Helga Borchelt

Bomben, Bickbeeren, Besatzung


Скачать книгу

kommen sollte. Ich wurde immer erschöpfter und rief ängstlich nach der Mutti, bis ich zu weinen begann. Erst nach drei Stunden fanden mich meine Eltern weinend auf den Armen eines netten Herren und waren froh, ihren "Reißaus" wieder zu haben. Als ich einige Jahre später noch einmal verschwunden war, fanden mich meine Eltern in einem Gartenhäuschen wieder, in das ich vor Angst hineingelaufen war.

      Mit uns im Haus an der Thomasburgstraße wohnte ein Sattler mit seiner Familie. Er hatte seine Werkstatt in dem langen Flur, der zur Toilette führte, dort sahen wir ihm oft bei der Arbeit zu. Er reparierte auch Schuhe, fertigte Gürtel an und Taschen.

      Unsere Flurnachbarn waren Langemeyers und in dieser Familie fand ich meine beste Freundin Waltraud. Sie war im selben Alter wie ich und wir wurden unzertrennlich. Wir nannten sie Waltraud Nr. 1, denn zu unserem Kleeblatt gehörte noch ein Mädchen namens Waltraud, die wir folglich Waltraud 2 nannten. Wir alle besuchten später gemeinsam den gleichen Kindergarten.

      Im Keller des Mehrfamilienhaus gab es eine Waschküche*, die reihum benutzt werden durfte. Wenn unsere Waschwoche war, stand Mutti den ganzen Tag dort. In einem großen Waschkessel kochte sie die Weißwäsche. Dabei musste Mutti die Wäsche im Bottich die ganze Zeit umrühren. Es entstand auch viel Wasserdampf und die Luft in der Waschküche war feucht und stickig. Nach 1-2 Stunden holte sie die Wäsche mit einem Schlegel oder Bleuel (langer Holzlöffel) heraus und spülte sie mehrere Male im kalten klaren Wasser. Wir Mädchen wuschen in kleinen Wannen stundenlang Socken und Strümpfe.

      *Das Aufheizen des Kessels mit dem Waschwasser dauerte sehr lange und so brauchte man den ganzen Tag für die Wäsche. Die Bezeichnung Waschküche kommt wohl daher, dass der wichtigste Teil dort ein gemauerter Ofen mit eingemauerter Wanne war. Im Ofen wurde mit Holz oder Kohle ein Feuer gemacht, dass den Waschkessel erhitzte. Außerdem benötigte man mehrere Zinkwannen zum Ausspülen der mit Soda oder Schmierseife gekochten Wäsche. Im Boden der Waschküche befand sich ein Wasserablauf.

      Damit uns die Zeit nicht zu lang wurde, sangen wir zusammen mit Mutti Volkslieder. Bei gutem Wetter kam die Wäsche draußen auf der sogenannten Bleiche auf die Leine, bei schlechtem wurde sie auf dem Dachboden aufgehängt.

      Gruselig war für uns der Keller und schickte Mutti uns einmal dort hinunter, sangen wir laut, bis sich der Riegel der Kellertür wieder hinter uns ins Schloss schob. Wir lugten immer angstvoll in jede Ecke hinein. Wenn alles still blieb, huschten wir schnell vorbei. Mutti hat aber nie von der Angst erfahren, die wir im Keller verspürten.

      Manchmal nahm mich mein großer Bruder mit in den Keller, dann hatte ich keine Angst dort. Mutti hatte Mäuse gesehen und die wollten wir fangen, wie er sagte. Mit einem Stock versuchte ich, ein Mäuschen zu erhaschen, aber die kleinen Nager waren viel zu schnell.

      Auf dem Dachboden dagegen tummelten wir uns gerne, denn er war hell und es gab viele wunderbare Verstecke. Einmal, als mein Bruder etwas recht Böses angerichtet hatte, versteckte er sich auf dem Boden, und unser Papa suchte ihn bis tief in die Nacht hinein. Er hatte ihm längst verziehen, aber Hans-Gerd kam nicht aus seinem Versteck, und wir Kleinen verfolgten ängstlich jeden Schritt, den unser Papa auf dem Dachboden tat. Wir hatten immer sehr viel Respekt vor unserem Vater und auch ein bisschen Angst. Vater brauchte nur auf seine am Küchenschrank hängende Lederpeitsche zeigen, da waren wir sofort die allerliebsten Kinder.

      Alle paar Wochen kam ein Wagen von "Doktor Oetker", die damals schon Pudding und Nährmittel herstellten, in unsere Straße. Dann wurde, wohl aus Werbezwecken, kostenlos Pudding verteilt. Wir Kinder drängelten uns um den Wagen. Jedes Kind bekam einen kleine Pappschüssel mit Vanillepudding, das war eine tolle Sache – der Pudding schmeckte wundervoll, und wer wollte bekam auch einen Nachschlag.

      Wenn Mutti in die Stadt musste, um Besorgungen zu machen, hatte Hans-Gerd auf seine kleinen Geschwister aufzupassen. Einmal wollte ich ihm nicht gehorchen. Kurzer Hand nahm er mich und hängte mich mit meinem Kleidchen an einen Garderobenhaken, es machte „ratsch“ und ich landete auf dem Fußboden. Weh getan habe ich mir dabei nicht, aber das Kleidchen war natürlich zerrissen. Schnell zog er es mir aus und legte es im Kleiderschrank in die hinterste Ecke. Als Mutti später das kaputte Kleid entdeckte habe ich ihn nicht verraten.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBCiC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1