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(un)gewöhnliche Freundschaften


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Da hatte ich schon panische Angst. Ein dummer Drache war das, der nicht verstand, warum ich nur noch mehr weinte, als er mich einfach packte und mitnahm. Ich hatte solche Angst und du warst nirgends zu sehen. Ich hatte Angst, dass du mich verlassen hast, weil du dich vor dem Drachen fürchtest.«

      Auf einmal war Jerry sehr ernst geworden und jegliches Lachen war aus seiner Stimme verschwunden. »Aber ich habe dich nicht im Stich gelassen, so wie ich dich noch nie im Stich gelassen habe. Ich hatte euch verfolgt und dich mit einem Trick aus den Fängen des Drachens gerettet.« Jenny lächelte ihn aufmunternd an. Sie kannte ihren Jerry gar nicht so ernst. Das sah ihm gar nicht ähnlich. »Es war sehr klug von dir, ein Radio mitzubringen, damit die Musik einfach alles übertönte. Es war irgendwie klar, dass Drachen klassische Musik lieben. Ich glaube, er hatte seitdem ein sehr ruhiges Leben.« Ein zaghaftes Lächeln erschien wieder auf Jerrys Lippen.

      Der Wind hatte zugenommen und zerrte nun an Jennys langem Kleid und an ihrer Frisur. Perfekt sah diese bestimmt nicht mehr aus. Es war ein Wunder, dass ihr Kopfschmuck überhaupt noch hielt. Er war wirklich gut festgesteckt worden.

      »Jerry, du warst immer mein bester Freund.« Dieser nickte heftig. »Dein einziger, meine liebe Jenny. Seit deine Eltern dich verlassen haben, war ich doch für dich da. Selbst als du älter wurdest und tagsüber zur Schule musstest, habe ich immer hier auf dich gewartet. Um dann noch mehr Abenteuer zu erleben. Selbst, als du den ganzen Tag beschäftigt warst, habe ich dich nachts besucht und dich mitgenommen in meine Welt. So wie in der einen Nacht, als wir mit Meerjungfrauen geschwommen sind. Was war das für eine schöne Nacht! Die Schönste von allen.

      Weißt du noch, Jenny, wie ich in dieser Nacht an dein Fenster geklopft hatte? Ganz verschlafen warst du gewesen und wolltest mir erklären, du könntest nicht mitgehen. Dass du eine Mathearbeit schreiben musst am nächsten Morgen. Aber ich konnte dich dennoch überreden.« Jennys Miene hatte sich verdunkelt. »Ich habe eine Sechs geschrieben in dieser Arbeit.« Aber wieder winkte Jerry nur ab. »Ach, was bedeuten schon Noten. Abenteuer zu erleben, das ist, was zählt. Auch damals habe ich dich schließlich überreden können. War es nicht herrlich gewesen durch das kalte Meer zu schwimmen. Hach.« schwärmte er. »Waren die Meerjungfrauen nicht schön? Ja, Meerjungfrauen sind die schönsten Wesen von allen. Sie sind so elegant, wie sie durch das Meer gleiten. Fast als würden sie tanzen.«

      Jenny schwieg und schlang die Arme fest um ihren Körper, während Jerry unerlässlich weiter sprach. Ihre Erinnerungen an diese Nacht waren nicht annähernd so schön wie seine. Es war unglaublich kalt gewesen im Meer und es hatte um sie herum getobt und gewirbelt, als wollte es sie umbringen. Die Meerjungfrauen, von denen Jerry nun so schwärmte, waren auch nicht besonders freundlich zu ihr gewesen. Ständig hatten sie Jenny mit hinunterziehen wollen. Sie hatten nicht verstanden, dass dies ihr Tod gewesen wäre. Am Ende hatte sich Jenny vollkommen alleine am Strand wiedergefunden. Das Meer hatte sie zu ihrem Glück an den Sandstrand gespült und nicht gegen die Klippen geschmettert. Ihr war schrecklich kalt gewesen und sie hatte gezittert. So schrecklich gezittert. Unter größter Anstrengung hatte sie sich nach Hause geschleppt und war ins Bett gefallen. Die Schule hatte sie geschwänzt und die Mathearbeit hatte sie nicht mitschreiben können. Natürlich durfte sie diese auch nicht wiederholen und hatte eine Sechs dafür bekommen. Dabei hatte Jenny so sehr dafür gelernt.

      Erst jetzt bemerkte sie, dass Jerry aufgehört hatte zu sprechen. Stattdessen sah er sie mit seinen traurigen Augen an. Sie erwiderte seinen Blick mit dem Wissen, dass die Zeit nun gekommen war. Doch bevor Jenny sagen konnte, was sie sich zurechtgelegt hatte, begann auch Jerry wieder zu sprechen. »Ich war immer für dich da, egal was passiert ist. Nicht wahr, Jenny? Selbst als die bösen Männer aus deinen Albträumen kamen, war ich bei dir. Habe ich dich nicht vor ihnen so gut es ging beschützt, Jenny? Vor den bösen Männern, vor denen du solche Angst hattest. Auch als sie versucht haben, dich von mir fortzureißen, war ich standhaft geblieben. So lange ich es konnte, so lange es in meinen Kräften gelegen hatte.«

      Er starrte traurig auf seine Hände. »Ich konnte einfach nicht verhindern, dass sie dich von hier fortbrachten. Dich verfolgen konnte ich auch nicht. Ich habe es versucht, das weißt du. Doch an diesen Ort konnte ich dich einfach nicht begleiten.« Nun hatte er Tränen in den Augen.

      Jenny griff nach seiner Hand und drückte sie. »Es ist in Ordnung, Jerry. Ich weiß, du warst als Kind immer für mich da, wenn ich dich gebraucht hatte. Doch nun, mein lieber Freund, brauche ich dich nicht mehr. Dieses eine Abenteuer, das größte meines Lebens, muss ich ohne dich bewältigen.«

      Tränen liefen seine Wange herunter und auch ihr Gesicht war vom Weinen heiß und gerötet.

      »Er hat dich mir weggenommen.« Seine Stimme war plötzlich voller Hass.

      »Nein, mein alter Freund, unsere Zeit war schon immer begrenzt. Das wussten wir doch. Sie musste irgendwann ein Ende haben und dieses ist nun gekommen. Ich liebe Simon und hoffe, du kannst es verstehen. Oder zumindest akzeptieren,« fügte Jenny schnell hinzu, als sie seine unversöhnliche Miene sah.

      »Also willst du mich einfach im Stich lassen? Nach allem, was wir erlebt haben?« Ganz leicht schüttelte Jenny ihren Kopf, wobei die einzelnen losen Strähnen um ihr Gesicht herumwirbelten. »Ich möchte, dass du mich erwachsen werden lässt, so wie du es schon längst hättest tun sollen. Du warst so lange mein Freund. Mein bester Freund und noch so viel mehr. Du warst meine Familie, doch nun habe ich eine neue. Nun ist Simon mein bester Freund.« Jenny lächelte. »Nun brauche ich dich nicht mehr.«

      Simon blickte aus dem Fenster des Hauses. Schon seit einigen Stunden saß Jenny alleine auf dieser Bank und starrte hinaus auf das tosende Meer. Ihr perfektes weißes Kleid, das er eigentlich noch nicht sehen durfte, war nun eher gräulich. Ihr Schleier hielt nur unter größtem Protest dem Reißen des Windes stand, dem die aufwendige Hochsteckfrisur schon längst zum Opfer gefallen war. Er seufzte bedauernd. Natürlich wusste er, dass sie diese kurze Auszeit brauchte. Jenny hatte es ihm erklärt und er hatte es verstanden. Er würde jede ihrer Absonderlichkeiten verstehen, schließlich tat sie das mit seinen Ticks auch. Seine Hände waren noch immer gerötet vom langen Schrubben und um seine Fliege richtig zu binden, hatte er fast zwei Stunden gebraucht, bevor er annähernd zufrieden war. Seine persönliche Bestzeit. Jenny hatte einen positiven Einfluss auf ihn und er glaubte, dass beruhte auf Gegenseitigkeit. Schließlich hatte sie aufgehört ständig mit sich selbst zu sprechen. Und auch ihre Selbstmordversuche hatten aufgehört, seitdem sie sich kennen gelernt hatten.

      Doch erst, als sie von der Bank aufstand und mit einem Lächeln und Tränen in den Augen zum Haus zurückkehrte, konnte er beruhigt ausatmen. Als hätte sie es gehört, blickte Jenny zu ihm auf und winkte ihm lächelnd zu. Sie hatte geweint. Das verrieten die schwarzen Spuren unter ihren Augen und die geröteten Wangen. Doch in dem Moment, in dem sich ihre mit Simons Augen trafen, strahlten sie wie Sterne.

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