Holger Krohn

Geschichten des Nordens


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gemeinfrei.

      Das Glück der Rantzau

Herrenhaus

      Das Geschlecht der Grafen Rantzau ist uralten herzoglich-schleswigschen Stammes. Einer Ureltermutter dieses Geschlechtes begegnete es, daß ein kleines Männlein mit einer Laterne zu ihr kam und sie in einen Berg holte zu einer Wöchnerin bei den Unterirdischen. Sie legte derselben nur die Hand aufs Haupt, und alsbald genas das Zwergenweiblein glücklich. Das Männlein begleitete dann die edle Frau wieder nach ihrem Schlosse zurück und gab ihr einen Klumpen gediegenes Gold und sagte: Lasse daraus fertigen fünfzig Rechenpfennige, einen Hering und zwei Spindeln und verwahre das alles wohl bei deinem Geschlecht, denn solches wird stets in Ruhm und Ehre bleiben, solange von diesen Stücken nichts verloren geht.

      Dieses geschah, und die Stücke haben noch auf lange Zeit dem Hause Glück gebracht. Es soll sich diese Tatsache, die auf sehr verschiedene Weise erzählt wird, auf dem Schlosse Breitenberg zugetragen haben. Den goldenen Hering hatte zuletzt Josias von Rantzau, ein tapferer Degen und kriegslustiger junger Held. Er ließ sich ein gutes Schwert fertigen und den Hering an dessen Griff umbiegen und als Bügel anbringen, trat dann in französische Dienste, hatte Glück in unzähligen Schlachten und wurde zuletzt Generalfeldmarschall.

      Fechten und Raufen war seine höchste Lust, dabei war er freilich unüberwindlich durch das Erbstück der Ahnfrau. Das wurde ihm, weil es ruchbar geworden, einstmals von einem Kriegskameraden, Caspar Bockwold, ins Gesicht gesagt, er habe gut Fechten und Händel suchen, man wisse wohl, daß er fest sei und sein Mut und seine Tapferkeit im Hering seines Degengriffes stecke. Darüber ergrimmte Junker Josias höchlichst, schleuderte alsbald seinen Degen von sich in den Rhein und forderte Caspar Bockwold auf der Stelle zum Zweikampf und besiegte ihn dennoch.

      Selten schlug es ihm fehl, als Sieger aus solchen Kämpfen zu gehen, er hatte deren aber so viele, daß er auch gar manche böse Scharte davon trug. Als er zu hohen Jahren kam, hatte er nur noch ein Auge, ein Ohr, einen Arm und ein Bein und außerdem noch an seinem Leibe sechsundfunfzig Male schwerer Wunden.

      Quelle Ludwig Bechstein - Deutsches Sagenbuch Meersburg und Leipzig 1930, S. 145-146

      Photo: Ein zerfallen(d)es Herrenhaus im Holsteinischen

      Klaus Groth

      Dat Schipp

      Dar fahrt en Schipp, dat fahrt so wit,

      De Wulken kamt un fahrt der mit,

      Opt Water treckt dat lank so blank,

      Un baben treckt de Wulken lank,

      So sachte so kleen,

      Man eben mehr to sehn,

      So lütt so lütt, so witt so witt -

      Nu mank de Wulken geit dat mit.

      Es fährt ein Schiff, das fährt so weit,

      Die Wolken kommen und fahren mit,

      Übers Wasser zieht es hin so blank,

      Und oben ziehn die Wolken entlang,

      So leise, so klein

      Nur eben mehr zu sehn,

      So klein so klein, so weiß so weiß -

      Nun zwischen Wolken geht es fort.

      Klaus Groth Geboren am 24.4.1819 in Heide Gestorben am 1.6.1899 in Kiel. Aus der Sammlung "Voer de Goern".

      De Fischer un sine Fru

      - Nach den Gebrüdern Grimm plattdeutsch erzählt -

      Dor weer eenmol eens een Fischer un sine Fru, de waanden tosamen in'n Pißputt, dicht an de See, un de Fischer güng alle Dage hen un angeld. Un he angeld un angeld. So sit he ok eens bi de Angel und kiekt jümmers in dat blanke Water henin. Un he sit un sit. Dor güng de Angel to Grund, dep ünner, un as he se herup hold, so hold he eenen grooten Butt heruut.

      Dor sä de Butt to em: "Hör mal, Fischer, ick bed di, laat mi lewen, ick bün keen rechten Butt, ick bün'n verwünschten Prins. Wat helpt di dat, dat du mi doot maakst? Ick würr di doch nich recht smecken. Sett mi weller in dat Water un laat mi swemmen." "Nu," sä de Mann, "du bruukst nich so veel Wöörd to maken, eenen Butt, de spreken kann, harr ik doch wol swemmen laaten."

      Mitdes sett he em weller in dat blanke Water, dor güng de Butt to Grund und let eenen langen Striepen Bloot achter sik. So stünn de Fischer up un güng na sine Fru in'n Pißputt.

       "Mann," sä de Fru, "hest du hüüt niks fungen?" "Ne," sä de Mann, "ick füng eenen Butt, de seggt, he weer een verwünschten Prins, dor heff ick em weller swemmen laaten."

       "Hest du di denn niks wünschd?" sä de Fru. "Ne," sä de Mann, "wat schull ick mi wünschen?"

       "Ach," sä de Fru, "dat is doch äwel, hier man jümmers in'n Pißputt to waanen, dat stinkt un is so eeklig. Du harrst uns doch een lütte Hütt wünschen kunnt. Gah na em hen un roop em. Segg em, wi wöllt 'ne lütte Hütt hebben, he deit dat gewiß." Die grässliche Frau!

      "Ach," sä de Mann, "wat schull ick dor noch hengahn?"

       De Mann wull noch nich recht, wull aver sin Fru ok nicht to weddern sin un güng hen na de See. As he dor kem, weer de See ganz gröon un geel un goor nich mehr so blank. So güng he an't Water und sä:

      "Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See,

       mine Fru, de Ilsebill, will nich so, as ick wol will."

      Dor kem de Butt answemmen un sä: "Na, wat will se denn?"

       "Ach," sä de Mann, "ick harr di doch fungen hatt, nu sä min Fru, ick harr mi doch wat wünschen schullt. Se mak nich mehr in'n Pißputt waanen, se wull geern 'ne Hütt." "Gah man hen," sä de Butt, "se hett se all."

      Dor güng de Mann hen, un sine Fru sit nich mehr in'n Pißputt, dor stünn aver eene lütte Hütt, un sine Fru sit vor de Döhr up eene Bank. Dor nöhm sine Fru em bi de Hand un sä to em: "Kumm man rin, süh, nu is dat doch veel beter."

      Dor güngen se rin, un in de Hütt weer een lütten Vörplatz un eene lütte herrliche Stuw un Kammer, wo jem eer Beed stünn, un Köök un Spieskammer, allens up dat beste, mit Gerädschoppen, un up dat scheunste upplegt, Tinntüüch un Mischen, wat sik darin höört. Un achter weer ok een lütten Hoff mit Hönern un Aanten, un een lütten Goorn mit Grönigkeiten un Appeln.

      "Süh," sä de Fru, "is dat nich nett?" "Jo," sä de Mann, "so schall't bliewen, nu wöllt wi recht vergnöögt lewen." "Dat wöllt wi uns bedenken," sä de Fru. Mitdes eeten se wat un güngen to Bedd.

       Der Fischer... So güng dat wol 'n acht oder veertein Dag, dor sä de Frau: "Hör, Mann, de Hütt is ok goor to eng, un de Hoff un de Goorn is so kleen. De Butt harr uns ok wol en grötter Huus schenken kunnt. Ich möch wol in eenem grooten stenern Schlott waanen. Gah hen tom Butt, he schall uns een Schlott schenken."

       "Ach, Fru," sä de Mann, "de Hütt is god noog, wat wöllt wi in'n Schlott waanen."

       "I wat," sä de Fru, "gah du man hen, de Butt kann dat jümmers doon."

       "Ne, Fru," sä de Mann, "de Butt hett uns eerst de Hütt gewen, ick mak nu nich all weller kamen, dem Butt künnt dat sur upstöten."

       "Gah doch," sä de Fru, "he kann dat recht good un deit dat geern. Gah du man hen."

       De Mann weer sin Hart so swoor, un wull nich. He sä bi sik sülben: "Dat is nich recht!" He güng aver doch hen. As he an de See kem, weer dat Water ganz vigelett un dunkelblau un grau un dick, un goor nich mehr so gröön un geel, doch weer't noch still. Dor güng he an't Water un sä:

      "Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See,

       mine Fru, de Ilsebill, will nich so, as ick wol will."

      "Na wat will se denn?" sä de Butt.

       "Ach," sä de Mann half