Reiner F. Silberg

Lachen mit FRED B.


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Fred baute Stresshormone auf und vergriff sich mit überschlagender Stimme giftend im Ton: „Alter Bock, dein kupferner Penisring hat deine Gehirnwindungen vergiftet!“ Ihm wurde das alles zu kompliziert, er schwang sich aufs Rad und versuchte die Schmerzen des kleinen Kratzers im Knöchel zu vergessen.

      Fred war voll im Streß. Er fragte sich, welcher Esel ihn geritten hat, als er sich für diese Radtour entschloß? An der nächsten Wurstbude kaufte er sich eine Flasche Bier um sich damit ruhig zu stellen. Das gelang aber erst nach der dritten Flasche. Dann sprang er zügig auf seinen Drahtesel, um an der anderen Seite gleich wieder einen Abgang zu exerzieren. Die zahlreichen Saufbrüder an der alten Wurstbude kamen so endlich mal auf ihre Kosten. Ein besonders vermögender Sozialhilfeempfänger hatte die richtige Idee: Er spendete Fred noch eine Flasche Pils. So hatten dann alle noch eine feine Zugabe, als der nun trunkene Fred im zick-zack mit seiner Karre davon kurvte und vorn an der Kreuzung Rot mit Grün verwechselte und schließlich vollständig die Übersicht verlor. Fred wollte nach Hause und fuhr Amok. Dazu kam noch der Umstand, Pinkeln zu müssen. Das ging gründlich schief und gestaltete sich wie folgt: Im Wahn, ein städtisches Gebüsch vor sich zu haben, öffnete er seinen Hosenschlitz und urinierte in einen gepflegten und zaunlosen Vorgarten wo liebliche Rosen ihr Dasein fristeten und angesichts der Sonne nach Wasser dürsteten. Nun hatten sie gleich Wasser mit Düngergabe. Fred bekam als Dankeschön vom Besitzer des Vorgartens, Herrn Pumpdikel, einen Besenstiel derartig übers Kreuz gezogen, dass sich der arme Holzstiel in mehrere Teile verwandelte. Da Gartenfreund Pumpdikel mit Fred keine Nachsicht hatte, konnte Fred nicht verhindern, den zweiten Teil seines angestauten Urins in die Hose abzulassen. Nun war Fred völlig konfus. Er hatte keine Zeit, den Hosengürtel zu schließen und dann sprang auch noch in der Hektik der oberste Hosenknopf ab. Er schwang sich also mit halb abgelassener Hose aufs Fahrrad und wollte schleunigst aus dieser ungastlichen Gegend verschwinden. Das Vorhaben mißlang, weil Fred anstatt sein Fahrrad zu nehmen, im Alkoholwahn und angesichts der Prügelattacke, das herumstehende Fahrrad des Herrn Pumpdikel ergriff. Er wurde vom Rad gezerrt und lautstark als lumpiger Hühnerdieb beschimpft. Das laute Gezerre drang durch das geöffnete Fenster an die Ohren der Frau Pumpdikel. Die legte fix ihr Bügeleisen auf die Hose ihres werten Gatten ab und eilte sogleich ans Fenster. Voller Spannung sah sie den im Dreck liegenden Fred. Der kam langsam zu sich, besann sich auf dummdreiste Ausreden - er wäre vordem gekidnappt und mit Gewalt unter Drogen gesetzt worden - und er möchte nun nach Hause um dort Linderung seiner durchlebten Pein suchen. Als er endlich auf den eigenen Drahtesel aufsattelte, steckte Rosenbesitzer Pumpdikel noch rechtzeitig den Rest des Besenstiels zwischen die Speichen des Vorderrades von Freds Fahrrad. Der eierte kreuz und quer, konnte sich aber kurz vor dem erneuten Besuch im Straßendreck noch rechtzeitig in die richtige Lage manövrieren. Fred war klar, dass er es nun endgültig satt hatte. Genügend Zuschauer hatte er ja bei seinen deftigen Auftritten und er überlegte, Honorare gerichtlich einzuklagen. Beim Abfahren sah er zur am Fenster geifernden Pumpdikel, zeigte ihr den Vogel und bemerkte den Rauch, welcher sich hinter ihr im Zimmer aus dem Fenster quälte. Die Hose des Herrn Pumpdikel und das Bügelbrett taugten nur noch für den Müll…

      Fred trat gemächlich in die Pedalen und eruierte unentwegt im Wahn einsetzender Entzugserscheinung, wo denn der Standort seines Wohnhauses sein könne. Er kam zum Schluß, einen Passanten fragen zu müssen, wo denn seine (Freds) Wohnung sei. Er übertraf sich an hanebüchenen Unsinn derartig, dass er voller Ernst einen daher trabenden Bürger um Auskunft bat, welche Richtung er - also Fred - einschlagen müsse, um endlich zu seiner Schlafpritsche zu gelangen. Natürlich hing Freds Hose immer noch halbgeöffnet am Körper. Verschreckt sprang der dahereilende Fußgänger zur Seite und stellte entsetzt fest, dass er einen Verrückten vor sich habe. Im Zustand der langsam nachlassenden Vernebelung seiner Sinne meinte Fred, dass er wohl die Pest haben müsse, weswegen sich dieser blöde Kerl ängstlich von ihm abgewandt habe. Und damit beschloss Fred, nun wieder selbst zu denken, was auch langsam und sicher gelang. Er fand sein Haus, warf das Rad in die Kellerbucht, ging in seine Bude und trank aus dem Kühlschrank noch eine Flasche Bier. Ermattet und von grässlichen Träumen gebeutelt, dümpelte Fred bis zum Abend im Bett.

      Was er in seinen Albträumen so alles erlebt hat, darüber ist anschließend zu berichten.

       Der Albtraum

      Es ist kurz vor Mitternacht. Freds Wellensittich hat sich infolge offener Käfigtür unerlaubt Ausgang genommen. Genau 0.00 Uhr verwandelt sich dieser Vogel in ein fliegendes Riesenmonster. Es reißt Fred aus dem Schlaf, riesige Krallen packen ihn und er wird aus dem offenen Fenster gezerrt. Er schreit, aber seine Stimmbänder sind gelähmt. Beim Abheben in den Himmel sieht Fred seinen Nachbarn Mükkenkillp an dessen Fenster eine Zigarre qualmen; und dieser Scheißkerl winkt auch noch dämlich grinsend hinterher. Der Wellenmonstersittich fliegt nun mit Fred Richtung Vollmond. Mit Grausen denkt Fred daran, dass, wenn das so weiter geht, die Luft knapp wird und sein Schlafanzug bei den zu erwartenden Minusgraden zerbröseln wird. Der Mond rast entgegen, wird immer größer. Plötzlich lässt der Wellenmonstersittich von Fred ab, öffnet seine Krallen und mit Fred geht’s abwärts. Er saust nach unten, immer schneller der Erde entgegen. Fred schreit, wird aber gleich ganz stumm, weil er daran denkt, auf der Erde zerplatzen zu müssen. Und dann schlägt er auf. Nein, er zerplatzt nicht, aber es stinkt maßlos. Fred ist in eine große Güllegrube geflogen, in der er nun bis zum Hals drin steckt. Sein Mund ist mit dem widerlichen Inhalt der Güllegrube gefüllt und er schluckt das Zeug tapfer hinunter. Widerwillig denkt er daran, dass er wohl grade den Dünnpfiff vom Nachbarn Mükkenkillp verkostet. Fred ist erstaunt, weil die Gülle nach Bananensaft schmeckt. Er taucht unter und trinkt fleißig weiter. Aber nun schmeckt das Zeug plötzlich tatsächlich nach Scheiße und Fred kann nicht mehr auftauchen da über der Grube gerade eine große Stahlplatte geschoben wird. Es ist dunkel und Fred hat keine Idee, was er machen soll, um aus dieser stinkenden Situation fliehen zu können. Da wird er von unten an den Beinen gepackt und tief in die Gülle gezogen. Immer tiefer und tiefer und es dauert und dauert. Fred will schreien, aber er hört es nur in der Scheiße gluckern. Und dann kommt Fahrt auf: Mit ungeheurer Geschwindigkeit rast er nach unten und Fred durchbohrt den Erdball. Am anderen Ende kommt er endlich an die Luft und Fred sieht den Himmel. Der aber ist grün und der Erdboden ist blau. Aus der Erde wächst kein Kraut, sondern kleine Kugeln liegen umher und werden schnell größer. So groß wie ein Fußball, und dann platzen die Dinger mit großem Getöse auseinander. Eine wabernde Masse kommt angehüpft und Fred sieht, dass es sich um ein einbeiniges Wesen handeln muß – ein Lebewesen, was offensichtlich auch noch denken kann. Denn die Wabermasse avisiert Fred durch ein in der Mitte befindliches augenähnliches Dingsda und murmelt unverständliche Laute in sein bartloses Antlitz. Fred steht da und ist viel zu gelähmt, um irgendeine sinnvolle Reaktion zeigen zu können. Plötzlich nimmt das Wesen weiter Gestalt an, indem es sich aufbläst und sogleich wieder in sich zusammenfällt. Dabei kommt es zu einem derartigen hysterischen Lärmpegel, wie es Fred nur von einer Schar eifersüchtiger Klatschweiber kennt. Fred bekommt panische Angst und weiß nun, dass er auf einem anderen Planeten ist. Auf einmal steht vor ihm ein ganz gewöhnlicher hölzerner Luftroller wie er ihn aus seiner Kindheit kennt. Fred springt auf diesen Roller und gibt Gummi. Er rast der Wabermasse davon und er wundert sich, wie schnell man mit so einem Roller fahren kann. Er wird immer schneller und auf einmal ist der fremde Planet zu Ende. So, wie es die Menschen auf der Erde früher annahmen, dass die Erde als Scheibe im Weltraum steht. Fred kann nicht bremsen und schießt in den Weltraum. Weit weg sieht er die Mutter Erde ihre Runden drehen. Dorthin muss er. Schon deswegen, um Nachbar Mükkenkillp wegen seines Dünnpfiffs zu tadeln und sich dessen dämliches Grinsen beim Abflug zu verbitten. Er hat Mühe, begreifen zu wollen, diese Fahrt bzw. Flug auch schaffen zu können, zumal hinter ihm eine Sternschnuppe immer näher kommt und Fred Gefahr läuft, dass diese ihn direkt in den After fährt. Aus Richtung Erde nähert sich etwas. Hilfe naht, denn es ist sein zum Riesenmonster mutierter Wellensittich. Fred darf nun umsteigen und komfortabel geht es im Sturzflug auf die Erde zu, direkt durchs offene Fenster in das Wohnzimmer. Die Uhr schlägt 1.00 Uhr. Es war höchste Zeit, denn das Flugmonster verwandelt sich genau 1.00 Uhr jede Nacht wieder zurück in einen niedlichen Wellensittich. Sekunden später und Fred wäre beinahe für immer mit seinen Luftroller durch den Weltraum gesegelt und hätte dort immerfort friedliche Sterne und Kometen erschreckt.

      An der Wohnungstür schellt