Steine. So kann man sicher keinen Sensationsfund machen. Also lässt sie ihre Mutter die Platten spalten, doch es ist wie mit den Überraschungseiern: Nach jedem Öffnen gibt es eine Enttäuschung. Auch die Profis, so bekommen wir am Rande mit, haben heute noch keinen Fund gemacht.
Antonia jubelt. Nun hat sie doch noch etwas entdeckt. Zwischen zwei mühevoll aufgestemmten Platten taucht eine Pflanze auf. Wunderschön haben sich ihre Blätter in den Kalkstein gepresst. Wie ein kleines filigranes Kunstwerk. Jetzt ist auch sie bereit, den Steinbruch zu verlassen, nachdem Theresa und Johanna schon länger zum Aufbruch gedrängelt haben.
Rasanter Ausklang
Von der Jurazeit geht es zurück in die Neuzeit. Nach der Kraftanstrengung im Steinbruch haben sich die Kinder noch ein bisschen Action gewünscht. Wir fahren also die acht Kilometer von Schamhaupten nach Riedenburg, um dort den restlichen Nachmittag an der Sommerrodelbahn zu verbringen. Über einen Kilometer ist die Bahn lang, sie bietet Sprünge, Steilkurven und einen Kreisel. Eine Zehnerkarte (17 Euro) haben die Kinder verfahren, während wir uns im angrenzenden Biergarten zwei Latte Macchiato gönnen. Die Anlage hat auch einen Streichelzoo, einen Spielplatz, auf dem im Sommer vor allem der Wasserspielplatz dicht besiedelt ist. Für größere Kinder gibt es eine Quad-Bahn. 140 Millionen Jahre haben wir mit diesem Ausflug an einem Tag zurückgelegt. Im Altmühltal ist das ganz leicht.
Hier haben schon viele nach dem Sensationsfund gesucht. . Foto: Stöcker-Gietl
Freizeitserie Steinbruch8
Mit einem PS auf dem Ludwigskanal
Treideln war früher eine Form der Lastenbeförderung. In Mühlhausen gibt es wieder Schifffahrt mit Pferdeantrieb – den Ludwigskanal entlang.
Pferd Gundl zieht den Kahn knapp fünf Kilometer für eine Tour. Die Halbgeschwister Steffi und Steffi arbeiten die ganzen Sommerferien auf dem Hof ihres Opas Hans-Georg Luber mit. Fotos: Stöcker-Gietl
von Isolde Stöcker-Gietl, MZ
pollanten. Mit einem PS geht es den Ludwigskanal entlang von Mühlhausen ein Stück weit Richtung Berching. Heute macht’s die gutmütige Gundl. Das Süddeutsche Kaltblut aus dem Stall von Hans-Georg Luber wird von den zwei Steffis an die Zügel genommen. Die beiden Halbschwestern sind schon geübt im Treideln. Treideln nennt man das Ziehen von Lastkähnen durch Menschen oder Tiere. Im 18. Jahrhundert wurde Schiffe ziehen in den Habsburgischen Erblanden gar als Strafe verhängt. Eine Tortur für die Strafgefangenen, nicht wenige starben an dieser Arbeit. Für Gundl, so versichert Hans-Georg Luber, ist das Ziehen selbst bei der maximalen Auslastung seines Lastenkahns Alma Viktoria überhaupt kein Problem. „Nur am Anfang braucht sie dafür Kraft, dann läuft es von ganz alleine.“
Reisegruppen, Familien, Ausflügler buchen die Tour, sagt Hans-Georg Luber. Die meisten Fahrgäste gehören der Generation 65+ an. Doch an diesem sonnigen Augusttag sind neben Theresa, Antonia und Johanna auch viele weitere Kinder an Bord. „Seid’s vorsichtig und lasst eure Finger herin“, mahnt Luber die Reisenden, bevor er die historische Schleuse Nummer 25 öffnet, an der die Fahrt beginnt.
Eine Touristenattraktion
„Etz geh, Gundl“, sagt Steffi, die seit Jahren ihren Opa bei seiner Arbeit begleitet. Seit vergangenem Jahr darf sie zusammen mit ihrer Halbschwester das Pferd alleine die knapp fünf Kilometer lange Strecke führen. Derzeit stehen bei den Lubers noch 17 Kaltblüter im Stall. Doch Hans-Georg Luber will seine Zucht verkleinern. „Es rentiert sich ja heute nicht mehr“, sagt er. Alle seine Pferde sind als Reitpferde ausgebildet und die meisten können auch das Treideln. Denn an manchen Tagen stehen bis zu drei Fahrten auf dem Programm. Dann wird durchgewechselt. Nicht so bei den zwei Steffis und deren Bruder Dominik, der seinem Opa auf dem Kahn hilft. Sie sind in den Ferien auf fast jeder Treidelfahrt mit dabei.
Auf der kleinen Schleusenbrücke stehen Radfahrer, die schnell ihre Kameras aus den Taschen holen und Bilder schießen. Auf dem Kahn sitzt heute auch ein Fahrgast, dessen Großvater noch Schleusenwärter am Ludwigskanal war. „Für mich hat diese Fahrt einen hohen emotionalen Wert“, sagt er. aus Franken, aus Berlin und Hamburg sind heute Ausflügler an Bord. Hans-Georg Luber stellt deshalb gleich zu Beginn der Fahrt fest: „I bin a Obapfälza, wer mi net versteht, dem ko i a net helfa.“ Dann beginnt er zu erzählen. Neun Jahre wurde am Kanal gebaut. 101 Schleusen und 70 Brücken wurden damals errichtet. 278 Höhenmeter gab es zu überwinden. Im Jahr 1846 weihte Ludwig I. das Bauwerk ein. 1951 war der letzte Treidelkahn auf dem Ludwigskanal, der auch Alter Kanal genannt wird, als Beförderungsmittel unterwegs. Danach wurde die 172,4 Kilometer lange Wasserstraße zwischen der Donau bei Kelheim und dem Main bei Bamberg aufgegeben. Sie war unrentabel geworden. 1996, als das 150-jährige Jubiläum gefeiert wurde, organisierte Luber erstmals die historischen Treidelfahrten. Heute geht die Alma Viktoria, Baujahr 1933, zwischen April und Oktober regelmäßig auf Fahrt. Feste Termine gibt es nicht, sagt Luber. „Wir fahren, wenn wir genügend Leute beieinander haben.“
Dominik zeigt den Fahrgästen, wie man mit der Goaßl schnalzt.
„Halt’s die Gundl strenger“, ruft der Großvater seinen beiden Enkelinnen an Land zu. Denn gleich wird das Pferd einen ordentlichen Schrecken kriegen. Dominik hat auf dem Kahn seine Goaßl ausgepackt. „Unser Bruder hat schon Meisterschaften im Preisschnalzen gewonnen“, erzählen die Schwestern. Nun demonstriert er sein Können vor den Ausflugsgästen. Der erste Schnalzer schreckt Gundl auf und sie zuckt heftig zusammen. Doch dann weiß sie schon, was kommt, und läuft wieder ruhig weiter.
Theresa und Antonia finden es interessant, dass das Boot in dem doch recht engen Kanal auf Kurs bleibt. Und bei einem PS werden sie auch nicht seekrank, stellen sie fest.
Abends tun die Füße weh
Die beiden Steffis wenden mit Gundl und die Fahrt geht wieder gemächlich zurück Richtung Schleuse. Wenn drei Touren an einem Tag anstehen, dann tun ihnen am Abend schon mal die Füße weh, gestehen die knapp 13 und 14 Jahre alten Mädchen. Trotzdem haben sie so viel Spaß an den Pferden und am Treideln, dass sie fast die ganzen Ferien bei ihrem Opa in Pollanten verbringen.
Die knapp zwei Stunden lange Fahrt ist fast zu Ende. Dominik hilft beim Verschließen der Schleusentore. Das Wasser strömt zurück und die Alma Viktoria steigt unter kräftigem Ruckeln wieder nach oben. Für die Ausflugsgäste geht es nun noch auf den Hof von Hans-Georg Luber, zu einer Brotzeit in die Kutscheralm.
Wir machen uns auf in das nahe Städtchen Berching, um dort im historischen Stadtkern noch ein Eis zu schlecken. „Hoffentlich kriegt die Gundl jetzt auch eine Belohnung, die hat uns nämlich gut gezogen“, sagt Johanna.
Hans-Georg Luber zieht die historische Schleuse auf.
Freizeitserie Treideln8