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O. J. Brooks
SHOCK STORIES
Originelle Kurzgeschichten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Get shocked!
Man schaffe dystopische Welten, unerwartete sowie teilweise horrorartige Twists, vermenge dies mit nervenaufreibender Spannung und füge ein kleinen Hasslöffel Gesellschaftskritik hinzu und fertig sind unterhaltsame SHOCK STORIES. Dieses Sammelwerk enthält neun verschiedene Kurzgeschichten, von denen einige (wie Cecstasy, Aristolia, The Unleaked, Kajaltränen) sogar bereits preisgekürt und veröffentlicht wurden. Zusätzlich gibt es brandneue Stories (Happy William, Funtasia), die nun auf die Menschheit losgelassen werden. Worum geht es genau?
Wann werden neue Technologien eigentlich zur Gefahr und bis wann können wir sie noch beherrschen? Was ist Wahrheit und was Fake? Was machen wir, wenn Fakten und Vorstellungen sich vermischen? Gibt es daraus einen Ausweg?
Mit all diesen Fragen beschäftigt sich Autor O. J. Brooks. Dem Leser bleibt der Trost, dass es sich bei den meisten Geschichten um Science-Fiction- oder Horrorerzählungen handelt und unsere Realität nicht derartig schockierend ist. Oder etwa doch?
Cecstasy
Eine Symbiose aus Angst und Unsterblichkeit elektrisierte jede Pore in Ecos Körper.
„Geil! Hammer!“
So kommentierte er dieses besondere Gefühl, das er noch nie zuvor gespürt hatte. Sein Weg bis an die Spitze war mühsam gewesen. Eco blickte in den Himmel. Das gleißende Licht der Sonne blendete seine weit geöffneten Pupillen.
Zögerlich trat er mit dem rechten Fuß nach vorne. Er atmete tief ein, ehe er sich traute, den linken nachzuziehen.
Nun stand er an der Stelle, an die sich keiner vor ihm hin getraut hatte. Vorsichtig blickte er nach unten.
Staub. Dreck. Angst. Endlichkeit. Erkenntnisse. All das lag direkt unter ihm.
Für einen langen Moment verloren Ecos Augen sich in der Tiefe des Abgrundes. Sein Herz feuerte so stark, dass die Salven im Hintergrund gänzlich in seiner Wahrnehmung verstummten.
Er spürte den frischen Wind, der seine Haare zum Wehen brachte. Dabei hatte er sich vor einer Woche den Kopf kahlgeschoren. Doch diesen Systemfehler ignorierte Eco gekonnt. Er versuchte, den besonderen Moment zu genießen und atmete tief ein.
Kein Basejump und kein Kunstflug konnten damit konkurrieren. Eco erinnerte sich, wie er einen Tag zuvor in einer noch größeren Höhe auf den Burj Khalifa geklettert war und wie er auf dessen Spitze aus dem Stand einen Salto gemacht hatte. Beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren und wäre in die Tiefe gestürzt.
Er war der Erste. Keinem anderen zuvor war dieses Kunststück gelungen. Alle bewunderten Eco dafür. Das war sein Antrieb. Fame. Dieses Gefühl etwas in dieser Welt darzustellen, eine Bedeutung zu haben. Doch diese Anerkennung war schnell wieder verbraucht. Eco brauchte den nächsten Kick. Es musste mehr sein. Es muss immer mehr sein. Aber das hier, das war noch gewaltiger. Die eine Stufe, die über allem stand. Als Eco seinen Selfie-Stick zückte und sich selbst sowie das Panorama des völlig zerbombten Homs im Hintergrund filmte, detonierte etwas unmittelbar unterhalb des zerstörten Hochhauses, auf dem er sich befand. Eco schrie. Der Lärm war ohrenbetäubend. Plötzlich merkte Eco, wie der Boden unter seinen Füßen Stück für Stück zerbrach. Er blickte sich um. Verschwommen hörte er die Schreie der letzten Zivilisten der Stadt.
Sein Herz raste immer mehr. Der Grund auf dem er stand, krachte zusammen. Mit letzter Kraft hielt er sich an einem abgerissenen Stromkabel fest. Er blickte nach unten. Menschen schrien um Hilfe. Kinder suchten ihre Eltern. Soldaten starben.
***
Für Eco aber war alles nur ein Spiel, nicht real. Schlimme Konsequenzen befürchtete er nicht. Gerade als er sich wieder nach oben gezogen hatte, schlug eine Tomahawk-Rakete in das unterste Stockwerk des Hochhauses ein.
„Mist. Game over. Aber krasse Grafik… Das ist also Krieg“, dachte sich Eco.
„Nochmal!“, rief er, während er mit einem Lächeln auf seinen Lippen in die Tiefe stürzte.
***
Nervös zog Hauptkommissar Legrand an seiner E-Zigarre, während eine kleine schwarze Entertainmentbox der Firma Mississippi die Erlebnisse sowie das verschriftlichte Gefühlsprotokoll von Eco1994 aus dem Kriegssimulationsspiel an die Beamerwand projizierte.
Legrand hatte erst vor zwei Tagen seinen neuen Job im Pariser Kommissariat begonnen und schien mit der Situation leicht überfordert.
„O.K. Das reicht. Wir müssen dich leider mitnehmen, Alessia. Du bist unsere Blackbox. Schließlich warst du mit dem Opfer online verbunden“, sagte Legrands Assistent Ben Ahmid zu der weiblichen Computerstimme, die sich unmittelbar nach dieser Aussage sofort selbst deaktivierte und herunterfuhr.
„Hallo? Alessia? Hallo?!“ Ben Ahmid brüllte vor Wut. „Verdammter Mist!“
„Leute, die nehmen wir mit ins technische Labor. Wir müssen wissen, was mit dem Teilnehmer hier passiert ist und wer ihm das Spiel verkauft…“, sagte Legrand.
Der anwesende Gerichtsmediziner unterbrach ihn plötzlich.
„Herr Legrand, schauen Sie hier. Ich kenne die Ursache: Exitus durch unumkehrbaren Hirnfunktionsausfall. Schuld ist nicht das illegale Spiel mit dem Namen Homs, sondern eher dieser primitiv verarbeitete Plagiat-Chip hier. Made in China, wie ich es vermutet hatte. Dieses Teil hatte einen Kurzschluss und hat die Synapsen von unserem Spieler Eco1994 im wahrsten Sinne des Wortes durchbrennen lassen.“ Der Gerichtsmediziner betrachtete den Chip in seinen Händen näher. „Das ist schon das dritte Todesopfer durch Cecstasy in diesem Monat“.
„Cecstasy?“, fragte Legrand.
„Das ist die Kurzform von Cyber