Daniel Ratthei

Jihad Baby!


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       Daniel Ratthei

       Jihad Baby!

      Monologstück für Jugendliche

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      Copyright © Drei Masken Verlag GmbH, Herzog-Heinrich-Straße 18, 80336 München

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      Dieses Stück wurde mit dem Niederländisch-Deutschen Kinder-und Jugendtheaterpreis Kaas & Kappes 2016 ausgezeichnet.

       Personen

      Jona, 16 Jahre

       Claude Pirol Videopost (I):

      „Assalaamu a`laikum!

      Friede sei mit euch!

      Diese Worte bedeuten, meinem Gegenüber mit Respekt zu begegnen.

      Aber vor allem, dass wir Allah – as-Salām – bitten, an unserem Gespräch teilzuhaben, das Zentrum unserer Begegnung zu sein.

      In jenem Moment, in dem wir diese wunderbaren Worte sprechen, ist es, als würde die Sonne aufgehen. Als würde der Beschützer selbst hinabsteigen und sich in unsere Mitte setzen. Ich sage euch, genauso ist es: Sprichst du den Namen Allah mit Liebe, so verwandelt sich im selben Augenblick der Ort des Geschehens. Der Boden unter unseren Füßen ist nicht mehr Sand, Stein, Kachel, Laminat, sondern sind seine Hände geworden und wir seine Früchte, seine Ernte.

      Assalaamu a`laikum!

      Es bedeutet auch, dass der Friede vor allem in dir ist. In einem selbst. Dass Allah – ar-Rahim, der Barmherzige – aus deinen Augen leuchtet, auf deinen Worten reitet, in deinen Gedanken wohnt, wie in einem guten Haus.

      Im Koran steht:

      „Es gibt nichts Seinesgleichen; und Er ist der Allhörende, der Allsehende.“

      Assalaamu a`laikum!

      Diese Worte sind wie ein wunderbarer Zauber. Wie eine magische Formel.

      Nur ist es kein Abrakadabra,

      kein Hokuspokus,

      kein Simsalabim,

      sondern heiliger Ernst!

      Und wenn mein Gegenüber, mein Mitmensch, mein Bruder oder meine Schwester von all dieser herrlichen Kunde erfahren hat, so antwortet er oder sie:

      Wu aleikum assalaam!

      Und der selige Kreis des Friedens, der Liebe, der Verbundenheit leuchtet zur selben Stunde!“

       2 Jona: Rock the Casbah

      Keine Sorge, hat er gesagt, das Zeug wirkt ganz sanft. Und wenn`s dir dreckig geht, hat er gesagt, dann rauchst du `nen guten Joint! Zum Runterkommen.

      Ich hab gesagt, wieso soll`s mir dreckig gehen? Großes Fragezeichen?

      Das Zeug wirkt doch ganz sanft, hast du gesagt? Was laberst du dann für `ne Scheiße, hä?

      Warts einfach ab, hat er gesagt, und trink `nen Wodka!

      Ein Wodka? Großes Fragezeichen? Kennst du dich überhaupt aus mit Drogen?

      Keine Sorge, hat er gesagt. Erstens, das Zeug kommt sanft. Zweitens, wenn es wirkt, dann kann dir Wodka auch nicht mehr helfen. Dann bist du immun!

      Aha, hab ich gesagt. Ich hab aber nichts zu kiffen.

      Kostet `nen Zwanni, hat er gesagt.

      Fick dich, hab ich gesagt! Für`n Zwanni fick ich deine Mutter!

      Ich also zur Bar, ja. Sag zu der Tussi hinterm Tresen: Ein Wodka, bitte.

      „Bitte“ hab ich gesagt!

      Freundlich!

      Sagt die Alte: Kann ich mal deinen Ausweis sehen?

      In dem Moment, in dem ich – ganz freundlich – die alte Fotze hinterm Tresen darauf hinweisen will, dass sie mich gefälligst nicht zu duzen hat,

      und!

      das ich meinen Ausweis leider nicht dabei habe, weil er inner anderen Jacke steckt,

      und!

      dass ich ihren verfickten, arroganten Unterton genau gehört habe,

      und!

      dass sie mir gefälligst meine Wünsche zu erfüllen hat!,

      in dem Moment ...

      ... beginnt das MDMA zu wirken.

      Boom!

      Und plötzlich finde ich das alles ganz lustig.

      Eigentlich ist die total nett ... die Alte hinter der Bar.

      Ist schon okay, sag ich freundlich, wenn du mir keinen Wodka geben willst, dann gib mir doch so `nen ...

      ... Rhabarbersaft.

      Hab ich mit Absicht gesagt, fand ich lustig, wollte was raushauen, was sie auf keinen Fall im Kühlschrank hat, nur um zu schauen wie sie reagiert, um zu spüren, wie sie so drauf ist, fiel mir nur Rhabarbersaft ein.

      Sagt die Alte: Macht sechs fuffzig!

      Sechs fuffzig?! Inner scheiß Disco!

      Tja.

      Hab ich halt `nen Rhabarbersaft in der Hand.

      Steh ich hier am Tresen. Die ganzen Weiber tanzen. Die Kerle glotzen blöd. Lungern rum. Trinken Bier. Wodka. Und ein einziger Typ hat `nen Rhabarbersaft in der Hand. Finde den Fehler!

      Hätt ich natürlich nicht gedacht,

      wär ich nie drauf gekommen,

      nicht mal in der bekifftesten Rumspinnerei,

      dass ausgerechnet dieser beschissene, verfickte Rhabarbersaft,

      der aussieht wie ... Blutpisse oder so,

      der schmeckt wie ... Blutpisse oder so,

      das ausgerechnet der Rhabarbersaft,

      wo schon der beschissene Name nach Blablabla klingt, ja,

      oder nach Babar – der Elefant oder so,

      auch so ein beschissener Cartoon, völlig dumm,

      wo du dir schon beim Schreiben die Hand brichst oder so,

      hol mal `nen Stift raus und schreib das Wort „Rhabarber“,

      schreib mal!!!

      Bin ich echt gespannt, wie viele Leute das Wort fehlerfrei hinklieren können...

      und genau dieser beschissene Blutpissersaft

      war mein Schicksal.

      Weil,

      plötzlich stand sie neben mir.

      Wie ein Geist oder so.

      Ich hab die nicht kommen sehen und überhaupt noch nie hier gesehen.

      Hab mich voll erschrocken.

      Weil die so unerwartet ...

      und auch, weil die voll hübsch...

      und auch, weil die nicht gut aussieht,

      ich