Hendrik Asten

Nicht gleich aufessen!


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      Hendrik Asten

      Nicht gleich aufessen!

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Nicht gleich aufessen!

       Nicht gleich aufessen!

       Stadt, Land, Fluss

       Mein Bruder Geld

       Impressum neobooks

      Nicht gleich aufessen!

      In diesem Buch befinden sich drei Erzählungen.

      In Nicht gleich aufessen! trifft Schriftsteller Berger auf eine Frau, die verblüffend seiner Romanfigur ähnelt. Soll er sich ihr als Autor oder Mann nähern?

      In Stadt, Land, Fluss plagen den Informatiker Sander zwanghafte Visionen und er landet in der Psychiatrie. Es ist dann für ihn nicht einfach zu beweisen, dass er wieder normal ist. Vor allem, wenn ein Mord dazwischenkommt.

      In Mein Bruder Geld wird der dreizehnjährige Oliver entführt. Als er die Gründe dafür erfährt, hilft er dem Entführer.

      Nicht gleich aufessen!

      Der arme Autor

       Das Telefon klingelte seit Tagen unaufhörlich und jeder, der ihn mehr oder weniger kannte, gratulierte zum Erfolg seines neuen Buches. Schließlich nahm er gar nicht mehr ab, löschte ab und zu den Anrufbeantworter, aber der heiß ersehnte Anruf blieb aus. Dabei hätte er dafür auf alle Glückwünsche verzichten können.

      Er stand auf, betrachtete seine ersten Zeilen am Monitor aus der Ferne und genehmigte sich eine Zigarette und einen kräftigen Schluck Rotwein. Sein Blick schweifte im Raum umher, aber er sah nicht wirklich etwas. Denn davor war sein Gedankenkarussell, auf dem sich ein ganzer Personenreigen samt dazugehörigen biographischen Verwerfungen, Brüchen und Verästelungen drehte. Was sollte er mit dem bärtigen Alten anfangen? Der hatte sich wohl nur stur aus einer anderen Geschichte hierhin verirrt. So kickte er eine Figur nach der anderen vom Karussell.

      Das Telefon klingelte und da das im Gegensatz zu seiner Romanhandlung selten geschah, nahm er ab.

      „Berger!“

      „Stefanie. Wie geht es dir?“

      „Stefanie! Ich habe lange nichts mehr von dir gehört.“

      „Soll das ein Vorwurf sein?“

      „Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich.“

      „Was machst du denn gerade?“

      „Ich arbeite.“

      „Hast du einen Augenblick Zeit?“

      „Seit wann bist du so umständlich?“

      „Weil ich sicher sein will, dass du ernsthaft zuhörst.“

      „Warum stellst du das in Frage?“

      „Geht das schon wieder los?“

      „Was denn?“

      „Dass wir jeden Atemzug diskutieren müssen.“

      „Schon gut, was kann ich für dich tun?“

      „Das sagte ich bereits – zuhören. Denn normalerweise schaltest du nach einigen Minuten innerlich ab und erzählst dann zusammenhanglos von irgendwelchen neuen Ideen für eine Geschichte. Ich möchte aber, dass du dich einen Augenblick für die Wirklichkeit interessierst.“

      „Einen Augenblick – einverstanden.“

      „Sehr witzig. Kannst du nicht mal ernst sein?“

      „Immer!“

      Schweigen. Sie hatte wohl aufgelegt. Entschlossen setzte er sich an den PC und versuchte, den Faden wieder aufzunehmen. Aber Stefanie hatte es geschafft, seinen Gedankenkreis zu unterbrechen. Verhielt er sich wirklich so, wie sie es darstellte oder lag es einfach an der unterschiedlichen, vielleicht geschlechtsspezifischen Wahrnehmung? Natürlich wurde er ungeduldig, wenn sie über eine Sache lamentierte, ohne zum Punkt zu kommen oder lange ausholte. Aber er bot ihr auch Lösungsvorschläge an – die sie jedoch erst zu erörtern bereit war, wenn sie lange genug Dampf abgelassen hatte. Wie man das lösen könnte, war ihm ein Rätsel.

      Es gab eine Zeit, da hatten ihn ihre Unterschiede geradezu herausgefordert, gar fasziniert. Aber seit einigen Monaten war es anders, was ihm vorher eine Aufgabe war, störte ihn jetzt und er hatte begonnen, Finger in ihre Wunden zu legen, was natürlich ihre Differenzen noch verstärkte. Oft hasste er sich dann für seine unvermeidliche Arroganz, aber bisher hatte sie es ihm immer wieder nachgesehen. Bis er vor drei Wochen, nach einem Verlegergespräch deprimiert, wirklich unverschämt zu ihr gewesen war. Es war seitdem ihr erster Anruf. Ausgerechnet jetzt, als er endlich seine Schreibhemmung überwunden hatte. Inzwischen quietschte und eierte sein vor kurzem noch kreatives Personenkarussell wie eine verrostete, aus der Zeit gekommene Jahrmarktsattraktion.

      Erneut klingelte das Telefon.

      „Ja?“

      „Warum hast du aufgelegt?“, fragte sie.

      „Ich dachte du hättest aufgelegt, es war plötzlich so still.“

      „Ich habe daran gedacht, aber ich habe gemerkt, dass ich mich von dir nicht mehr verletzen lasse. Ich habe nicht aufgelegt.“

      Er hinterfragte nicht, wieso sie jetzt weniger verletzlich war, wollte es nur schnell hinter sich bringen. „Was wolltest du mir eigentlich erzählen? Ich muss ohnehin eine Pause machen, entschuldige, wenn ich vorhin nicht ganz bei der Sache war.“

      „Ah, der Herr legt eine Pause ein!“

      „Stefanie, ich habe mich entschuldigt und meine es ernst.“

      „Gut, es dauert auch nicht allzu lange. Also: Ich habe ein Angebot bekommen im Osten zu arbeiten, in Leipzig.“

      „Das klingt spannend.“

      „Spannend?“

      „Na ja, da ist vielleicht immer noch wenig Pionierstimmung, ich meine ...“

      „Abgesehen davon, dass der Mauerfall jetzt schon lange zurückliegt, geht es mir zunächst um meine private, persönliche Situation. Das ist keine einfache Entscheidung und Mark meint, dass es für ihn nicht einfach wäre ...“

      „Wer ist Mark?“

      „Ich habe dir von ihm erzählt, ein Arbeitskollege.“

      „Machst du deine Entscheidung von einem Arbeitskollegen abhängig?“

      „Wir waren zusammen essen, das habe ich dir doch erzählt.“

      „Von einem Kollegen, mit dem du einmal essen warst?“

      „Oh Berger ...“

      Das war ein schlechtes Zeichen, wenn sie ihn beim Nachnamen nannte, das bedeutete nämlich, dass sie Oberwasser hatte.