Michael J. Bergmann

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dicker Aluminiumfolie mit einer geleeartigen Masse in der Hand, wie man sie für die Erwärmung von "heißen Steinen" als Tischgrill benutzt. Ich befestigte also diese Schale unterhalb der Ballonöffnung mit ein paar Drähten. Einige von uns hielten den Ballon, während ich den Brennstoff entzündete - und schon begann jener, meinen Helfern aus den Händen zu steigen. Das hätte der Erstbesitzer nicht gedacht, dass sein Ballon noch einmal Karriere machen würde. Doch was war das?: es fielen plötzlich brennende Tropfen aus der Schale herab. Als sie die Schneeoberfläche erreicht hatten, brannten sie noch so lange weiter bis sie sich aufgezehrt hatten. Wäre ja alles nicht so schlimm gewesen, wenn der Ballon nicht ausgerechnet jetzt Kurs Richtung des ca. 200 Meter entfernten Bauernhofes genommen hätte. Der hatte nämlich ein Dach aus Lärchenschindeln. Mir fielen garnicht so viele Gebete ein, wie ich jetzt gebraucht hätte. Sozusagen im letzten Moment kam offensichtlich ein leichter Wind von der Seite und der Ballon flog haarscharf an dem Bauernhof vorbei, immer noch brennende Tropfen von sich gebend. Wir atmeten hörbar auf, als unser Flugobjekt sich endlich soweit entfernt hatte, dass wir es mit bloßen Augen nicht mehr sehen konnten.

      Ich habe seitdem nie wieder aktiv „Feuerwerk“gespielt.

      F U C H S J A G D

      Wir waren zu einem Fest bei unseren Freunden in N. bei Deggendorf eingeladen. Freudig wurden wir begrüßt und von den Gastgebern, Heinrich und Anita den anderen Gästen, die wir größtenteils nicht kannten, vorgestellt. Heinrich hatte Geburtstag.

      Plötzlich, als es schon dunkel war –es war Winter und die Landschaft beschneit –sprang Hein auf und verkündete, dass er leider, leider noch einer Pflicht nachgehen müsse. Er war nämlich Jäger und hatte eine Jagdpacht ganz in der Nähe.

      “Ich muß noch kurz auf Füchse“, sagte er und fügte hinzu, es ist heute Vollmond und die Landschaft ist beschneit, und bessere Bedingungen gibt es nicht; möchte jemand mitgehen?“Ich meldete mich sofort, denn ich war noch nie bei einer Jagd dabei gewesen. Wir fuhren also los und parkten den Wagen in einer Waldschneise. Hein bedeutete mir, jetzt ja ganz ruhig zu sein, um kein Wild zu verscheuchen. Nach ungefähr einer Viertelstunde Wegs stand ein Jagdansitz am Rand des Fichtenwaldes. Davor eine niedere Schonung mit freien Stellen darin.

      Wir stiegen beide auf den Jagdsitz, eine aus Baumstämmen gezimmerte Leiter mit einem Podest aus Brettern oben. Rundum war er eingefasst mit einer Brüstung in einer Höhe, so dass man im Sitzen bequem das Gewehr in Anschlag bringen konnte. So saßen wir dann etwa zweieinhalb Stunden in der Kälte, schwiegen uns an und blickten angestrengt auf die Schonung. Langsam kam Nebel auf.

      Außer einem Knacken ab und zu und manchmal einem Batzen Schnee vom Baum gab es kein besonderes Ereignis. Dann war es auch Hein genug. Wir stiegen durchfroren und steif wieder hinunter und machten uns nach Hause zurück zum fortgeschrittenen Fest. Dieses Ereignis, das für mich nicht ohne Reiz war, veranlasste mich zu den folgenden Zeilen:

      Ranzzeit war’s, der Mond schien helle,

      schneebedeckt die grüne Flur,

      als dem Heinrich blitzeschnelle

      Fieber in die Glieder fuhr.

      Er packt Jagdglas, Schnaps und Büchse

      Und geht fort zum grünen Tann,

      um zu passen auf die Füchse,

      die da kommen --- irgendwann.

      Plötzlich zieht sich Nebel, düster,

      vor den Ansitz, dort am Baum;

      und man hört kein leis’ Geflüster

      man sieht nicht den Waldessaum.

      Zwischenzeitlich wird zu Hause

      fest gefeiert und geschluckt,

      dieweil Heinrich dort am Ansitz

      schärfer durch sein Jagdglas guckt.

      Zeit geht um und still verborgen

      bleiben alle Füchs’ im Bau.

      Steifgefroren sind die Glieder,

      Reif liegt auf den Büschen, rauh.

      Irgendwann zu später Stunde

      kam dann die Erleuchtung ganz:

      heim musst du zu froher Runde,

      denn zu sehen ist kein Schwanz.

      Als er dann nach Haus gekommen,

      ist das Fest schon fast vorbei;

      doch dem Heinrich tat es frommen:

      “Heut’ war’s schön, die Jägerei!“

      Brennfleck

      Maria und ich waren zu Gast in unserer Stammkneipe "Schwarzer Adler" in Worzeldorf. Es war ein sonniger Tag im Sommer und die Terrasse war teilweise besucht. Auch wir setzten uns dorthin, wo es in der Sonne schön warm war. Wir bestellten jeder ein Glas Retsina und Emmi,die Wirtin, brachte ihn uns. Als wir also so saßen und vor uns hinsahen und uns ein wenig unterhielten, fiel mir auf, dass die Tischdecke, deren Material aus leicht umschäumtem grobmaschigem Gewebe bestand, lauter Brennflecken aufwies. "Schau," sagte ich zu Maria,"wie die Raucher die Decken versauen!" Nach einigem Nachdenken hatte ich jedoch eine andere Erklärung. Als Emmi wieder erschien, fragte ich sie: "Na, Emmi, hast wohl auch viele Raucher unter den Gästen?" Sie beklagte sogleich, dass die Leute die Aschenbecher für alles benutzen würden, nur nicht für die Asche ihrer Zigarretten. "Wenn Du mir noch ein neues Glas Wein einschenkst, werde ich dich von d i e s e m Übel befreien!" sagte ich zu Emmi. Sie schaute mich erst fragend an, brachte aber dann das gewünschte Glas. Es war ein Achtelliter - Glas, mit schönem, hellem Retsina. Sie stellt ihn vor mich auf den Tisch in die Sonne. "Setz' dich einen Moment hierher, Emmi!" Sie setzte sich neben mich. Was das Ganze sollte, war ihr völlig unklar. Ich zeigte auf das Glas und sagte:"Paß' mal auf, was jetzt passiert!" Und tatsächlich: nach einer kleinen Weile stieg eine erst zarte, dann kräftiger werdende Qualmwolke von einem Punkt der Tischdecke neben dem Weinglas auf. Es war genau der Brennpunkt des Weinglases, das in gefülltem Zustand wie eine Linse wirkte und die Sonnenstrahlen bündelte.

      "Hat nun dieses zweite Glas zum Verständnis beigetragen?" fragte ich Emmi.

      "Ja," sagte sie, und dann kopfschüttelnd --:

      "Diese R a u c h e r !"

      C A S I N O

      Wir waren für ein paar Tage in Garmisch-Partenkirchen bei Freunden. Diese Stadt kannten wir noch nicht und so sahen wir sie uns an - was man so in ein paar Tagen eben sehen kann.

      “Was wollen wir heute Abend machen?“ war am letzten Tag die Frage. “Einmal ins Casino gehen“. Darüber waren wir uns einig. Wir legten also fest, dass wir für 50 DM spielen wollten - so lange es eben geht, um die Atmosphäre eines solchen Ortes möglichst ausgiebig zu erfassen.

      Wir parkten den Wagen in einer Garage und begaben uns ins Foyer. Ich ging zum Schalter, um das Geld in Jetons zu wechseln.

      “Aber mein Herr, so können Sie nicht hinein.“Ich blickte an mir herunter, konnte aber keinen Fehler finden. “Eine Krawatte sollten Sie schon haben, wir leihen auch welche aus, dort drüben.“ Nachdem ich also eine Krawatte ausgeliehen hatte, begaben wir uns in die heiligen Hallen. Alles mögliche wurde dort gespielt, von dem wir die wenigste Ahnung hatten. Nur Roulette war in Ansätzen bekannt. So spielten wir also, gewannen einiges und verloren wieder; beobachteten die anderen Spieler, was eigentlich das Interessanteste war. Nach ungefähr drei Stunden hatten wir den Einsatz verspielt. In der Überzeugung, jetzt um wenigstens eine Erfahrung reicher zu sein, prägten wir den Satz:

      G e l d v e r d i e n t m a n – i n J e a n s u n d H e m d; G e l d v e r l i e r t m a n – m i t J a c k e t t u n d K r a w a t t e .

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