Daniel Pokladek

Der Hüter des Waldes


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hallte durch den Wald. „Das gefällt mir schon viel besser“, rief die Stimme amüsiert. Und unversehens flammte ein gleißendes Licht zwischen den Bäumen auf. So hell, dass die beiden Freunde sich die Pfoten vor die Augen halten mussten. Ein lautes Grollen folgte dem Blitz, und überall schossen silbrige Nebelschwaden in die Luft. Eine Zeitlang konnten die Freunde nichts erkennen, aber schon bald verzog sich der Nebel -- und gab den Blick auf eine der merkwürdigsten Gestalten frei, die sie je gesehen hatten: Sie war riesengroß und klapperdünn, hatte blendend weiße Haare, die bis auf den Boden reichten, einen fast genauso langen Bart und ein Gewand, das so aussah wie der silbrige Dunst, der sich gerade verzogen hatte. Aus dem dürren Gesicht des Wesens blickten weise, geheimnisvolle Augen auf Pipp und Schwarzhals herab. Sie schienen die beiden zu durchleuchten, schienen jedes Geheimnis zu erspähen und jeden Gedanken zu lesen. Sogar dem wagemutigen Schwarzhals liefen kalte Schauer über den Rücken, als er in diese Augen blickte.

      „Ich bin der Weiße Knorrenbroich“, sagte die Gestalt jetzt in recht freundlichem Ton. „Ich bin der Seneschall des Waldes und der höchste Richter des Geistes der Natur.“

      „Was ist ein Seneschall?“ wisperte Schwarzhals Pipp zu, nachdem sie eine Weile stumm gestarrt hatte. Auch der kleine Bär wusste es nicht und zuckte mit den Achseln.

      „Ein Seneschall ist der oberste Vorsteher eines königlichen Hofes“, erklärte der Knorrenbroich. „Und mein König ist der Geist der Natur. Versteht ihr jetzt?“ Die Freunde nickten eifrig. „Und ihr seid also Pipp und Schwarzhals und habt euch auf eine Suche begeben?“

      „Woher weißt du…“, fragte diesmal Schwarzhals verdutzt.

      „Ich sagte es schon, ich weiß ALLES, was in diesem Wald vor sich geht“, unterbrach ihn der Knorrenbroich. „Nichts und niemand entgeht meiner Aufmerksamkeit.“

      „Und warum sagst du dann, wir wären auf einer Suche, aber nicht, auf der Suche wonach?“, fragte Pipp jetzt listig.

      „Ich weiß, wonach ihr sucht“, erwiderte das wunderliche Wesen. „Ihr seid auf der Suche nach Vater Bär!“

      Die letzten Worte hörte Pipp nicht mit seinen Ohren, sondern in seinem Kopf! Wie einen Gedanken! Er bekam erneut große Angst.

      Der Knorrenbroich lachte wieder, gütiger diesmal: „Was soll ich mit euch nur anstellen?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf, strich sich mit seinen feingliedrigen Fingern das lange Haar hinter die Ohren und sagte: „Aber Ihr seid ja auch noch Kinder -- und Euch soll geholfen werden. Doch zunächst seht her.“ Er machte eine weit ausholende Geste. „Dies ist mein Reich, all dies unterliegt meiner Zuständigkeit und Gnade. Schaut euch um: Seht ihr die Bäume, die Lichtungen? Hört ihr die Vögel, das Wasser des Bächleins? Riecht ihr das Moos und die Kienäpfel? Dies ist also mein Reich. Und jetzt schaut hierher“ Mit einer Handbewegung, als würde er die Luft verrühren, stellte er sich vor den emporragenden Felsblock. Pipp und Schwarzhals trauten ihren Augen kaum: unter seinen Händen tat sich das Erdreich auf. Mit jedem Kreis, den seine Hand beschrieb, wurde das Loch größer, bis es schließlich so groß war, dass ein ausgewachsener Bär bequem hätte hineinklettern können; Vater Bär etwa...

      „Hier seht Ihr mein Schloss. Bitte, tretet ein.“ Der Knorrenbroich lächelte fein, doch weder Pipp noch Schwarzhals wussten, ob das Lächeln wirklich freundlich gemeint war. Sie nahmen einander an den Pfoten und wurden von einer tiefen Dunkelheit verschluckt.

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