Stephan Lake

Layla


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      Er war still.

      Er hörte, Falls Sie keine weiteren Fragen haben, hätte ich einen Folgeauftrag für Sie. Interessiert?

      Brandner trank noch einen Schluck vom Kaffee, konnte dann seinen Magen nicht mehr ignorieren und hielt den Becher aus dem Fenster und schüttete den Rest aus. Er warf den Becher in den Fußraum zu den anderen und zu der Papiertüte vom Teilchen.

       Also was jetzt, interessiert oder nicht?

      Er tippte gegen den billigen Plastikanhänger an seinem Rückspiegel, ein Reiter auf einem Pferd und darunter der Schriftzug Winslow, Arizona, und er sagte, Ich höre zu.

      13

      Sie waren vorsichtig, zärtlich, wild und ungestüm und laut.

      Jetzt lagen sie nebeneinander, verschwitzt, ein wenig verschämt und unsicher ob ihrer Nacktheit und dem, was sie gerade getan hatten, aber zugleich mit einem Lächeln wie niemals zuvor im Gesicht.

      „Ich möchte noch etwas unternehmen, Eli. Was wollen wir machen?“

      Die Heizung lief auf vollen Touren. Ihm fiel Adams ein. Miete ist dreihundert Mark, inklusive einem Abschlag für Heizung, Strom und Wasser. Der Abschlag ist nicht so üppig, sei also sparsam, okay? ... Ist das Mädchen deine Freundin? Wenn du sie mal mit hoch nehmen willst, klär das vorher mit der Frau Rommelfanger ab ... Die Frau Rommelfanger hat das Bett frisch bezogen.

      „Was willst du machen?“

      „Wie wärs mit Kino?“, sagte Layla.

      „Kino?“

      „Wir könnten im Dunkeln knutschen.“

      „Und danach ins Tönnchen. Tanzen. Heute ist Disco.“

      „Und später wieder hierher kommen.“

      „Das wäre phantastisch.“

      „Aber ich kann nicht über Nacht bleiben. Meine Eltern flippen aus.“

      „Dann los.“

      Elijah nahm etwas von dem Geld, das Adams ihm gegeben hatte und steckte es in seine Jackentasche. Den Großteil versteckte er im Eisfach seines kleinen Kühlschranks.

      „Cooles Versteck“, sagte Layla.

      „Das lernst du, wenn du Eltern hast wie ich.“ Er lächelte. „Bisher.“

      Die Dusche war zu klein, also duschten sie nacheinander und zogen sich an.

      Sie gingen Hand in Hand, manchmal hüpfte Layla neben ihm, manchmal blieben sie stehen und küssten sich. Irgendwann erreichten sie die Innenstadt und hatten sich schnell gegen den zweiten Teil von La Boum in der Flimmerkiste entschieden und fürs Atrium und Louis de Funés, Louis und seine verrückten Politessen. Vom Film bekamen sie nicht viel mit.

      Später aßen sie Currywurst und Pommes und schlenderten Hand in Hand und beide mit einem großen Lächeln im Gesicht durch die engen Straßen der Stadt und kamen schließlich auf den Domfreihof und zum Tönnchen. Drei Tonnen Club e.V.

      Sie ließen sich ihre Handrücken stempeln und gingen hinein, die Treppe hinunter und sofort auf die Tanzfläche zu Kiss, I was made for loving you, baby.

      Das perfekte Lied für einen perfekten Abend.

      14

      Noch am selben Nachmittag war Elijah zurück im Gefängnis. Er zeigte wieder seinen Ausweis und passierte die Schleuse, gab wieder Telefon und Dienstwaffe ab, ließ die braune Papiertüte kontrollieren, die er mitgebracht hatte und erklärte, was er damit vorhatte und bekam das Okay, zeigte erneut seinen Ausweis, wieder der zierlichen Schwarzhaarigen vom Morgen.

      „Hallo, Frau d’Antonio.“

      „Herr Leblanc, hallo mal wieder.“

      „Es hat nicht geregnet seit heute Morgen.“

      „Leider.“ Sie lächelte. Wenig nur, aber es war ein Lächeln. „Nochmal den Snydr und dazu Nevada also. Wen zuerst?“

      „Nevada, bitte.“

      „Gut. Wird etwas dauern, da wir zu dem nur zu zweit gehen und wir ihm auch Fußfesseln anlegen müssen.“ Sie gingen dieselben Gänge wie zuvor. Alle Zellentüren waren jetzt geschlossen. Der Besuchsraum war wieder völlig leer. „Mein Kollege und ich werden Nevada holen, dann aber hier im Raum bleiben. Bei Snydr ebenso. Setzen Sie sich schon mal.“

       Bei Snydr ebenso.

      Etwas musste geschehen sein.

      Elijah setzte sich auf den Stuhl von zuvor, legte seinen Hut neben sich auf den Tisch, stellte die Tüte neben den Hut und wartete.

      Der Kerl, den d’Antonio und ihr Kollege fünfzehn Minuten später hereinführten, trug Chinos und olivfarbenes T-Shirt und Fesseln an Händen und Füßen. Die Kette klackte auf dem Boden. Das Shirt zeigte dunkle Flecken unter den Achseln und auf der Brust und am Kragen. Kein Wunder. Es war immer noch heiß draußen und immer noch sehr heiß drinnen. Elijah lief wieder eine Perle den Rücken hinunter.

      „Setzen Sie sich dahin, Nevada“, sagte d’Antonio. Sie deutete dabei auf den Stuhl gegenüber Elijah, auf dem Snydr gesessen hatte.

      Nevada setzte sich.

      D’Antonio nickte Elijah zu und ging zurück zur Tür und blieb stehen. Ihr Kollege neben ihr.

      Nevada guckte auf Elijah, guckte auf Elijahs Hut, auf die Tüte, auf Elijah. „‘The fuck are you?“

      Elijah zögerte.

      „Youre here to haul my ass back, huh? Back home, huh? To the land of the fucking free.“ Er sagte, „Fuck you.“

      Dann verstand Elijah. Nevada hatte seinen Westernhut gesehen und den falschen Schluss gezogen. Der Ex-Marine glaubte, dass Elijah vom FBI wäre oder vom Marshall‘s Service oder wer immer zuständig war für die Überbringung flüchtiger Amerikaner zurück in die USA.

      „Mir wurde gesagt, ich kann Deutsch mit dir sprechen.“

      „Huh? What the ...“ Nevada guckte an Elijah vorbei zu d’Antonio und ihrem Kollegen. „Hey, was wirds das, huh? Wer is das?“

      „Der Herr ist vom BKA“, hörte Elijah d’Antonio.

      „Bundeskriminalamt“, sagte Elijah. „Was bei euch das FBI ist.“

      „Ich weiß was BKA is.“ Nevada guckte wieder auf Elijahs Hut, dann wieder auf Elijah. „Un, was willste vom mir, BKA?“

      Elijah betrachtete Nevada. Ein Auge grün, eines blau und im Gesicht billige Knasttattoos und die übrig gebliebenen Narben aus einer Jugendzeit mit schwerer Akne. Die Arme auf dem Tisch ebenfalls tätowiert und massiv wie der gesamte Kerl.

      „Ich habe Snydr gesehen.“

      Nevada lehnte sich zurück. „Ah, the old man. Über den gehts also.“

      „Ich glaube nicht, dass du ein Messer gegen Snydr brauchst.“

      Stille.

      „Du hast angegeben, Snydr hat das Messer mitgebracht.“

      Grinsen.

      „Snydr hat also das Messer gegen dich gezogen? Warum?“

      Noch mehr Grinsen.

      Der Kerl machte alles richtig. Er kannte die Regeln. Elijah wollte etwas von ihm, also musste Elijah etwas bieten. Wenn nicht, bekam er keine Antwort. Ganz einfach.

      Aber was konnte Elijah schon bieten?

      „Ich kann nicht verhindern, dass du demnächst einen Flug auf Staatskosten zurück in deine Heimat bekommst“, sagte Elijah. „Ich kann nichts an