b5-edf7-5373-82c0-c9a326ed0351">
Werner Siegert
Töchter aus Elysium
Kriminalroman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
5. Die Vernehmung der Dr. Winfriede Lepper
7. Ortstermin: Elysium oder Tartarus?
14. Spuren verzweifelt gesucht
15. Vernehmung Frau Dr. Berghoff
17. Pendeln oder wispern lassen?
1. Absolute Ruhe
Hauptkommissar Maurice Elsterhorst fühlte sich müde, schlaff und krank. Sein letzter Fall hatte ihn viel Kraft gekostet und endete in einer riesigen Enttäuschung. Er hatte einen Mörder aufspüren wollen, den es offenbar gar nicht gab. Zwei von Leichen abgetrennte Hände ließen die Öffentlichkeit aufheulen; eine hatte sein treuer schwarzer Labrador Rinaldo in einem Friedhof apportiert, die andere fanden Wanderer in einem Park. Untätigkeit warf man der Polizei vor. Zu allem Überdruss hatte man Rinaldo fotografiert, als er mit der Leichenhand im Maul durch die Gräber trabte. Diese Fotos erschienen übergroß in der Boulevardpresse. Im Lokalfernsehen machte man daraus eine hämische Skandalgeschichte und hängte ihm Rücksichtslosigkeit gegen über einem kleinen Buben an, von dem er sich in der Eile und Betroffenheit das Handy ausgeborgt hatte. Im Präsidium kam das gar nicht gut an. Als dann noch die Suche nach dem Hand-ab-Mörder in einem Fiasko endete, brach er zusammen.
Währenddessen konnte sich sein Kollege Lothar Velmond ein Stückchen vom Ruhm abschneiden, und dies, weil er lediglich durch einen blöden Zufall Zeuge wurde, als das Skelett einer jungen Römerin in einem Moortümpel oberhalb von Wildbad Kreuth sichtbar wurde - die inzwischen weltberühmte „Truski“! Ganz zum Ärger der Italiener, die nun das Monopol ihres „Ötzi“ in Gefahr sahen.
Der Amtsarzt hatte Elsterhorst vier Wochen absolute Ruhe verordnet, am besten in einem Sanatorium, in dem er - abgeschottet von allen negativen Einflüssen - liebevoll umsorgt würde. Am besten incognito, um ihn von allen Tratschereien abzuschirmen, die ein leibhaftiger Kriminal-Hauptkommissar auslösen würde.
Sanatorium! Allein bei dieser Bezeichnung quälten ihn Assoziationen von sadistischen Krankenschwestern, die ihn - überdies halbnackt - zu allerlei grausamen Leibesübungen zwingen würden. Er müsse zur Wassergymnastik zusammen mit fetten, schwabbeligen AOK-Patienten plantschen, werde auf Schonkost gesetzt, serviert zu Zeiten jenseits aller Zivilisation. Ärzte, die ihren ganzen Ehrgeiz darein setzen würden, ihm eine böse, absolut neue Krankheit anzudichten und möglichst eine Operation! Um 5 Uhr Abendessen - und was für welches! Und dann noch die Trennung von Rinaldo! Scheußlich, scheußlich!
So atmete er auf, als seine Kinderfreundin Judith, die sich wegen der Etrusker-Forschungen für längere Zeit in München aufhielt, ein ganz anderes, ein alternatives Wald-Sanatorium entdeckte, angegliedert an ein ehemaliges, aufgelassenes Nonnenkloster. Dort legt man das Schwergewicht auf Phytologie, auf Naturheilmittel, auf die Kraft der Kräuter aus dem Klostergarten. Hildegard von Bingen dient auch nach dem Auszug der Nonnen als großes Vorbild. „Ganzheitlich“ und „nachhaltig“ - diese Begriffe beherrschten den einladenden Prospekt. Schon der Name „Elysium“ ließ bei Elsterhorst alle Ängste schwinden.
Mit großen Erwartungen stieg er in sein Auto und überließ Judith gern das Steuer. Rinaldo räkelte sich wie immer auf der Rückbank. Anderthalb bis zwei Stunden würde die Fahrt in Anspruch nehmen - genügend Abstand von der Hektik der Großstadt, die manchmal so gar nichts von einer Großstadt mit Herz für ihn übrig hatte.
Die