Richard Zucht

Wetten Sie doch auch gegen die Banken auf den Großen Crash!


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unmaßgeblichen Meinungen über das Wirken der Götter DAX und NASDAQ, denen – wie den antiken Göttern – menschliche Eigenschaften nachgesagt werden. Mal erfahren wir, dass der DAX eine wichtige Marke verteidigt hätte, mal wird uns gesagt, dass der NASDAQ nachgeben musste. Das hört sich an wie antike Göttersagen. Die gegeneinander agierenden Börsenmakler werden kurioserweise als ein Team dargestellt, mit dem sich die Reporter identifizieren, als sei es die Fußball-Nationalmannschaft. „Wir“ haben Gewinne mitgenommen und Punkte abgegeben, sind aber im Plus, weil „wir“ kurz vor Handelsschluss bei vernachlässigten Werten zugelegt haben. Die Börsen werden verharmlost, ja verniedlicht. Das soll wohl Fernsehzuschauer anregen, selber an der Börse zu spekulieren, wo Privatleute, wenn sie sich lange genug als Trader betätigen, ihr Geld an die Profis verlieren. Hinter solch Gerede steckt eine Sprachregelung, die für alle privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zu gelten scheint.

      Mein Hinweis auf die Geschichte ist nicht witzig gemeint. Wir alle möchten wissen, wie diese gefährliche Entwicklung weitergehen wird. Weil wir nicht erfahren können, was die Mächtigen tun, müssen wir versuchen, auf andere Weise Erkenntnisse zu gewinnen. Darum lohnt sich ein Blick in die Geschichte. Da sind wir nämlich keinen Bemühungen augesetzt, uns durch Desinformation in die Irre zu führen.

       Das Dilemma der Ökonomen

       Die Ökonomen betreiben keine exakte Wissenschaft. Sie veranstalten Ratespiele.

      Heute gibt es über alle für Laien wichtigen physikalischen Erscheinungen gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnisse, wodurch diese ihren Schrecken verloren haben. Naturereignisse werden auch kaum noch auf höhere Mächte zurückgeführt, mal abgesehen von den Kreationisten und einigen isolierten Stämmen in Afrika und Neuguinea.

      Keiner der Wissenschaftler, die Vorschläge zur Lösung der Weltfinanzkrise anbieten, sagt, wie man seine Vorschläge falsifizieren könnte. Das geht ja auch nicht, schon weil man nicht jahrelang warten kann. Schlimmer ist, dass es in der Volkswirtschaft keine Möglichkeit gibt, eine wissenschaftliche Erkenntnis in der Retorte zu erproben. Möglich wäre es, mithilfe der Spieltheorie die Auswirkungen einer Maßnahme in einem Modell zu simulieren. Leider nützt das wenig, weil

       Annahmen erforderlich sind, die nicht vorher überprüfbar sind,

       die Zahl der „Spieler“ zu groß ist für den Aufbau eines Modells,

       die Strategien der „Spieler“ nicht hinreichend genau bekannt sind.

      Deshalb werden wir bombardiert mit pseudowissenschaftlichen Empfehlungen, die billiger zu produzieren sind und die sich gegenseitig ausschließen. Da wird zum Beispiel vorgeschlagen, die Griechen aus Euroland hinauszuwerfen, andere meinen, Griechenland sollte die Drachme wieder einführen und den Euro behalten, andere wollen den Euro ganz abschaffen oder den Goldstandard wieder einführen. Manche sagen, man solle den Griechen kein Geld mehr geben, andere wollen noch mehr Geld in das Fass ohne Boden pumpen. Alle diese Vorschläge sind unrealistisch.

       Den Euro kann man nicht abschaffen, denn das verstieße gegen internationales Recht.

       Der Vertrag über den Beitritt Griechenlands enthält keine Kündigungsklausel. Es gibt keine Kündigungsmöglichkeit. Freiwillig würde Griechenland nur ausscheiden, wenn die Euro-Staaten noch mehr zahlen wollten, als sie ohnehin zahlen müssen.

       Die Wiedereinführung des Goldstandards erforderte internationale Vereinbarungen nach jahrelangen Verhandlungen.

       Die Einführung der Drachme als griechische Binnenwährung neben dem Euro wäre durchführbar, aber sinnlos. Die Drachme würde nur von Leuten angenommen werden, die man dazu zwingen kann, also Rentner, Arbeitslose, Staatsdiener und Subventionsempfänger. Die würden ihre Drachmen sofort in die Wechselstuben tragen. Gekauft würden Drachmen in den Wechselstuben von Leuten, die Steuern oder Gebühren zu zahlen haben. Griechenland würde ins Chaos stürzen, weil Geld aufhört, ein Maßstab zu sein.

       Drehte man für Griechenland den Geldhahn zu, würde der NATO-Staat zusammenbrechen. Eine nicht abschätzbare Entwicklung würde einsetzen.

      Eine Regierung, die Empfehlungen der vermeintlichen Experten befolgte, wäre wie ein Arzt, der einem Patienten, der an einer Krankheit leidet, die er nicht kennt, ein Medikament verschreibt, dessen Wirkung er auch nicht kennt, weil es noch nicht einmal an Mäusen erprobt wurde.

      Politiker werden nicht bestraft, wenn sie falsche Maßnahmen durchführen, wohl aber, wenn sie erfolglos Maßnahmen empfehlen, die später für falsch gehalten werden. Die Strafe ist ein aussichtsloser Listenplatz bei der nächsten Wahl.

      So beschränkt man sich darauf, an den Symptomen ein wenig zu kurieren, was die Hedge Fonds erfreuen wird,

       Die griechische Tragödie

       Die Griechen haben, seit sie den Euro haben, ohne allzu harte Arbeit ein gutes Leben geführt, auf Pump. Das rächt sich jetzt.

      Deutschland hat 66 Millionen Einwohner, Griechenland hat 11 Millionen. Bis Oktober 2012 wurden auf Kosten der deutschen Steuerzahler für griechische Schulden 66 Milliarden Euro gezahlt oder verbürgt. Jeder Rentner, Säugling, Millionär oder Hartz-IV-Empfänger wurde für 1000 € in Schulden gestürzt, um jedem Griechen 6000 € zu schenken oder zu versprechen. Und da sind die Griechen auch noch undankbar!

      Verzeihen Sie bitte meinen schlechten Scherz!. Niemand wird den Griechen Geld schenken. Beschenken will man nur die Banken, die Griechenland durch unsinnige Kreditgewährung in die Pleite getrieben haben und dabei selber leichtfertig in Schwierigkeiten gerieten.

      Weil wegen überhöhter Löhne griechische Oliven sogar in Griechenland zu teuer wurden, wird Olivenöl aus Italien importiert. Die griechischen Produzenten von Oliven erhalten EU-Subventionen, die sie verwenden sollen, um die Produktivität zu erhöhen, was Subventionen entbehrlich machen würde. Das tun sie aber nicht. Sie kauften Autos und Flachbildfernseher und benötigen darum die Subventionen auch weiterhin.

      Wenn ein Grieche durch Verkauf seiner Arbeitszeit Geld verdienen wollte, schloss er sich einer Partei an, die ihn mit einem überflüssigen, aber unkündbaren Job in einer überflüssigen Behörde oder einem desorganisierten Staatsbetrieb versorgte. Das machte die Bürokratie unhantierbar. Deshalb kann nicht einmal die Buchhaltung des griechischen Finanzministeriums zuverlässige Zahlen liefern. Die Staatsbetriebe wurden durch nutzlose Arbeitnehmer, die nicht entlassen werden können, so wertlos, dass kein Hedge Fonds sie kaufen will.

      Griechenland hat außerdem von allen NATO-Staaten die meisten Soldaten pro Kopf der Bevölkerung. Die Soldaten sind hauptsächlich damit beschäftigt, durch die Gegend zu fahren und Wache zu schieben. Das Militär ist so organisiert, dass es von niemand, auch nicht von den Türken, als Bedrohung empfunden wird.

      Warum sollten sich die mit unkündbaren Jobs Beschenkten Gedanken darüber machen, dass die Gießkanne eines Tages leer sein wird? Die Griechen haben in ihrer Geschichte immer Auswege gefunden. Also erwarten sie, dass jemand die Gießkanne auffüllt. Sie meinen, Deutschland sei dazu verpflichtet, wegen der Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg. Von Italien erwartet man das nicht, obwohl es Mussolinis Truppen waren, die ohne Kriegserklärung das Land überfielen und dadurch in den Krieg hineinzogen. Von sich aus hätte Hitler das für ihn strategisch nutzlose Griechenland so wenig angegriffen wie Portugal.

      Die griechischen Politiker, die die Geschenke verteilten, machten sich keine Gedanken über die Schulden, die sie anhäuften, denn die wurden erst lange nach Ende der jeweiligen Legislaturperiode fällig. Die Zinsen waren auch kein Problem, denn die wurden aus anderen Schulden pünktlich bezahlt.

      Dieselben