte dass der Fahrstuhl bis zum Dach fuhr, doch es gab eine Tür zum Treppenhaus, für den Fall dass die Fahrstühle versagten. Ich hatte noch zehn Stockwerke über mir, doch ich war fit, und der Aufstieg bereitete mir keine Schwierigkeiten. Wie ich gehofft hatte, ging die Treppe vom letzten Stockwerk noch weiter nach oben und endete bei einer grünen Metalltür. Sie war verschlossen, doch darauf war ich vorbereitet. Ich nahm einen kleinen Block Genotex aus meiner Tasche und presste es auf das Schlüsselloch.

      „Schlüssel!“, befahl ich dem intelligenten Material und es formte einen passenden Schlüssel, mit dem ich das Schloss öffnen konnte.

      Nachdem ich aufgeschlossen hatte zog ich den Schlüssel heraus und steckte ihn ein, dann öffnete ich die Tür und betrat das Dach, die Tür hinter mir schließend. Die Nachtluft war kühl und ich sog sie gierig ein. Für einen Moment stand ich einfach nur da, das Gesicht zum Himmel empor gehoben, die Augen geschlossen. Nach einer Weile öffnete ich die Augen und wanderte über das Dach bis zu der halbhohen Mauer, die wohl als eine Form der Sicherheit diente, so dass niemand aus Versehen in die Tiefe stürzte. Die Arme auf den Sims gestützt blickte ich auf das Lichtermeer der vielen Gebäude und der Straßenbeleuchtung und der Autos weiter unten. Auf eine seltsame Art war es schön anzusehen. Dennoch minderte das nicht meine Meinung über diesen Ort. Zum Glück würden wir nur zehn Tage bleiben. Ich vermisste Eden schon jetzt. Der Dschungel dort erinnerte mich an meinen Planeten. Hier auf der Erde fühlte ich mich fremd und allein. Die Breeds waren hier auf der Erde erschaffen worden und nachdem man sie aus ihrer Gefangenschaft befreit hatte, waren sie nach Eden verbannt worden. In meinen Augen hatte man den Alien Breeds damit einen großen Gefallen getan. Sicher fühlten sie sich auf Eden auch wohler als in dieser überfüllten, stinkenden Stadt.

      Ein Schrei riss mich aus meinen Gedanken und ich wandte den Kopf um zu lauschen. Erneut ein Schrei, schrill und lang gezogen. Eine Frau, und sie schien in Gefahr zu sein. Ich wusste aus welcher Richtung die Schreie gekommen waren, doch ich konnte niemanden sehen. Ich lief in die Richtung wo sich die Frau befinden musste, bis ich ans Ende des Daches kam, doch noch immer war nichts zu sehen. Das nächste Gebäude war zwei Stockwerke niedriger. Die Entfernung von Dach zu Dach war weit, doch machbar, wenn ich Anlauf nahm. Ich wich ein paar Schritte zurück, sprintete los und sprang. Ich landete auf dem Dach des anderen Gebäudes mit angewinkelten Knien. Erneut hörte ich einen Schrei, doch er wurde abrupt gestoppt. Kam ich zu spät? War die Frau tot? Oder hatte sie nur jemand zum Schweigen gebracht? Ich lief zur anderen Seite des Daches und blickte in eine schmale Gasse hinab. Dank meiner guten Augen konnte ich die Gestalten unten sehen, auch wenn die Entfernung zu groß für kleinere Details war. Es waren vier Männer, die eine kleine, zierliche Frau bedrängten, welche sich mit dem Rücken gegen die Hauswand presste. Einer der Männer hatte eine Waffe auf den Kopf der Frau gerichtet. Ich wusste nicht, ob der Mistkerl wirklich schießen würde, doch ich konnte keine weitere Zeit vergeuden, wenn ich die Frau retten wollte. Meine Krallen waren eine gute Hilfe um an Wänden entlang zu klettern, doch meine Schuhe würden mir nicht viel Halt bieten. Ich holte das Stück Genotex hervor, teilte es in zwei Blocks und steckte sie an meine Fußspitzen. Dann kletterte ich über den Sims und langsam an der Fassade hinab. Das Genotex wirkte wie Saugnäpfe und stellte sicher, dass ich den Halt nicht verlor. Die Männer waren mit dem Rücken zu mir und würden mich nicht sehen. Die Frau hatte ihren Fokus auf die vier Männer gerichtet und würde mich wahrscheinlich auch nicht bemerken.

       Halte durch, Kleine. Ich komme.

       Camille

      Ich hatte keine Ahnung wie Stefano mich so schnell gefunden hatte. Ich hatte mir solche Mühe gegeben meine Spuren zu verwischen. Ich hatte mein Handy entsorgt und meine Kreditkarten nicht mehr benutzt, um es Stefano zu erschweren, mich aufzuspüren. Doch offenbar hatte es nichts genutzt.

      „Lass mich gehen. Stefano. Ich ... ich bin sicher dass ...“

      Ein Schlag ins Gesicht brachte mich zum Schweigen. Die Wucht riss meinen Kopf zur Seite und der Schmerz ließ mich leise aufschreien. Ein Knurren drang von irgendwo her. Stefano und seine Männer hatten es auch gehört und wandten sich um. Mein Blick fiel auf eine Gestalt, die an der Fassade des Gebäudes vor mir hinab kletterte, als gelten die physischen Gesetze nicht für sie.

      „Was zum Teufel ...?“, rief einer der Männer aus.

      Die Gestalt war jetzt gut zehn Meter über dem Boden. Stefano hob seine Pistole und feuerte auf den Mann – ich nahm an, es war ein Mann – dessen Gesicht im Dunklen seiner Kapuze lag. Ich schrie entsetzt auf. Die Gestalt löste sich von der Wand und fiel. Nein. Sie sprang. Mit einem unheimlichen Gebrüll flog sie förmlich auf uns zu. Schock lähmte meine Glieder. Was war das? Dies konnte unmöglich ein Mensch sein. Kein Mensch kletterte an Hauswänden entlang ohne irgendwelche Hilfsmittel und kein Mensch konnte einen so unmenschlichen Schrei ausstoßen. Das Wesen, was auch immer es war, riss Stefano zu Boden, obwohl dieser unablässig auf die heran fliegende Gestalt schoss. Ein grausiges Geräusch erklang und Stefanos Kopf hing plötzlich in einem unnatürlichen Winkel. Das Wesen hatte ihm das Genick gebrochen. Einfach so. Ich schrie. Die anderen Männer fluchten, einen Moment zu geschockt um zu reagieren, doch dann stürzten sie sich auf das Mannwesen und ein turbulenter Kampf begann. Alles ging so schnell. Es war schwer, nach zu verfolgen was geschah, doch ein Mann nach dem anderen endete in einer schrecklichen Masse aus gebrochenen Gliedern und Blut auf der Straße. Das Wesen richtete sich auf und sein Blick ging in meine Richtung. Ich zitterte. Mein Herz klopfte wie wild und mein Gehirn schien nicht in der Lage, die Ereignisse der letzten Minuten zu verarbeiten. Was war dieses Wesen? Würde es mich auch töten? Doch warum stand es dann da und starrte mich an?

      „Maticia“, sagte das Wesen mit rauer Stimme und einem seltsamen Dialekt, den ich nie zuvor gehört hatte. „Bist du verletzt?“

       Dagger

      Das Blut rauschte in meinen Ohren, Adrenalin pulsierte in meinen Venen, als ich mich langsam aufrichtete. Der Kampf war kurz gewesen und mein Blut sang noch immer das Lied von Gewalt und Mordlust. Die Frau! Der Grund für den Kampf kam zurück in meine Erinnerung und ich wandte den Blick zu ihr. Ihr Anblick war wie ein elektrischer Schock. Das konnte nicht sein! Sie konnte nicht meine Gefährtin, meine Maticia sein! Doch mein Instinkt sagte etwas anderes. Mein inneres Biest erwachte mit dem unmissverständlichen Verlangen zu besitzen, zu beschützen. Mein! Gefährtin! Maticia! Das war was mein Instinkt schrie als ich in das ängstliche Gesicht der jungen Frau vor mir blickte.

      „Maticia“, sagte ich rau. „Bist du verletzt?“

      Ihren geweiteten Augen und die Art wie sie trotz ihres bebenden Körpers wie eingefroren schien ließ auf einen Schock schließen. Nicht, dass ich es ihr verdenken konnte. Was sie in den letzten Minuten hatte sehen müssen war nichts für die Augen einer unschuldigen Frau. Doch es war nicht zu vermeiden gewesen. Die Männer hätten ihr wehgetan, sie vielleicht sogar getötet, wenn ich nicht eingeschritten wäre.

      „Maticia. Ich hab nicht vor dir wehzutun. Niemand wird dir mehr wehtun, das verspreche ich. Verstehst du was ich gesagt habe?“

      Sie blinzelte, Schock noch immer deutlich in ihrem Gesicht, doch sie nickte langsam.

      „Gut. Hab keine Angst. Ich tu dir nichts.“

      Erneut nickte sie.

      „Bist du verletzt?“, wiederholte ich.

      Sie schüttelte den Kopf und ich atmete erleichtert auf.

      „D-du