Eckhard Lange

Allerleireim


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jedermann weiß.

      So landet die Ernte schön verpackt im Regal,

      wir haben als Kunden die Freiheit der Wahl.

      Was drin ist, weiß keiner, das kommt niemals raus –

      Prost Mahlzeit, ihr Leute, beim fröhlichen Schmaus.

       Pollenflug

      Jetzt ist sie wieder da, die Zeit,

      in der so richtig alles blüht

      und deine Nase trieft und glüht.

      Natur erwacht. Es ist soweit.

      Kaum trittst du frohgemut hinaus,

      willst dich erfreun am Sonnenschein,

      schon setzt das Augenjucken ein.

      O holder Frühling? Fall doch aus!

      Was fliegt nicht alles kreuz und quer!

      Weidenkätzchen, Linde, Heu -

      alles neu macht der Mai!

      Verdammt! Wenn bloß bald Winter wär!

       Frühlingslieder

      I.

      Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus

      Da hockt der, der Pech hat, seit Wochen schon zuhaus.

      Die Nase, die arme, ist immer mehr verstopft,

      und aus deinen Augen rinnt's immer mehr und tropft.

      Du niest bloß und weinst nur, dein Antlitz rötet sich;

      verquollen die Augen: Das war der Wegerich!

      Die Pappel, die Erle – ach, gäbe es die bloß nicht mehr!

      Eins wünsch ich im Mai schon: Daß es bald Winter wär.

      II.

      Alle Pollen sind schon da,

      alle Pollen – ALLE!

      Weidenkätzchen, Haselstrauch

      und die Gräser blühen auch,

      alles fliegt beim kleinsten Hauch,

      wird dir jetzt zur Falle.

      Was sie dir verkünden jetzt,

      nimm es dir zu Herzen.

      Vergiß nie dein Taschentuch,

      gehst du einmal zu Besuch.

      Draußen sein wird dir zum Fluch,

      bringt bloß Leid und Schmerzen.

       Frühlingsgefühle

      Wenn jedes Blümlein plötzlich sprießt

      und alles wächst und treibt und schießt,

      packt Uralt-Bäume Leidenschaft,

      und sie durchströmt ein Zaubersaft.

      Die Jungfrau sich das Blondhaar kämmt,

      der Jüngling trägt ein modisch Hemd,

      und auch den alten Lebemann

      rührt da der Frühling plötzlich an.

      Die Kleine an der Kasse 8

      hat er schon mehrfach angemacht.

      Doch die war peinlich bloß berührt

      und hat ihn lächelnd abserviert.

      Ihr Minirock macht ihn verrückt,

      ihr Ausschnitt hat ihn schier verzückt.

      Er merkt nicht, wie der Lenz ihn foppt –

      da hat sein Ischias ihn gestoppt.

       Sommer

      Den Sommer kann man doch nur hassen!

      In jedem Garten qualmt ein Grill –

      Gestank und Lärm und „Hoch die Tassen!“

      Wo ist die Luft noch rein und still?

      Der Sommer ist so was von öde!

      Das Schwimmbad voll bis hin zum Rand,

      die Leute bräunen sich wie blöde

      und haben nachher Sonnenbrand

      Im Sommer gibt’s rein nichts zu holen,

      Theater, Oper – alles dicht.

      Im Fernsehn höchstens Dieter Bohlen –

      dem Geist droht der Totalverzicht.

      Scheint mal die Sonne, herrscht gleich Hitze.

      Dann Dauerregen wochenlang,

      und du umrundest manche Pfütze.

      Nein, solch ein Sommer macht bloß krank!

      Ja, wirklich: Sommer sind zu hassen.

      Doch kommt der Herbst dann nebelschwer,

      dann plötzlich (es ist nicht zu fassen!)

      weint man dem Sommer hinterher!

       Herbst

      Der Herbst, so sagen alle, ist schön bunt.

      Na und?

      Der Herbst ist ebenso stets naß und grau –

      genau!

      Warum soll man den Herbst bloß loben?

      Von unten feucht und Laub von oben.

      Der Herbst, der füllt dem Bauern Scheun und Faß.

      Ach was.

      Im Herbst reift auch der süße, goldne Wein.

      O nein!

      Kaufst du im Supermarkt Produkte,

      dann lies nur mal das Kleingedruckte!

      Geerntet wird weltweit das ganze Jahr,

      na klar.

      Honduras, Chile, Peru, Panama –

      ach ja.

      Doch in den Kirchen Erntekronen –

      wie sie die Pflücker wohl entlohnen?

      Schön soll das viele bunte Herbstlaub sein?

      Wie fein!

      Und wer räumt dann den ganzen Segen weg?

      Bloß Dreck!

      Das geht heut alles mit Maschinen –

      samt Würmern, Käfern, Asseln, Bienen.

      Gehst du am Morgen durch den bunten Wald –

      bloß kalt.

      Hältst du ins Meer nur mal den nackten Zeh –

      o weh!

      Und wenn dann erst die Nebel wallen –

      wem soll der Herbst da noch gefallen?

       Zeitverschiebung

      Zum Erntedankfest gibt’s schon Weihnachtsmänner

      und an Silvester Schoko-Osterhasen.

      Das langt ihm aber nicht, der wahre Kenner

      möcht Heiligabend Sommerlieder blasen

      und Pfingsten schon den ersten Schneemann bauen,

      denn dem Kalender mag doch keiner trauen!

       November-Sprüche

      1.

      Das