Karl Glanz

Die Sozialdemokratie


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steigen soll. Ein anderer Fall wurde bekannt, wo man sogar 60 Heller für ein Kilogramm Mehl forderte. Der Krieg hat seinen Preis und den müssen immer die "kleinen" Leute zahlen. Es folgt ein grausamer Krieg, der 17 Millionen Menschenleben forderte. Im Dezember 1916, nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph, hielt die Partei ihr erstes Friedensmeeting ab. Sehr viele Umstände sprachen dafür, dass im kommenden Frühjahr 1918 vielleicht noch einmal ein heißer Endkampf entbrennen könnte, dass aber damit auch das Feuer in sich zusammensinken müsste, das dann durch bald drei Jahre die meisten Länder Europas mit Tod und Verderben bedrohte. Mit gefasstem Mute konnte den letzten verzweifelten Anstrengungen der Feinde entgegensehen werden. Konnten sie doch mit gutem Grunde den Krieg als im wesentlichen zu ihren Gunsten entschieden betrachten. Wo die größere Stärke zu finden war, dass alle die kleineren Staaten, die im Anschluss an den unermesslich starken Vierverband ihr Heil zu finden glaubten — Serbien, Montenegro, Belgien, Rumänien —, von eisernen Armen erfasst und zerschmettert wurden, der einzige Kleinstaat — Bulgarien —, der sich im Vertrauen auf die innere Kraft dem Treuebund angeschlossen hatte, ist im Verein mit Österreich auf eine Siegesbahn ohnegleichen geführt worden, die volle Erfüllung seiner kühnsten nationalen Hoffnungen ist. Die Hoffnung lebte noch 1917.

      Der Marsch in sechs Wochen nach Paris hatte sich zu einem Weltdrama ausgewachsen; die Massenschlächterei war zum ermüdend eintönigen Tagesgeschäft geworden, ohne die Lösung vorwärts oder rückwärts zu bringen.

      Im Jahr 1917 war die Revolution in Russland erfolgreich. Die Herrschaft der Bolschewiki war die Herrschaft einer rein proletarischen Partei. Zum ersten Male in der Geschichte ergriff das Proletariat eines großen Landes die Zügel der Regierung. Während durch die früheren Revolutionen des Westens das Bürgertum in den Sattel gehoben wurde, war es diesmal das Proletariat, oder richtiger gesagt ein Teil des Proletariats, der die Herrschaft antrat.

      Im Januar 1918 brach eine Streikwelle aus, die ein Ende des Krieges und das Leid forderte, das die Menschen, insbesondere die Arbeiterfamilien, ertragen mussten. Arbeiterräte wurden gebildet, aber die Forderung der SDAPÖ, am Montag, den 21. Januar, zur Arbeit zurückzukehren, wurde von ihnen vereinbart.

      Am 1. Oktober 1918 wurde im österreichischen Parlament von den sozialdemokratischen Abgeordneten bei Beginn der ersten Parlamentssitzung einen Friedensantrag eingebracht, der die Regierung aufforderte, ihn den Regierungen aller kriegsführenden Staaten vorzuschlagen.

      Die Arbeiter freilich konnten keine Größe in diesem Krieg erblicken, denn die Völker, die im Laufe jahrhundertelanger Kämpfe, sich von Sklaverei, Leibeigenschaft und Rechtlosigkeit befreit hatten nun durch den Kriegszwang wieder in diesen längst überwunden geglaubten Zustand zurückgeworfen wurden, und je mehr die Verheerungen durch den Krieg um sich griffen, je grausamer die Kampfemittel wurden, deren alle kriegführenden Staaten sich bedienten, um so kleiner und erbärmlicher musste die europäische Menschheit erscheinen, die solange, so Entsetzliches und Unwürdiges ohne den Versuch der Gegenwehr diesen ertrug.

      Im Oktober 1918, während der Krieg weiter wütete, wurde unter dem Sozialdemokraten Karl Renner eine provisorische Nationalversammlung einberufen, die versuchte, eine provisorische neue Verfassung (Provisorische Verfassung) unter der Führung eines neuen Staatsrates zu erarbeiten geführt von Renner als Kanzler. Die Sozialdemokraten wollten eine neue Regierungsform, und am 12. November 1918 proklamierte Renner die Republik Deutsch-Österreich, einschließlich des Sudetenlandes, aber nicht den Rest Österreichs, wo andere Nationalitäten die Mehrheitsbevölkerung bildeten. Seine Regierung führte dann einen achtstündigen Arbeitstag ein und bezahlte Urlaub für die Arbeiter.

      Am 15. Jänner 1919 wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von den gardistischen Schergen der sozialdemokratischen Regierung Scheidemann auf viehische Weise ermordet. Ein Aufschrei des Entsetzens und der Wut ging damals durch die Arbeiterschaft aller Länder. Es klang unglaublich!: Liebknecht und Luxemburg, die Vorkämpfer des Sozialismus ermordet von einer "sozialistischen" Regierung? Die sozialdemokratische Regierung hatte den Kampf der Berliner revolutionären Arbeiter blutig niederschmettert und Rosa und Karl feige und bestialisch ermorden lassen. Sie hatte einen besonderen Kopfpreis auf die Führer von Spartakus ausgesetzt und die verruchtesten Elemente des gardistischen Offiziersgesindels auf sie gehetzt. Liebknecht und Luxemburg stellten im Kämpft um die proletarische Revolution, um die Errichtung der Diktatur des Proletariats, um den Sozialismus. Die Ebert-Noske-Scheidemann hatten den Kaiser bis zum letzten Moment geschützt und sich an die Spitze der Revolution erst dann gestellt, als sie sahen, dass diese nicht mehr zu verhindern war und mit dem ausschließlichen Zwecke, sie zu verraten und zu ersticken. Und als sie sahen, dass die Wellen der Revolution immer höher schlugen und die tapfere Vorhut der Arbeiterklasse. der revolutionäre Spartakusbund, mehr an Boden gewann, die Arbeiterschaft unter Führung Liebknechts und Luxemburgs immer mehr erkannte, dass sie vom 9. November vorstoßen müsse um Generalangriff auf die kapitalistische Ordnung überhaupt, da zierten die Ebert-Noske-Scheidemann keinen Augenblick damit, die revolutionäre Arbeiterschaft in einem blutigen Kampfe niederzuwerfen und der deutschen Revolution die besten Führer durch Mord zu rauben. Die Sozialdemokratie erwies sich in diesem Kampfe zwischen zusammenbrechenden Kapitalismus und sozialistischer Revolution als letzte Stütze des Kapitalismus.

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      Die Partei hatte in den 1920er Jahren mäßigen Erfolg, aber der Konflikt mit den rechten Streitkräften eskalierte, bis sie im österreichischen Bürgerkrieg besiegt wurde.

      Die SDAPÖ spielte eine wichtige Rolle bei der Errichtung der Ersten Republik. Kaiser Karl I. gab am 11. November 1918 sein Recht auf Teilnahme an österreichischen Staatsangelegenheiten auf. Am nächsten Tag wurde Karl Renner zum Kanzler der Republik Deutsch-Österreich ernannt .

      Die böhmische Landesorganisation der SDAPÖ hielt vom 31. August bis 3. September 1919 in Teplice eine Konferenz ab, bei der sie sich als eigene Partei, die deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik, konstituierte.

      Die Partei wollte Österreich eindeutig in die politische Union lenken und bezeichnete die neue österreichische Republik als "Deutsch-Österreich". Der Vertrag von St. Germain verbot jedoch eindeutig eine Vereinigung zwischen Österreich und Deutschland. Die SDAPÖ befürwortete dennoch eine solche Union während des Bestehens der Ersten Republik , da sie auf eine Stärkung ihrer Position und der sozialistischen Sache innerhalb eines Großdeutschlands hofften.

      Bei den ersten Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 durften erstmals Frauen wählen. Die SDAPÖ wurde die stärkste Partei und bildete eine große Koalition mit der Anti- Anschluss Christlichen Sozialpartei (CS).

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      Die ersten Gemeinderatswahlen nach dem allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht ohne Unterschied des Geschlechtes oder des Standes fanden in Wien am 4. Mai 1919 statt. “Bei diesen Wahlen erringen die Sozialdemokraten einen überwältigenden Sieg.“ Von 165 Mandaten gewannen die Sozialdemokraten 100 Sitze. Jakob Reumann wurde der erste sozialdemokratische Bürgermeister von Wien. Wien würde weiterhin die Hochburg der Sozialisten in einer weitgehend konservativ regierten Nation sein. Die sozialistisch geführte Stadtregierung errichtete die ersten Gemeindebauten für die Arbeiterklasse, wie den Karl-Marx-Hof , den Sandleitenhof und die öffentlichen Wohnsiedlungen am Gürtelring und führte Reformen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich ein. Diese Maßnahmen haben tatsächlich die Lebensbedingungen für die Arbeitnehmer verbessert und ihren Lebensstandard erhöht. Dies vertiefte die Bindung der Arbeiter an die Partei und schuf einen großen Pool von Loyalisten, auf die sich die Partei immer verlassen konnte. Daraus entstand der Begriff "Rotes Wien" der 1920er Jahre.

      Das “Rote Wien“ ist nicht zuletzt relevant, weil im “Roten Wien“ versucht wurde, eine proletarische kulturelle Gegenwelt zu Bürgertum und Klerus zu schaffen. In den Jahren des “Roten Wiens“ erreichte die Wohnbaupolitik der Austromarxisten, die vor allem in der Sozialdemokratie Österreichs im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts verbreitet war, international hohe Aufmerksamkeit, weil hier umfassende realpolitische Umstrukturierungen