Rena Bardorf

Damals - und die Hoffnung starb zuletzt


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musste man mir nicht zweimal sagen. Ich löste mich von der kleinen Gruppe und stürmte förmlich die Stufen zur Eingangstür hoch.

      Spät am Abend saßen wir noch am Küchentisch und lauschten entsetzt Idas Bericht. Außer mir durften noch Hans und Else anwesend sein, als uns das Schreckensszenario in Nemmersdorf geschildert wurde: Die Hauptstraße, die zur einzig nennenswerten Brücke in der Gegend über den Angerapp führte, war verstopft mit Flüchtlingen. In Windeseile hatten sie ihre Habseligkeiten auf Treckwagen - und alles was sich ziehen oder schieben ließ - verfrachtet, als die Hölle an jenem 21. Oktober über sie hereinbrach. Gnadenlos zermalmten die Ketten russischer Panzer alles und jeden, der sich ihnen in den Weg gestellt hatte – oder besser gesagt: Wer nicht rechtzeitig fliehen konnte. Doch auch in den umliegenden Häusern gab es keine Sicherheit. Nachdem die Panzer gleich dreimal den Treck überrollt und anschließend die Brücke gesichert hatten, nahm man sich ausgiebig Zeit, Frauen, Kinder und Alte langsam zu Tode zu meucheln. Den wenigsten wäre ein Gnadenschuss zuteil geworden.

      Wie sollte man ein solches Martyrium verkraften, wie die schrecklichen Bilder jemals aus dem Kopf bekommen?

      Charlotte und ihre Kinder schliefen schon tief und fest, da Mutter ihnen einen Tee aus Baldrian, Hopfen und Johanniskraut, versehen mit einem kräftigen Schuss „Melissengeist“ eingeflößt hatte. Und auch ich würde mich wohl später dieses Schlaftrunks bemächtigen müssen, wollte ich in der Nacht nicht von Alpträumen geplagt werden. Allein Idas Schilderung versetzte mich in Angst und Schrecken. Ein solches Schicksal zu ertragen, es zu überleben, - für mich unvorstellbar!

      Dennoch war alles bitter grausame Realität gewesen: Wer auf der Stelle erschossen wurde, hatte noch Glück gehabt. Andere, besonders Frauen und junge Mädchen wurden bestialisch gefoltert, so dass der Tod eine Gnade darstellte. Wir hörten zu im Bann des Schreckens, unfähig die Botschaft ihrer Worte zu begreifen. Doch erst als Ida erzählte, sie hätten bei der Flucht die Leichen von Kleinkindern gesehen, denen man mit einem Spaten oder Beil den Kopf gespalten hatte, schrie ich vor Entsetzen auf und verließ fluchtartig den Raum. Meine Geschwister taten es mir gleich.

      Ich rannte hinaus auf den Hof und schlang die Arme um meinen Leib, um dem Zittern und Beben Einhalt zu gebieten. Doch vergebens! Dann ließ ich im Schutz der Dunkelheit meinen Tränen freien Lauf und betete inbrünstig mit Blick gen Himmel: Lieber Gott, steh uns bei! Lösche die schlimmen Bilder aus den Köpfen von Stefan und Paul! Lass Charlotte alles vergessen, was ihr widerfahren war, und beschütze uns vor den Russen, auf dass sie nie wieder in Masuren einfallen werden. Bitte hilf uns! Lass uns nicht im Stich. Ich verspreche dir auch, nie wieder mit Jan zu sündigen. Amen.

      Nach fast einer kleinen Ewigkeit, wie es mir erschien, begab ich mich ins Haus zurück. Ein Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. Unsere tapferen Jungs an der Front hatten schon einmal die Rote Armee zurückgedrängt. Sie würden uns auch ein zweites Mal nicht im Stich lassen. Wenn Bernhard und Jacob zu Weihnachten nach Hause kämen, wollte ich sie befragen. Ihre Einschätzung der Lage war selbst Vater heilig, wurden doch beide schon ausgezeichnet wegen Tapferkeit vor dem Feind; Bernhard trug sogar das Eiserne Kreuz. Den Ratschlag dieser beiden Jungens, gerade achtzehn und neunzehn Jahre alt, würden, nein, mussten wir befolgen.

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