Bernd Gärtner

Äthiopien Danakil Schicksal


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für mich noch etwas Fremdes waren - ich trotz deren freundlichen Gesinnung mich etwas unsicher fühlte. Doch dieses Gefühl sollte in den nächsten Tagen verschwinden.

      Um 4Uhr am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Taxi zum Mesquel Square zum Busbahnhof. Ich war überrascht, dass um diese Uhrzeit schon viele Sportler unterwegs waren. Mit einem Bus wollte ich nach Bahir Dar weiterfahren. Bahir Dar liegt am Tana Lake und dieses Gebiet wird als Riviera Äthiopiens bezeichnet. Die Fahrt selbst war klasse. Wir fuhren durch wunderbare, durch landwirtschaftlich geprägte Landschaften. Auf den Feldern arbeiteten Männer, Frauen und Kinder mit einfachsten Hilfsmitteln. Ich fühlte mich mindestens 2000Jahre zurückversetzt. Nach ein paar Stunden kamen die ersten Pässe. Vom Bus aus konnte ich wunderbare Aussichten auf die Bergwelt genießen. Wirklich klasse.

      Im Bus war auch ein Ehepaar. Er, Tim aus Kanada, sie, Claire aus China. Die beiden waren mir sehr angenehm. Als wir in Bahir Dar angekommen sind, entschlossen wir gemeinsam ein Hotel zu suchen. Ein Schlepper hatte uns im Griff. Tim vertraute anfangs den Schlepper. Doch dieser konnte unsere Wünsche nicht erfüllen. Also entledigten wir uns den Schlepper und gingen selbst zu einem staatlichen Hotel, dem Tana Hotel. Dieses liegt wunderbar am See, mit einem sehr schönen Ausblick. Natürlich viel zu teuer. Eigentlich wollte ich duschen, das Wasser roch auch besser als in Addis, es war jedoch sehr kalt. Daher konnte ich mich nur waschen.

      Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass dieser Urlaub kein „relaxter“ Urlaub werden sollte. Es würde nicht so sein, dass man nach einem anstrengenden Tag zu einer Massage geht wie in Südostasien. Es würde nicht so sein, dass ich den Tag bequem verleben konnte. Es würde nicht so sein, dass der Urlaub komfortabel ist.

      Da das Hotel vom Stadtkern ca. 200Meter entfernt war, wollte ich nachts nicht außerhalb essen. Darum aß ich im Hotel meine erste äthiopische Spezialität: Injera mit irgendwas. Es schmeckte sehr gut, war sehr sättigend und recht günstig. Auch schloss ich Bekanntschaft mit äthiopischen Bier und fand Gefallen daran.

      Am nächsten Tag fuhr ich mit Tim, Claire und anderen Touristen auf die Klosterinseln im Tana Lake. Diese Klöster waren früher Rückzugsorte für die Kaiser. Dort konnten sie meditieren und die nächsten Kriege vorbereiten. Für mich waren die Kirchen sehr interessant. Die Kirchen sind alle rund gebaut. Die Außenwände sind mit sehr bunten, farbkräftigen Bildern bemalt. Obwohl die Bilder vom Stil eher simpel gehalten sind, haben sie auf mich und auch auf die anderen sehr gewirkt.

      Auf den Bildern wird die Bibel erzählt. Hintergrund hierfür ist, dass früher die meisten Äthiopier Analphabeten waren, auch heute noch sind. Nur durch die Bilder konnten sie die Bibel begreifen.

      Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiterfahren. Da ich durch die Luftverschmutzung starke Halsschmerzen hatte, entschied ich mich noch einen Tag in Bahir Dar zu bleiben. Diesen nutzte ich, um auf einen Markt zu gehen. Dieses Erlebnis war sehr interessant für mich. Dieser Markt hatte nur wenige Gemeinsamkeiten mit mir bekannten Märkten aus Asien. Das Angebot war eher knapp, viele Menschen saßen auf dem Boden, vor ihnen ein Tuch ausgebreitet auf dem sie ihre wenigen Habseligkeiten anpriesen. Aber ich genoss das Schlendern durch den Markt. Das einzig nervige waren die selbsternannten "guides". Selbst mir gelang es nicht diese abzuschütteln. Aber diese gehören eben zu Äthiopien wie das Amen in der Kirche.

      Am nächsten Tag ging es mir besser. Also reiste ich mit dem Bus nach Gondar weiter. Tim und Claire wollten später nachkommen. Am Busbahnhof in Bahir Dar war mein Plan mit einem öffentlichen Bus weiter zu reisen. Es war mir aber nur sehr schwer möglich einen öffentlichen Bus für Gondar zu finden. All die Schlepper versuchten mich zu völlig überteuerten Sammeltaxis zu lotsen. Als ich doch endlich den richtigen Bus ausmachte, entschied ich mich doch für ein Sammeltaxi.

      Da Gondar eine sehr bekannte Universitätsstadt der Medizin ist fahren sehr viele kranke Menschen dorthin. Dementsprechend sah es in dem öffentlichen Bus aus. Ich hatte Angst, mir im öffentlichen Bus Krankheiten zu holen. Nachdem ich lange über den Preis des Sammeltaxis verhandelt habe ging es endlich los.

      Auch diese Fahrt war landschaftlich äußerst reizend. Da ich der einzige Tourist im Bus war, hatte ich mit den Mitreisenden viel Spaß. In Gondar angekommen machte ich mich auf die Suche nach einem Hotel. Ein Rikschafahrer fuhr mich zum Circle-Hotel. Das Zimmer war sehr sauber, sehr hell, die Dusche funktionierte entgegen der Aussage des Hotelangestellten nicht. Dafür war der Preis wieder völlig überteuert, für äthiopische Verhältnisse aber angemessen.

      Am ersten Tag schlenderte ich durch die Stadt. Am Abend liefen mir Tim und Claire über den Weg. Wir entschieden zusammen Essen zu gehen. Am übernächsten Tag wollten wir zusammen in die Simien Mountains fahren um dort eine mehrtägige Trekkingtour zu machen. Also sollte jeder von uns möglichst viele Informationen zusammentragen wie wir das wohl am besten machen können. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend.

      Am nächsten Tag besuchte ich den "Gemp" in Gondar. Hierbei handelt es sich um eine riesige Anlage mit vielen Burgen und Schlössern. Diese steht unter Weltkulturerbe.

      Reisende im Mittelalter berichteten von dieser Anlage zu Hause in Europa. Niemand schenkte ihnen Glauben, da niemand glauben konnte, dass es in Afrika eine derart hoch entwickelte Kultur und Schätze gab. Ich lief stundenlang durch die Anlage. Teils gefiel mir diese sehr gut, teils wollte ich mir eben die Kultur auch nicht entgehen lassen. Am Nachmittag war ich wieder in der Stadt.

      Allmählich starteten die Weihnachtsvorbereitungen. Weihnachten ist in Äthiopien einpaar Tage später als in Deutschland. Für mich war das ein seltsames Gefühl, so kurz nach dem "deutschen" Weihnachten mit dem "äthiopischen" Weihnachten konfrontiert zu werden. Auch wurde ein Markt mit Live Bühne aufgebaut. Dort wurden überwiegend Haushaltswaren angeboten – für mich sehr interessant.

      Wie verabredet traf ich mich am Abend mit Tim und Claire. Es gibt zwei Möglichkeiten eine Trekkingtour in den Simien Mountains zu machen. Entweder eine Tour in Gondar zu buchen oder die Tour in Debark selbst zu organisieren. Debark ist der Ausgangsort für eine Trekkingtour in den Bergen. Wir entschieden uns selbständig nach Debark zu fahren und die Tour von dort aus zu organisieren. Zum einen dachten wir, dass wir bei dieser Möglichkeit Geld sparen könnten, zum anderen den Leuten vor Ort auch mehr Geld zukommt und dieses nicht nur an Schleppern hängenbleibt.

      Am nächsten Tag ging es los. Wir fuhren mit einem öffentlichen Bus nach Debark. Trotz vieler Kalaschnikows im Bus war die Fahrt wieder sehr schön und unterhaltsam. Leider hatten wir auf dem Weg eine Reifenpanne, so dass wir erst sehr spät in Debark ankamen. Daher blieb uns nur wenig Zeit die Tour zu organisieren. In einem kleinen, aber sehr sauberen Budgethotel (endlich mal mit fliesenden, warmen Wasser) kamen wir erst mit einigen Bergführern ins Gespräch. Der geforderte Preis für eine geführte 4Tagestour war unglaublich hoch. Die Angebote in Gondar waren wesentlich günstiger. Glücklicherweise kamen wir auch mit anderen Touristengruppen ins Gespräch.

      Einige Franzosen konnten uns einen Führer empfehlen. Sie stellten Kontakt zu ihm her. Dieser Führer sprach gutes Englisch, hatte einen guten Plan für die Trekkingtour, machte für äthiopische Verhältnisse einen guten Preis und war vor allem sehr sympathisch. Wir entschieden uns mit ihm, einem Koch, Eselführern und einem Wächter für die nächsten Tage in die Berge zu gehen.

      Früh am nächsten Morgen ging es endlich los. Mit einem Minibus fuhren wir noch einige Kilometer in den Park hinein. Bei einem kleinen Campsite wurde unser Gepäck auf Esel umverteilt und wir liefen mit unseren Führer und Wächter los. Obwohl die Trekkingtour sehr anstrengend war (wir liefen ständig zwischen 2800Metern und 4400Metern) hatten wir vier sehr schöne Tage. Die Bergwelt in dieser Region ist sehr einmalig. Eine derartige Welt habe ich weder im Grand Canyon noch im Himalaya noch sonst irgendwo auf der Welt gesehen. Nicht nur die unbelebte Welt war sehr eindrucksvoll, auch die belebte Welt. Ob dies Dörfer, Feldanbau, Tiere oder Einheimische waren. Es war alles sehr eindrucksvoll. Auch im Nachhinein denke ich sehr gerne an die Tour. Wenn ich Freunden und Bekannten Bilder von dieser Tour zeige sind diese von den Bildern gefesselt. Ein Zeichen für mich, wie einmalig und fesselnd dieses Gebiet ist.

      Als wir in Debark zurückgekommen sind genoss ich als erstes eine heiße Dusche. So kam ich in einer Art von Zivilisation wieder an. Am Abend habe ich noch mit Tim und Claire in einem einfachen Restaurant gegessen. Am