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Beruf der Woche - Teil 2


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im Beruf der Woche.

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       Beruf der Woche - Teil 2

      Schon mal einen Tatortreiniger oder Puppendoktor bei der Arbeit über die Schulter geschaut? Von Maskenbildner bis Zirkuspädagoge: Insgesamt 28 außergewöhnliche Berufsbilder sind in der Artikelsammlung „Beruf der Woche“ enthalten. Versetzen Sie sich mit einem Profiler zusammen in die Perspektive eines Mörders oder erfahren Sie warum die Seelotsen unerlässliche Berater von jedem Kapitän sind.

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      Maskenbildner

      Kreativer Beruf mit miesen Jobchancen

      An Theatern und Filmsets ist ihre Arbeit entscheidend. Doch die Berufsaussichten für Maskenbildner sind düster. Ihr Joballtag im Beruf der Woche.

       VON MARKUS SCHLEUFE

      Wenn Rabi Akil an einem Menschen Hand anlegt, erkennt man diesen hinterher oft nicht wieder. Akil arbeitet als Chefmaskenbildner bei der Bremer Theater GmbH. In seiner Werkstatt werden junge Menschen zu Greisen, aus Dünnen werden Dicke, aus Menschen Tiere. "Geht nicht, gibt’s für uns Maskenbildner nicht. Wir müssen immer einen Weg finden, eine Verwandlung zu realisieren", sagt Akil.

      Nach Bildvorlagen oder selbst erstellen Zeichnungen werden Masken, Perücken, Bärte oder sogar ganze Körperpartien angefertigt. Alles in Handarbeit und individuell an den Träger angepasst. Die Masken werden nach Gesichtsabdruck des Schauspielers angefertigt und passen keinem anderen. Jedes angefertigte Teil ist somit ein Unikat. Auch Perücken und andere Haarteile wie Bärte oder Körperbehaarung stellen Maskenbildner selbst her. Dabei müssen sie die Arbeit von Perückenmachern beherrschen, denn die Haarteile sind allesamt Strähne für Strähne selbst geknüpft.

      Und immer müssen sie den Vorstellungen der Regisseure gerecht werden und auf die Ansprüche der Schauspieler Rücksicht nehmen. Das ist oft nicht leicht. Eine gute Kommunikation mit allen Produktionsbeteiligten gehört zum Arbeitsalltag. Auch für den Einkauf von Materialien sind die Maskenbildner häufig zuständig.

      Der Arbeitstag verläuft zumeist zweigeteilt – sofern keine Vormittagsvorstellungen anstehen. Dann nutzen die Fachkräfte den Vormittag für die Produktion, stellen in der Werkstatt die Masken und Perücken her, am Nachmittag bereiten sie die Schauspieler vor und stehen auch hinter der Bühne parat. Werden während der Aufführung Kostüme und Masken gewechselt, muss es schnell gehen. Oft arbeiten mehrere Maskenbildner zugleich hinter der Bühne. Bei aufwendigen Kostümen ist das Schminken und Umgestalten im Akkord. "Wir tragen aber nicht nur einfach Make-up auf. Wir verändern durch Farbakzente den Gesichtsausdruck komplett. Ein Gesicht zu schminken ist für uns wie ein Bild zu malen", sagt der Maskenbildner Akil.

      Erst seit fünf Jahren ist der Beruf des Maskenbildners ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Zuvor trug der Beruf die Bezeichnung Theaterfriseur. Die Ausbildung dauert drei Jahre und erfolgt dual. Der Frauenanteil in dem Beruf ist hoch. Die Hochschule für Bildende Künste in Dresden bietet zudem den Studiengang Maskenbild an.

      Ob Studium oder Ausbildung: Der Stoff ist vielseitig und reicht von den Fächern Theatergeschichte bis Chemie. "Wir arbeiten mit unterschiedlichen, oft auch gesundheitsschädlichen Materialien", sagt Akil.

      Neben Kreativität, Vielseitigkeit und handwerklichem Talent sollten angehende Maskenbildner Organisationstalent mitbringen. Anstellungen finden Maskenbildner bei Theatern, Film- und Fernsehen und in der Werbung. Viele sind angestellt, einige arbeiten freiberuflich. Doch die Berufsaussichten sind in Zeiten von leeren Kassen der Kommunen nicht rosig. Besonders im Kulturbereich wird gespart, nur wenige Theater stellen neue Fachkräfte ein. Überstunden gehören zum Berufsalltag, bezahlt werden sie selten. "Ich sehe viele Probleme für die nächste Generation von Maskenbildnern", sagt Akil. Trotzdem würde er niemandem von der Berufswahl abraten. "Dieser Beruf ist einer der schönsten."

       Gehalt: ca. 1600 bis zu 3000 Euro/brutto, je nach Berufserfahrung

       Arbeitszeit: ca. 40 Stunden/Woche

       Ausbildung: staatlich anerkannter, dualer Ausbildungsberuf; Dauer drei Jahre; Weiterbildung zum Meister möglich

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      Mediator

      Streitereien sind ein Job für den Schlichter

      Nicht immer müssen im Streitfall Gerichte für eine Lösung bemüht werden. Oft helfen Mediatoren, einen Konflikt zu lösen. Unser Beruf der Woche.

       VON MARKUS SCHLEUFE

      Zu lautes Hundegebell, lärmende Kinder oder Laub aus dem Garten des Nachbarn: Jahr für Jahr beschäftigen Millionen Fälle von Nachbarschaftsstreitigkeiten die deutschen Gerichte. Dabei wären viele Konflikte einfach beizulegen, wenn die Streithähne nur miteinander reden könnten. Doch genau das ist nach jahrelangen Auseinandersetzungen nicht mehr möglich. Dann kann ein Schlichter helfen.

      Thomas Robrecht ist so ein Schlichter. Er arbeitet als Mediator und ist zudem Vizevorsitzender des Bundesverbandes Mediation e.V. Es sei eine Herausforderung, die Streitparteien überhaupt wieder an einen Tisch zu bekommen, erzählt er. "Viele Menschen wollen einen Konflikt lösen, wissen aber nicht wie. In einem Streit werden Dinge oft nur noch schwarz und weiß gesehen. Die Beteiligten haben einen Tunnelblick und können nicht mehr rational entscheiden. Mediation ist dann so etwas wie der verlängerte gesunde Menschenverstand", sagt Robrecht.

      Die Schlichter versuchen, bei den Streithähnen die Selbstlösungsfähigkeit von Konflikten wieder herzustellen. Ziel ist es, wieder eine Verständigung beider herzustellen. "Wer sich verstanden fühlt, entspannt. In diesem Zustand können Menschen einen eigenen Lösungsweg finden", sagt Robrecht.

      Aber Schlichten will gelernt sein. Mediatoren müssen Konfliktlösungs- und Gesprächsführungsstrategien beherrschen. Sie müssen unabhängig bleiben, dürfen nicht Partei für eine Seite ergreifen und den Konflikt auch nicht inhaltlich bewerten. "Wir sind Vermittler, keine Schiedsrichter. Der Mediator bezieht nicht Position zum Inhalt, sondern versucht herauszufinden, was einen Menschen beschäftigt", erklärt der Verbandsvorsitzende.

      Was ärgert wen? Wo liegt das Ausgangsproblem? Schritt für Schritt wird ermittelt, was sich beide Parteien wünschen. Die Konfliktparteien werden gleichermaßen ernst genommen. Dabei darf sich der Mediator nicht aus der Ruhe bringen lassen. Schlichter brauchen überdurchschnittliche soziale und psychologische Kenntnisse, sie müssen sicher auftreten können und empathisch sein.

      Der Beruf des Schlichters ist vergleichsweise neu, die Berufsbezeichnung nicht geschützt und die Tätigkeit nicht staatlich anerkannt. Viele Mediatoren haben Psychologie