der KPdSU, Michail Gorbatschow, angesichts der Berliner Mauer seinen denkwürdigen und tausendfach zitierten Satz geprägt: ´Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.´
Am 7. Oktober hatten zahlreiche Jugendliche und Intellektuelle abends den Aufstand in Ostberlin geprobt und wurden von uniformierten und zivilen Sicherheitskräften zusammengeschlagen oder besonders vorbereiteten Verwahrungsorten „zugeführt“. In der geteilten Rumpfhauptstadt der Ostdeutschen wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Kurz darauf begannen die Montagsdemonstrationen für Glasnost und Perestrojka auch in der DDR, zunächst in Leipzig, dann in anderen Städten des Landes.
Gorbatschow hatte Honecker deutlich gemacht, dass die DDR-Führung das Problem alleine lösen musste und diesmal keine sowjetischen Panzer rollen würden. Der DDR-Staatsratsvorsitzende und Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wurde darauf hin unter maßgeblicher Mitwirkung seines Genossen und Sicherheitsministers Mielke von der eigenen Parteiführung abgesetzt. Am 4. November fand in Berlin die erste Großdemonstration der DDR-Bürger ohne Kontrolle der SED-Organe statt. Eine Million Menschen verlangten Meinungs- und Reisefreiheit. Die Macht der Partei begann zu bröckeln. Die Risse im Damm wurden größer.
Am 9. November 1989, diesem schicksalsträchtigen Tag der Deutschen, verkündete der Ostberliner Parteisekretär und das Mitglied des SED-Politbüros, Günther Schabowski, in einer Pressekonferenz die Reisefreiheit für die Ostdeutschen, weil er einen ihm zugeschobenen Merkzettel des SED-Krisenstabes, formuliert von zwei StaSi-Obristen, falsch interpretierte. Der Damm brach, die Berliner Mauer ebenfalls. Noch in der Nacht setzte sich ein gewaltiger Strom Ostberliner Bürger und stinkender Trabis in Richtung Westberlin, am nächsten Tag in Richtung Westdeutschland, in Bewegung. Das Ende des Ostblocks war eingeleitet.
Am 7. Dezember 1989 wurde der bis dahin allmächtige StaSichef Erich Mielke verhaftet und kurz darauf unter Anklage gestellt. Seine Beteuerungen vor der sich auflösenden so genannten Volkskammer, dem Scheinparlament der DDR, dass er doch alle Menschen liebe, halfen ihm in diesen Umbruchswirren wenig.
In dieser wilden Zeit begann Sebastian sein angeborenes Fach zu studieren. Zuerst in Berlin, später, im Strudel der politischen Wende in Europa, führte ihn sein Weg nach Hamburg und zuletzt nach Gießen, wo er 1998 seine offiziellen Studien abschloss.
Neben seinem Eindringen in die besondere Welt der Mathematik hatten ihn mehr und mehr zwei damit offenbar zusammenhängende und bislang noch unaufgeklärte Rätsel der Menschheit beschäftigt: Ein sehr altes, nämlich die ungeheure Präzision und Periodiziät des Kalenders der alten Maya-Kultur. Und ein sehr modernes, nämlich die verbrennungsfreie Erschaffung von Energie. Dies veranlasste ihn, zusätzlich ein Studium der theoretischen Physik zu beginnen. Im letzten Jahr seines Studiums hatte er sich unter Professor Ihrwinger mit Fuzzy-Logik und Vektortheorien befasst und sein Diplom darüber gemacht.
Alle Professoren hatten Sebastian ein weit überdurchschnittliches Talent bescheinigt und es war für seinen Diplomvater nicht leicht gewesen, die weitgehenden Vorstellungen des Studenten in seinen Aussagen über mögliche Weiterentwicklungen im Bereich der Fuzzy-Logik und der weltweiten Zusammenfassung von Rechnerleistung überhaupt noch zu bewerten.
Jutta Fauth, die Familienfreundin und Nenn-Patin, hatte seinen Studienweg aus der Zeuthener Ferne freundlich und geistig begleitet. Nur ihr offenbarte er seine wissenschaftlichen Probleme, seine studentischen Abenteuer und seine ersten Liebschaften in Deutschlands Norden. Sie verstand als Physikerin auch einiges von seinen mathematischen Theorien und ihr vertraute er in dieser Lebensphase mehr an, als seinen präkommunistischen Eltern.
Dr. Jutta Fauth war abgewickelt worden, nachdem sie das Angebot der Russen, ganz in deren neu formierten Staatenbund GUS überzusiedeln, abgelehnt hatte. Das wiedervereinte Deutschland hatte für ostdeutsche Kernphysikerinnen vorläufig keine Verwendung. Überfluss herrschte von nun an nicht nur an Gütern des täglichen Bedarfs und an Informationen, sondern auch an Wissenschaftlern und ehemaligen Funktionären. Ihre Bemühungen, beim CERN in Meyrin bei Genf eine Anstellung zu bekommen, waren gleichermaßen fehlgeschlagen. Man war gerade dabei, den alten LEP - Large Elektron-Positron-Beschleuniger - auszumustern und ein neues Projekt mit dem Namen LHC - dem Large Hadron Collider - zu verwirklichen. Dieser Teilchenbeschleuniger sollte fast doppelt so groß werden, wie der bisherige. Aber vor 2005 würde er wohl nicht in Betrieb gehen. So trat sie in eine wissenschaftliche Korrespondenz mit ihrem „Patenkind“ ein, befasste sich mit seinen mathematischen Erkundungen und besuchte ihn auch gelegentlich in seinen Studienstädten. Ansonsten züchtete sie in ihrer unfreiwilligen Arbeitslosigkeit Rosen im kleinen Garten ihres Zeuthener Häuschens, so, wie es viele große Geister in ihrem Ruhestand vor ihr schon gepflegt hatten.
Überrascht hatte sie, als sie auf Sebastians Bitte hin den Exzerpt für seine Diplomarbeit studierte, seine darin enthaltene Aussage, dass die Mathematik maßgeblich dazu beitragen und daran arbeiten könne und müsse, das Energie- und Informationsproblem des Globus generell zu lösen. Dieser Gedanke war Fachleuten nicht neu. Aber die mehr am Rande seiner Arbeit vorkommende Behauptung, dass es grundsätzlich möglich und berechenbar wäre, Gravitationskraft gesteuert physikalisch zur Energiegewinnung zu nutzen und zwar in größerem Maßstab, als mit Hilfe der Kernfusion, möglicherweise durch Nutzung des Phänomens der Schwarzen Löcher, die man dafür herstellen müsste, war bei ihr doch auf nicht unerhebliche Skepsis gestoßen. Das hatte ihm nicht nur ihre Nachfrage, sondern auch die Kritik oder das Lächeln seiner Kollegen, vor allem aber einiger Kernphysiker, eingebracht.
Wie das Problem der Verarbeitung der dabei entstehenden ungeheuren Datenmengen zur Steuerung derartiger physikalisch-materieller Abläufe gelöst werden sollte, hatte er sich zum Thema seiner Abschlussarbeit gemacht. Jutta Fauth hatte Sebastian gebeten, ihr seine Ansichten einmal in einem abendlichen Gespräch leichter verständlich zu nahe zu bringen. Im Sommer 1996, kurz bevor er seine Diplomarbeit an der traditionsreichen Gießener Justus-Liebig-Uiniversität einreichte, hatten sie sich dann getroffen.
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