Wolfgang Max Reich

Der Kapitän


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Wasserflächen trocken und sind nicht mehr befahrbar. Aber dieser Kalender gibt mir zum Beispiel auch Aufschluss, über den richtigen Zeitpunkt die Elbe stromaufwärts in Richtung Hamburg zu befahren.

      Wenn ich die Elbmündung in Cuxhaven erreicht habe und der Ebbstrom bereits eingesetzt hat, sollte man in Cuxhaven liegen bleiben und auf das nächste einsetzende Hochwasser warten. Gegen den starken Ebbstrom der Elbe anzufahren kostet nur viel Brennstoff und Zeit. Wenn man jedoch das auflaufende Wasser nutzt kommt man deutlich schneller und entspannter voran.

      Gegen den Strom wird zwar eine große Geschwindigkeit bei der Fahrt durch Wasser angezeigt. Um schnell vorwärts zu kommen, muss man jedoch die Fahrt über Grund betrachten. Wenn ich auf strömungsfreiem Gewässer eine Höchstgeschwindigkeit von 10 Knoten erreichen würde, und die Elbe mit einem Ebbstrom von 5 Knoten fließt, erreiche ich über Grund nur noch 5 Knoten an Geschwindigkeit.

      Wer auf seiner Yacht über einen GPS-Empfänger verfügt, bekommt die Fahrt über Grund in der Regel auch angezeigt. Auf eine teure Fahrtmessanlage (Staudrucklogge) kann in diesem Fall verzichtet werden.

      Um Reviere wie das Wattenmeer sicher befahren zu können ist ein Echolot unverzichtbar. Um sich nicht festzufahren ist ein regelmäßiger Blick auf die Anzeige des Echolots besonders wichtig.

      Der Kompass

      Immer wenn sie eine Wegstrecke zurücklegen müssen, ohne auf Landmarken oder Fahrwassertonnen, die sie in Sichtweite haben, zurückgreifen können, müssen sie ihren berechneten Kurs nach dem Kompass steuern. Insbesondere bei schlechter Sicht, bedingt durch starken Regen, oder Nebel wird der Kompass unverzichtbar. Er ist einer der wichtigsten nautischen Instrumente, um sicher ihr Ziel erreichen zu können.

      Neben dem Magnetkompass, der auch Steuerkompass genannt wird, verfügen moderne Yachten häufig noch über einen Fluxgatekompass. Dieser dient als sogenannter Regelkompass und dient vielen elektronischen Geräten, wie zum Beispiel einem Autopiloten oder dem Radargerät, als Referenzgeber.

      Lassen sie für ihren Magnetkompass eine aktuelle Ablenkungstabelle erstellen. Diese Arbeit wird von einem vereidigten

      Achten sie immer darauf, dass sie in der Nähe ihres Magnetkompass keine metallischen Gegenstände, wie zum Beispiel Schlüsselbund oder Sonstiges ablegen. Vermeiden sie auch metallische, oder gar magnetische Dinge in ihren Hosen- oder Jackentaschen aufzubewahren.

      Als Rudergänger kommen sie mit diesen Gegenständen dem Magnetkompass zu Nahe. Er wird durch diese Gegenstände abgelenkt und zeigt ihnen dann keinen korrekten Kurs mehr an.

      Zur üblichen Ausstattung eines Steuerhauses gehört natürlich auch ein Chronometer und ein Barometer. An Stelle des Chronometer, reicht in der Sportschifffahrt eine sogenannte Funkraumuhr völlig aus Eine Funkraumuhr zeigt mit ihren grünen und roten Keilen die Zeiten der Funkstille an. Diese Zeiten sind ausschließlich für den Funkverkehr im Seenotfall reserviert. Ein Barometer kann über eine schnelle Wetterverschlechterung informieren. Fällt der Luftdruck in kurzer Zeit stark, so ist mit einem schnell aufkommenden Sturm zu rechnen. Trotz der vielen elektronischen Wettervorhersageeinrichtungen würde ich auf ein solches analoges Barometer nicht verzichten.

      Das Steuern über größere Distanzen kann sehr anstrengend sein. Gerade dann, wenn das Schiff durch starken Seegang immer wieder aus dem Kurs gedrückt wird. Hier ist dann Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt. Bei glatter See darf auf keinen Fall mit großen Ruderausschlägen gearbeitet werden, um das Schiff auf Kurs zu halten. Sonst laufen sie Gefahr, dass das Schiff sich aufschaukelt und sie keine gerade Kurslinie mehr fahren. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Um die Ruderansprache zu kontrollieren, sollten sie neben dem Blick auf den Kompass auch immer einen Blick auf den Ruderlagenanzeiger haben. Bei starkem Seegang wird man häufig mit größeren Ruderausschlägen korrigieren müssen, um das Gieren des Schiffs zu begrenzen. Aber auch hier heißt es Ruhe bewahren und nicht hektisch mit dem Ruder arbeiten. Alles ist nur eine Frage der Übung und der Konzentration. Wenn sie die Möglichkeit haben, wechseln sie sich am Ruder häufig ab. Die Konzentration fordert dem Rudergänger, gerade bei schlechtem Wetter, einiges ab.

      Der Autopilot

      Der Autopilot ist ein wahrer Segen. Er nimmt einem diese schwierige Aufgabe ab. Mittlerweile ist er auch in der Sportschifffahrt sehr verbreitet. Es gibt einfache Geräte, die nur den eingegebenen Kurs halten. Die meisten modernen Geräte können jedoch viel mehr. Sie beherrschen das sogenannte Steuern nach Wegpunkten. Diese Geräte sind nicht nur mit einem Regelkompass vernetzt, sondern auch mit dem Navigationsgerät. Jetzt können sie ihre gesamte Routenplanung mit den benötigten Wegpunkten programmieren und der Autopilot übernimmt nun auch die benötigten Kursänderungen, um zum nächsten Wegpunkt zu gelangen.

      Diese modernen Geräte haben sogar eine Funktion für das Seegangsverhalten. Autopiloten bemerken eine Kursabweichung bereits, bevor der Mensch die Abweichung mit dem Auge überhaupt wahrnehmen kann. Ein Schiff bewegt sich, dank dieser Geräte, ohne sichtbare Schlenker auf der vorgegebenen Kurslinie. Man sagt dazu auch, es fährt wie an der Schnur gezogen. Beobachten kann man das am Kielwasser des Schiffs. Auch im Notfall, bei einem „Mann über Bord“ Manöver, kann man mit einem einzigen Knopfdruck auf Gegenkurs gehen, um nach dem ins Wasser gefallenen Menschen zu suchen.

      Ein moderner Autopilot macht nicht nur das Steuern eines Schiffes komfortabler, sondern im Seenotfall kann er dazu beitragen Menschenleben zu retten.

      Wer einmal die Vorzüge des sogenannten „eisernen Steuermanns“ kennengelernt hat, möchte auf solch ein Gerät nicht mehr verzichten. Durch den Einsatz des Autopiloten, kann man sich umso mehr auf den Schiffsverkehr konzentrieren.

      Die Radaranlage

      Eine der gefährlichsten Wettersituationen, die einem auf See begegnen können, ist dichter Nebel. Innerhalb kürzester Zeit sind Küstenlinien, Seezeichen und vor allem der Schiffsverkehr um einen herum nicht mehr sichtbar. Nun ist größte Aufmerksamkeit gefordert. Die erste Maßnahme, die sie ergreifen müssen, ist ihre Geschwindigkeit zu reduzieren. Schalten sie alle lauten Schallquellen, wie zum Beispiel laute Musik aus. Was sie mit den Augen nicht mehr wahrnehmen können, muss nun mit dem Gehör erfasst werden. Achten sie auf die Nebelsignale der anderen Verkehrsteilnehmer.

      Benutzen sie ihre eigene Schallsignalanlage, um auf sich aufmerksam zu machen. Geben sie alle zwei Minuten einen langen Ton mit dem Nebelhorn ab.

      Kleine Sportboote werden von der Berufsschifffahrt häufig übersehen. Das liegt daran, das Sportboote bedingt durch ihre Größe nur schlecht auf den Radargeräten der Berufsschifffahrt zu identifizieren sind. Um die ausgesendeten Radarstrahlen besser zu reflektieren, sollten sie ihre Yacht mit einem sogenannten Radarreflektor ausstatten.

      Wenn sie in ihrer Nähe einen Hafen haben, rate ich ihnen ihre Reise zu unterbrechen und abzuwarten bis der Nebel sich gelichtet hat. Die Fahrt bei dichtem Nebel ist für unerfahrene Schiffsführer mit großen Risiken verbunden.

      Inzwischen sind Radaranlagen in der Sportschifffahrt weit verbreitet. Aber allein der Besitz einer solchen Anlage ist noch lange kein Schutz vor einer Kollision. Es gehört viel Erfahrung und Übung dazu, um ein Radarbild sicher auswerten zu können. Sie sollten daher auf ihren Reisen bei guter Sicht das Radargerät einschalten. Nun können sie das Radarbild mit der wirklichen Umgebung vergleichen. So lernen sie das Radarbild richtig zu interpretieren. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.

      In der gehobenen Preisklasse gibt es allerdings Radaranlagen, die mit der elektronischen Seekarte kombiniert sind. Hier wird das Radarbild in die Seekarte integriert. Diese Geräte werden auch Radar Overlay genannt. Hier lassen sich Seezeichen und Fahrzeuge auf dem Farbmonitor leicht unterscheiden.

      In der Nacht kann man das Radarbild auch als Navigationshilfe betrachten. Wenn man sich im Küstenbereich aufhält wird natürlich auf dem Radarbild auch die Küstenlinie mit abgebildet.

      Selbst wenn man nur über ein einfaches Radargerät mit einem monochromen Monitor verfügt ist es immer noch besser als blind durchs Wasser zu fahren.

      Frei nach dem Motto: Unter den Blinden ist der Einäugige König.