Andreas Zenner

Heiße Tage - liebestolle Nächte


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      Andreas Zenner

      Heiße Tage - liebestolle Nächte

      Ein erotischer Schwabing-Roman

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Liebeswahn

       In der Bar

       Erika

       Vom Suchen…

       ...und Finden

       Sommergewitter

       Englischer Garten

       Morgen

       Tiffys Geschichte

       Zwischenspiel

       Alter Nordfriedhof

       Kino

       Erika

       Nächtliches Abenteuer

       Freundinnen

       Ungererbad

       Streit

       Verlassen

       Post

       Impressum neobooks

      Liebeswahn

      Ich glaube nicht mehr an die Liebe auf den ersten Blick. Ich glaube überhaupt nicht mehr an die Liebe. Diese Verirrungen der Jugend habe ich hinter mir, denke ich. Nach zwei gescheiterten Ehen und einer unglücklichen Liaison ist das nur zu verständlich. Für diese Torheit meiner frühen Jahre fühle ich mich mit zweiundsechzig Jahren zu alt. Also bin ich, wie man heute so schön neudeutsch sagt, Single. Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich Ehepaare und solche die es unbedingt werden wollen, berate. Erst beim Abfassen eines Ehevertrags und dann, nicht selten, bei der Scheidung, nebst der Auflösung des gemeinsamen Vermögens. Man glaubt gar nicht, zu wie viel Niedertracht ein ehemals liebendes Paar fähig ist. Häufig geht es dabei nicht einmal um das gemeinsame Bankkonto, das Haus, den Mercedes, sondern schlicht um Rache. Für mich als Anwalt ist es nicht einfach, verletzte Gefühle friedlich zu entwirren. Aber wenn es gelingt und ein Paar mit einem versöhnlichen Händedruck auseinandergeht, habe ich gute Arbeit geleistet. All das zu sehen ist nicht gerade motivierend für eine eigene Beziehung und für mich eine tägliche Warnung. Meine Fachrichtung ist das Familienrecht. In diesem Metier verliert man schnell seine Illusionen. Der Beruf erfordert ein gewisses Maß an Seriosität. Anzug, geputzte Schuhe, Sie wissen schon. Die einzige Extravaganz, die ich mir bei der Arbeit leiste, ist eine rote Fliege, auch Propeller genannt, statt der in unseren Kreisen üblichen silbergrauen Krawatte. Meine Mandanten würden mich als einen steifen Knochen bezeichnen. An diesem Image habe ich Jahre hart gearbeitet. Meine grauen Haare verleihen mir den Nimbus langjähriger Erfahrung in meinem Beruf. Viele Paare fassen wegen meines väterlichen Auftretens rasch Vertrauen zu mir. In der Kanzlei fördert das den Umsatz.

      Doch das ist nur die helle Seite der janusköpfigen Medaille. Außerhalb meiner anwaltschaftlichen Tätigkeit bin ich ständig auf der Jagd. Nachts streife ich wie ein lüsterner Wolf durch die Bars und Cafés mit einem einzigen Ziel: Frauen aufzureißen. Ich folge dem lockenden Geruch ihres Parfüms, errege mich beim Anblick ihrer schwingenden Röcke, ihrer in den Nylons seidig glänzenden Schenkel. Das einzige was ich suche ist Sex, Sex und nochmals Sex. Für eine Nacht, allenfalls für eine Woche. Handfester Beischlaf kurz und hitzig. Danach schlummert es sich wunderbar, wäre da nicht der Weg nach Hause. Manchmal spüre ich wie die Verzweiflung, die Gier nach Zärtlichkeit dieser Gespielinnen unsichtbar mitficken. Das ist mir peinlich, denn die Gefühlsduselei drum herum spiele ich nur mit, weil es für die Ladies dann leichter ist, sich auf mich einzulassen. Ich lüge keine an, wirklich nicht, denn sie sind einsame Seelen wie ich. Das wäre außerdem in meinem Beruf ein bisschen schizophren. Ich spiele diese Komödie der Liebe lediglich mit, weil die Damen nur zu gerne glauben wollen ich hätte ernste Absichten. Denn sind wir doch mal ehrlich, nur aus Spaß tun es die wenigsten. Es ist das alte Spiel von Angebot und Nachfrage. Sie wollen mein Geld und ich ihren Körper. Mir geht es einzig und allein darum ein weibliches, einigermaßen attraktives Wesen ins Bett zu quatschen. Ständig bin ich auf der Suche nach einem schnellen Abenteuer ohne weitergehende Verpflichtungen. Ich bin ein Getriebener. Mir ist das bewusst, doch gegen diese Sucht bin ich machtlos. Jäger bin ich und Gejagter zugleich. Komme ich drei Tage nicht zum Schuss, werde ich kribbelig und suche Hilfe auf den Pornoseiten des Internets. Entwürdigend, aber was soll ich machen, Mönch werden? Wird der Drang in meiner Hose zu übermächtig und eine andere Erleichterung ist nicht in Sicht, suche ich die Dienerin heim. So nennen wir unsere Sekretärin, hinter ihrem Rücken.

      Ich bin nicht sehr erfolgreich in meinen Eroberungen, was bei meinem gesetzten Alter verständlich ist, sollte man meinen. Nichtsdestotrotz treibt es mich um. Mehr als mir lieb ist. Es ist nicht zu übersehen, dass mir die Haare aus den Nasenlöchern und den Ohren wachsen und nicht mehr auf dem Kopf, da helfen auch die vielen Wässerchen aus dem Drogeriemarkt nicht. Natürlich könnte ich mir ein seelenloses halbstündiges Vergnügen kaufen, Angebote gibt es genug, aber irgendetwas in mir sträubt sich bei diesem Gedanken, ich weiß nicht genau was. Vielleicht bin ich doch ein verkappter Romantiker. In meinen Augen ist es nicht dasselbe ein junges Reh auf freier Wildbahn zu erlegen oder einen bereits ausgeweideten Rehrücken für ein paar Scheine im Zerwirkgewölbe zu erstehen. Es fehlt der Reiz des Beuteschlagens.

      Unablässig verfolgt mich das Gefühl, das Leben hätte mir etwas Entscheidendes vorenthalten. Anders kann ich mir mein merkwürdiges Verhalten nicht erklären. Oder sollte ich vielleicht doch nach etwas anderem suchen?

      Meine Psychologin nennt es Satyriasis also Sexsucht und meint, daran sollten wir arbeiten. Wieso wir?

      Ich habe mich im Internet bei Dr. Google schlau gemacht und bin anderer Auffassung.

      Sie ist die Fachfrau, deshalb widerspreche ich ihr nicht, aber ich glaube, sie denkt in erster Linie an ihren Geldbeutel, genauer gesagt an meinen. Ich erscheine jeden Mittwoch pünktlich um sechzehn Uhr in ihrer Praxis. Ich glaube nicht unsere Gespräche brächten mich weiter. Sicher nicht, ich brauche einfach einen Menschen um über meine seelischen Befindlichkeiten zu quatschen. Immer nur den Mandanten zuzuhören und dabei beifällig mit dem Kopf zu nicken laugt auf Dauer aus. Es reizt mich, meinen sexuellen Phantasien in allen pikanten Einzelheiten vor ihr auszubreiten.