Michael Gauss

Das Universum ist Gottes Garderobenspiegel


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      Aber das Bewusstsein kann man schulen.

      Nach den Phasen greller Aktivität ist die Dunkelheit der wohltuende Schoß für unsere Erneuerung.

      Das ist ihr eigentlicher Zweck und es gibt keinen anderen.

      Die Dunkelheit lebt mit der Furcht, dass das Licht wieder erscheinen wird.

      Aber das Licht lebt mit dem Wissen, dass die Dunkelheit schon seit jeher ein Aspekt seiner eigenen Existenz ist.

      Wenn es keine Dunkelheit gäbe, dann hätten wir auch kein Wort für Licht. Und selbst wenn es zweifellos existieren würde, wären wir uns seiner noch nicht einmal gewahr.

      Es ist das Bemerken von Unterschieden, das uns etwas wahrnehmen lässt. Doch was ist mit dem, das homogen und überall gleichermaßen vorhanden ist? Deshalb kann man an einen Schöpfergeist auch nur glauben oder nicht.

      Aber manchmal spricht etwas auch einfach nur durch das Vorhandensein seiner Plausibilität.

DAS BÖSE

      Wer will schon sagen, was gut ist und was böse?

      Für den Masochisten ist es Zuwendung, die Peitsche zu bekommen!

      Der Glaube an den Satan als dunkle Gottheit ist ein tragisches Missverständnis.

      Das Böse in der Welt entsteht aus Unkenntnis, Angst, Lieblosigkeit, Selbstsucht, Hass oder Gier und nicht durch einen Anti-Gott. Auf der Existenzebene des Schöpfers gibt es keine Dualität und deshalb auch keinen dualistischen Widerpart. Noch gibt es sonst irgendeinen Repräsentanten eines Naturprinzips des Bösen. Denn es gibt kein Naturprinzip des Bösen als solches in der Schöpfung.

      Wie die Dunkelheit entsteht das Böse aus einer Abwesenheit. Es entsteht aus der Abwesenheit von Erkenntnis, Vertrauen, Mitgefühl, Anteilnahme, Zufriedenheit und Liebe. So besitzt auch das Böse keine Eigenständigkeit oder gar Seele.

      Ihm diesen Status zuzusprechen hieße alles nur noch schlimmer zu machen, weil es den Blick auf die wahren Ursachen verstellt.

      Wenn bereits von Anfang an das Böse als verneinendes und zerstörerisches Urprinzip im Gegenspiel zum Bejahenden und Aufbauenden des Schöpfungsaktes da gewesen wäre, dann hätte das Universum nicht entstehen können, weil sich die Kräfte neutralisiert hätten.

      Das Destruktive, wie wir es in der Schöpfung sehen, ist oftmals eine Erscheinungsform von Erneuerungszyklen, der jede Art von Materie unterworfen ist. Dies ist im Leben einer Eintagsfliege ebenso, wie im Leben einer Sonne.

      Um wirklich destruktiv im Sinne eines bösen Urprinzips sein zu können, muss erst einmal etwas da sein, das man verneinen und zerstören kann.

      Weil aber im Universum eine ganze Menge da ist, lässt sich darin zumindest ein maßgebliches Übergewicht des Konstruktiven erkennen.

      Es ist eine interessante Feststellung, dass das Böse an höhere Intelligenz gebunden ist. Im Reich der Tiere gibt es nichts dergleichen.

      Allenfalls hat die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme manchmal Auswirkungen auf andere Lebewesen, die etwas Bösem gleichkommt. Das ist aber etwas ganz anderes.

      Wirklich böse werden Tiere nur, wenn sie von Menschen misshandelt werden. Und dann auch nur in bestimmten, höher entwickelten Arten.

      So ist das Böse auf unsere höheren, geistigen Fähigkeiten angewiesen. Gerade diese sind es aber, die es in uns selbst in Schach halten können.

      Vor jeder Entscheidung, von der wir wissen, dass sie einen anderen zu unserem Vorteil verletzen wird, ist ein Wimpernschlag des Stockens, der aus den Tiefen unserer Seele kommt.

      Und jedes Mal, wenn wir diesen Moment ungeachtet vergehen lassen und fortfahren, verletzen wir uns selbst in der Tiefe unseres eigenen Seins.

      Dass es „das Böse“ in der Welt gibt, ist ein Indiz für die besondere Weisheit des Schöpfergeistes.

      Würde er immer eingreifen, wenn wir gegen das Prinzip der Liebe verstoßen, dann wären wir nur noch Marionetten an den Fäden seiner Kontrolle.

      Das Böse wird nicht mit uns zusammen geboren.

      Es wird einem beigebracht.

      (Nach einem einleitenden Aphorismus einer Folge der 3D-Animationsserie, „Star Wars: The Clone Wars“) 3

BEWUSSTSEIN

      Lebendige Existenz kann auch ohne Stofflichkeit auskommen.

      Aber ohne Bewusstsein wäre sie überhaupt nicht mehr existent.

      Wenn mein Gehirn aus den sensorischen Impulsen meiner Sinnesorgane nur Interpretationen erzeugt – was ist dann Wirklichkeit?

      Wenn die Welt fast nur aus dem leeren Raum zwischen Nukleus und Elektronenschale der Atome besteht – was ist dann Materie?

      Wenn mein Verstand nach dem Auslösen einer Handlung durch das Unterbewusstsein eine Drittelsekunde braucht, um dies zu registrieren und deshalb nur ein Veto-Recht besitzt – was ist dann Freiheit?

      Wirklichkeit wird durch mein Bewusstsein in jedem Zeitfragment neu erschaffen.

      Materie ist ein Interferenzmuster aus einander überlagernden Energiefäden, die in einer allen gemeinsamen Frequenz miteinander schwingen.4

      Freiheit besteht aus meinem Privileg, Entscheidungen zu treffen.

      Obwohl sich die Begriffe sehr gleichen, muss man einen großen Unterschied machen zwischen dem Unterbewusstsein und dem Unbewussten.

      Während ersteres eine überbordende Sammlung vergessener und verdrängter Erlebnisse ist, ist letzteres das, was wir nicht bewusst wahrnehmen, aber dennoch existiert.

      Während ersteres ein lückenloses Archiv aller Sinneseindrücke, Emotionen und Interpretationen eines jeden Augenblicks unseres Lebens enthält, findet sich in letzterem die Schnittstelle zu der Unendlichkeit an Dimensionen und Realitätsräumen in dieser Schöpfung.

      Das Unterbewusstsein ist das Resultat unseres jetzigen Lebens. Im Unbewussten aber existiert unsere Vereinigung mit allem, was ist.

      Wenn mein Bewusstsein durch seine Wahrnehmungen die Welt um mich herum für mich definiert, dann gibt es nichts außerhalb von mir.

      Wenn es nichts gibt, das außerhalb von mir ist, dann bin ich selbst alleiniger Verursacher dessen, was ich wahrnehme.

      Wenn ich selbst alleiniger Verursacher dessen bin, was ich wahrnehme, dann bin ich verantwortlich für alles, was in der Welt passiert und dabei in meine Wahrnehmung dringt.

      Wenn ich verantwortlich bin für alles, was in der Welt passiert und dabei in meine Wahrnehmung dringt – und es gefällt mir nicht – dann muss ich mein Bewusstsein und damit mich selbst verändern.

      Wenn ich mich selbst verändere, dann verändere ich dadurch auch das, was in meine Wahrnehmung gedrungen ist.

      Bin ich deshalb Gott? Ja und nein.

      Denn es gibt etwas, das größer ist als ich und von dem ich nur ein Teil bin. Es sorgt auf die gleiche Weise dafür, dass ich überhaupt existiere – indem ich davon wahrgenommen werde.

      Und offenbar hat dieses Etwas seine Kraft in uns alle gelegt.

      (Inspiriert durch Joe Vitale und Dr. Hew Len) 5