angestrengt, was sie tun könnte, um sich in diesem Metier engagieren und Fuß fassen zu können. Hastig stand sie auf, holte den Mannheimer Morgen, schlug den regionalen Teil auf; doch sie fand nichts, was auch nur annährend auf ein Verbrechen, wenn nicht sogar Mord, hingewiesen hätte.
»Mist!«, schimpfte sie. Dann kam ihr eine Idee! Wozu kannte sie Polizisten, und half zusätzlich im Polizeihundesportverein aus! Jetzt wusste sie, was zu tun war. Beim nächsten Mal, wenn sie bei den Grünen Jungs sein würde, würde sie diese ins Gebet nehmen und mal so richtig tacheless mit denen reden. Und wehe, die kamen nicht mit einem unaufgeklärten Mordfall rüber, dann könnten sie sehen, wer ihnen zur nächsten Faschingsperiode die Krapfen buk!
Ja, das würde sie tun!
Adda war euphorisch. Ihr Jagdfieber war geweckt. Sie hatte Lunte gerochen, und war gierig nach Blut, und danach, einen Fall zu klären. Zu der deutschen, der Mannheimer Miss Marple, zu werden.
Adda Fried, die Oma auf Mörderfang.
Der Schlusstakt von 16:50h ab Paddington Station erklang. Adda stand auf, schaltete die Kiste aus und ging ins Bett. Sie brauchte lange, bis sie endlich in den Schlaf fand. Zu aufgewühlt war sie in ihren Gedanken, zu bestrebt, ein neues Terrain zu betreten. Das Terrain der Verbrecherjagd!
Gleich morgen früh würde sie ihre Tochter Elfriede anrufen, und ihr von ihrem neusten Vorhaben erzählen.
3 - Gereifter Plan
»Adda, das ist der größte Blödsinn, den ich je von dir gehört habe.« Elfriede schüttelte ablehnend ihren blonden Lockenkopf.
»Lass sie doch. Wenn deine Mutter glaubt, die Miss Marple von Mannheim zu sein, dann nur zu.« Kaspar Theater nahm Elfriede seine Coke ab und setzte sich an den Stammtisch des Vereinslokals.
»Du brauchst dich gar nicht lustig über mich zu machen, Kaspar. Besser wär’s, du gäbest mir ’ne Info, ob ihr irgendetwas über einen ungeklärten Mordfall vorliegen habt«, rief Adda dem Polizisten hinterher.
»Adda, du weißt doch, dass, selbst wenn Kaspar etwas wüsste, er darüber schweigen muss.«, verteidigte Elke Theater ihren Mann.
»Papperlapapp, das ist doch nur eine Ausrede!« Adda sah ihre Tochter Hilfe suchend an. »Sag du doch auch mal was, Elfriede!«
»Was soll ich denn dazu sagen? Ich halte deine Idee genauso verrückt wie Kaspar.«
»Ihr werdet schon sehen, nicht mehr lange, und mir fällt ein Mordfall direkt vor die Füße.«
»Ganz bestimmt, wenn du übers Kabel deiner Glotze stolperst«, lachte Kaspar, »und dabei gerade der Tatort läuft.«
»Blödmann! Alter Doofkopp.«
»Nur keine Beamtenbeleidigungen, Adda!« Theater konnte fast nicht mehr vor Lachen.
»Ach, ihr könnt mich alle mal! Elfriede, fahr mich zum Imbiss. Ich muss dort noch sauber machen.« Es war Adda anzumerken, wie angestoßen sie war. Sie nahm ihren Kaffee, setzte sich an einen freien Tisch, und schmollte solange, bis Elfriede endlich Zeit hatte, und sie zum Imbiss fuhr.
»Und wenn auch alle meinen, dass ich verrückt geworden bin, denen werde ich es zeigen! Wollen doch einmal sehen, ob es nicht doch irgendwo einen unaufgeklärten Fall gibt«, schimpfte sie, während sie die Friteuse vom Fett befreite, das Fett wechselte und den Kühlschrank putzte. Adda war so wütend, dass sie den Imbisswagen von oben bis unten wienerte, schrubbte und putzte.
Vorbeigehende Fußgänger sahen ihr belustigt zu.
Als Adda sich beobachtet fühlte, hielt sie inne, sah zu den Leuten hin und rief: »Ihr werdet’s schon noch sehen, ich bin die deutsche Miss Marple. Mein Plan, der ist ausgesprochen ausgereift. Ich kriege meinen Fall, und dann muss mir jeder Abbitte leisten. Mir, Adda Fried, der Miss Marple von Mannheim!«
Einer der Passanten sah sie kopfschüttelnd an. »Und ich bin der Schah von Persien«, rief er, wandte sich seiner Freundin zu, und sagte: »Lass uns gehen, Schatz, bei der Alten ist doch ‘ne Schraube locker.«
»Das kann man nicht wissen. Manchmal stolpern ganz normale Bürger ins Verbrechen hinein. Und ich weiß, von was ich rede, immerhin lehre ich Kriminologie an der Abendschule«, kam ihr ein vorbei gehender, kleiner dicklicher Mann zu Hilfe. Der ältere Mann zog den Hut, lächelte Adda kurz zu, dann ging auch er wieder seiner Wege.
Adda putzte und schrubbte, bis Elfriede erneut kam, mitgebrachte Getränkekisten in den Imbisswagen stellte, und ihre Mutter danach nach Hause fuhr.
4 - Pommes mit Ketchup
»Wozu soll ich mir eine Pommesfabrik ansehen?«
»Damit, liebe Mutter, du auch einmal siehst, wie diese Dinger gemacht werden, die du jeden Tag verkaufst.« Elfriede hatte ihre Mutter am frühen Samstagmorgen abgeholt und war mit ihr zu einer Pommesfabrik in der Nähe gefahren, in der Hoffnung, sie damit auf andere Gedanken zu bringen.
»Die Verkäufer von McDonald’s müssen auch nicht beim Schlachten der Rinder dabei sein.« Adda Fried hatte so gar keine Lust, sich in eine kalte Fabrik zu begeben und dabei zuzusehen, wie Kartoffeln von einer Schälmaschine ins Wasser kullerten, um danach von scharfen Messern in Pommes große Stücke zerteilt zu werden.
»Hör doch endlich auf zu meckern. Ich bin mir ganz sicher, dass dir der Tag gefallen wird. Ist doch einmal etwas anderes, als den Samstag alleine daheim zu verbringen.«
»Oh ja, und so aufregend«, murrte Adda sarkastisch.
Kurz darauf betraten sie, zusammen mit ihrer Gruppe, die Pommesfabrik. Sie hatten Glück, die nächste Führung begann kurz nach ihrer Ankunft.
Eine junge Frau, in eine dickwattierte Jacke gehüllt, mit festen Sicherheitsschuhen an den Füßen, führte sie herum, während sie dabei nicht vergaß, die Geschichte der Fabrik zu erzählen, von den Gründertagen bis hin zur Gegenwart.
Als sie an der Pommesschneidemaschine vorbeikamen, blieb die Frau stehen und erzählte auch hierzu die Entstehungsgeschichte, während hinter ihr Pommes über Pommes, einem Wasserfall gleich, von einem Förderband von oben nach unten transportiert wurden.
»Hey, Mami, sieh mal dort, die Pommes haben sogar schon Ketchup drauf«, rief ein kleines Mädchen, und zeigte mit der Hand nach oben.
»Wie bitte? Ketchup auf den rohen Pommes frites? Niemals!« Die Gruppenführerin drehte sich um und blickte verwundert nach oben.
»Das ist kein Ketchup, das ist Blut«, flüsterte Adda Elfriede aufgeregt zu.
»Kannst du nicht für einen Moment deinen phantastischen Humbug lassen.« Elfriede streifte ihre Mutter mit einem vorwurfsvollen Blick.
Adda Fried, die Möchtegern-Miss-Marple, griff sich an die Nase. »Nix da, ich weiß, was ich weiß.« Sie deutete auf das Förderband, hin zu den Pommes, die sich immer mehr rot färbten. »Seit wann gibt es tiefgefrorene Pommes mit Ketchup dran? Elfriede, ich muss mich doch sehr über dich wundern.« Sie machte einen Schritt nach vorne, zwängte sich durch die Umstehenden, und an der Gruppenführerin vorbei, die immer noch fassungslos zu den roten Pommes hin schaute.
Adda sah sich um. Wo war nur die Leiche? Wo Blut war, musste es auch eine Leiche geben. Ihr kriminalistischer Spürsinn war geweckt. Ihre Nase, das Kribbeln ihrer Nase, verriet ihr, dass sie Recht hatte. Irgendwo musste es eine Leiche geben. Sie rief Elfriede zu sich. »Siehst du irgendwo die Leiche?«
»Adda!«
»Eine Leiche? Wo?«, riefen die anderen Teilnehmer der Gruppe erschrocken aus, als sie Addas Worte hörten.
»Bitte, meine Damen, meine Herren. Es gibt hier keine Leiche. Wenn Sie mir bitte folgen würden«, versuchte die Gruppenführerin, die Leute zu beruhigen.
Doch Adda Fried ließ sich nicht beruhigen, und schon gar nicht