Bianca Wörter

Blauer Himmelsstern


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      Bianca Wörter

      Blauer Himmelsstern

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Glasmurmel

       2. Ankunft

       3. Engel

       4. Macht

       5. Drache

       6. Gefühle

       7. Kraft

       8. Magie

       9. Plan

       10. Ebene

       11. Tunnel

       12. Höhle

       13. Opferer

       14. Gefangenschaft

       15. Käfig

       16. Verzweiflung

       17. Kryson

       18. Ausbruch

       19. Wahrheit

       20. Verrat

       21. Flucht

       22. Farin

       23. Aufbruch

       24. Zufluchtsort

       25. Vorbereitung

       26. Blauer Himmelsstern

       27. Realität

       Impressum neobooks

      1. Glasmurmel

      Ich schlurfte in Gedanken versunken nach Hause, noch verstrickt in die Gefühle und Eindrücke meines Berufes, die Kunden, die mir manchmal das Leben schwer machten und in meinen Gedanken noch Stunden danach mit ihren Stimmen und Forderungen nachklangen, als ich es auf dem Bürgersteig liegen sah. Es lag zum Übersehen gut getarnt im Gras des angrenzenden Gartens, der auf den Weg traf. Unauffällig wie eine Glasmurmel lag es dort und schien nur darauf zu warten, von den Händen eines Kindes wieder gefunden und aufgehoben zu werden, nur, um in einem weiteren Spiel erneut verloren zu gehen. Es musste auf mich gewartet haben, sonst hätte ich es nie bemerkt, noch dazu, wie ich in Gedanken versunken, den Kopf nach unten gesenkt meinen Weg nach Hause nahm. Jedes Kind hätte es finden können, aber keines hatte es aufgehoben, um es daheim seiner Mutter als „wertvollen Schatz" zu zeigen. Also wurde ich aufmerksam auf dieses „Es".

      Ich blieb stehen, um es zu identifizieren. Es war klein und sah aus wie eine blau marmorierte, durchscheinende Glasmurmel, die eine unendliche Weite in sich zu tragen schien. Sie sah aus, wie mit einer Flüssigkeit gefüllt.

      Ich blieb weiterhin stehen und überlegte, fühlte, wie sehr mich die Spontanität der Kindheit verlassen hatte und ich unfähig war, auf meinen Bauch zu hören.

      Wenn ich noch ein Kind gewesen wäre, hätte ich, ohne zu überlegen, diese Glasmurmel mit nach Hause genommen, hätte sie meiner Mutter stolz gezeigt und hätte mir, wie jedes Mal, anhören müssen, dass ich doch nicht immer solche Sachen mit nach Hause schleppen sollte, weil da garantiert Bazillen oder Schlimmeres dran wären.

      Ich überlegte, ob ich diese Murmel mitnehmen sollte, schließlich wohnte ich schon lange nicht mehr bei meinen Eltern, hatte eine eigene, nette, kleine Mietwohnung, in der ich tun und lassen konnte, was ich wollte, wenn es die Nachbarn und den Vermieter nicht störte. Dann überlegte ich, ob ich die Murmel nicht liegen lassen sollte. Ein Kind sollte sie vielmehr finden, damit es einen „Schatz" für sich hat, den es an kalten und regnerischen Tagen oder wenn es einsam war, herausholen konnte, um ihn zu bewundern, mit ihm zu spielen und an den Tag zu denken, an dem es diesen wundervollen Schatz gefunden hatte.

      Im Inneren ist wohl jeder ein Kind geblieben und ich kam nicht von dem Gedanken los, dass diese Murmel die ganze Zeit auf mich gewartet hatte.

      Ich bückte mich und betrachtete die Murmel intensiver. Sie war wunderschön. Sie sah aus wie ein Himmelsstern, ein blauer Himmelsstern. Das war sie wahrscheinlich. Ein Teil des Universums, das seine gesamte Weite widerspiegelte oder sogar in sich trug! Ein wunderbarer Schatz. Ich wurde wieder zu dem Kind, das ich vor vielen Jahren war - einen Moment lang. Unschlüssig nachdenkend wollte ich ihn eigentlich nicht liegen lassen, diesen meinen Schatz. Wenn er mir nicht mehr gefiel, würde ich ihn an ein Kind verschenken oder ihn wieder dort hinlegen, wo ich ihn gefunden hatte. Ein Kind sollte ihn finden und sich über das Geschenk des Universums freuen: Über den blauen Himmelsstern!

      Nein!

      Ich wollte ihn nicht liegen lassen und auch nicht herschenken. Es war mein Stern. Er war auf einmal etwas Wertvolles für mich. Immer wenn ich ihn ansah, spürte ich, wie ich mich in seiner Weite verlor, wie er mich verzauberte – immer und immer wieder.

      Ich hob ihn auf und befühlte vorsichtig seine Oberfläche. Er war glatt. Er fühlte sich nicht wie Glas oder Marmor an. Für seine Größe war er viel zu leicht. Er hatte einen Durchmesser von etwa 3 cm, war aber leicht wie eine Feder. Und er war warm. Als ich ihn in der Hand hielt, fühlte ich ihn nicht mehr, nur meine Augen bestätigten mir, dass er tatsächlich in meiner Hand lag. Ich hielt ihn vorsichtig vor meine Augen, hatte Angst, ihn zwischen meinen Fingern zu zerbrechen und blickte in eine Weite des Universums.

      Vor Aufregung hatte ich es sehr eilig und nur noch den Wunsch, schnell heim zu eilen, mich auf mein Bett zu legen und den Stern intensiv zu betrachten.

      Zuhause ging ich schnurstracks in mein Schlafzimmer, legte mich auf mein Bett und hob den Stern vor meine Augen. Im Licht der Lampe betrachtete ich ihn und staunte darüber,