Alexander Florin

Erfolgreich scheitern


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      Alexander Florin

      Erfolgreich

      scheitern

      Ein Ratgeber für Unentschlossene

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      Erfolgreich scheitern. Ratgeber für Unentschlossene

      Alexander Florin

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Copyright: © 2013 Alexander Florin

      ISBN 978-3-8442-7440-0

      Einstimmung

      50 Dinge, die man für erfolgreiches Scheitern benötigt

      Scheitern ist einfach. Gescheitert sind sicherlich alle schon einmal, die einen bei größeren, die anderen bei kleineren Aktionen. Doch „erfolgreiches Scheitern“ verlangt vom Scheiterwilligen mehr als nur das Scheitern an sich. Es braucht den unbedingten Willen zum Scheitern; dieser Wille muss auch dann vorhanden sein, wenn das Ziel sich als unerreichbar herausstellen sollte. Selbst wenn sich Erfolg anbahnen sollte, darf das eigentliche Ziel nicht aus dem Blickfeld verschwinden, und es gilt, alle Anstrengungen zu verdoppeln, um das Scheitern seines Vorhabens zu erreichen.

      Scheitern ist gar nicht so schwierig, wie es sich manche vorstellen. Sicher, Erfolg haben viele, aber in wessen Bekanntenkreis finden sich erfolgreich Gescheiterte? Natürlich begegnen Ihnen zahlreiche Menschen in Ihrem Leben, die das Scheitern von irgendetwas bedauern, bejammern und Ihr Mitleid erheischen wollen. Verweigern Sie es! Helfen Sie diesen Gescheiterten, die Niederlage in einen Triumph umzuwandeln – in einen Triumph über die Logik des Erfolg-haben-Müssens.

      Was also, wirst Du, geneigter Leser, Dich jetzt fragen, unterscheidet den erfolgreich Gescheiterten vom gewöhnlichen Gescheiterten? Fünf wesentliche Aspekte. Schon die falsche Umsetzung in einem dieser Bereiche kann das Scheitern-Wollen zum Scheitern verurteilen. Jedem dieser Bereiche ist ein Kapitel gewidmet, das jeweils zehn Punkte umfasst.

      Erstes Kapitel: Einstellung. Ohne die richtige Einstellung ist erfolgreiches Scheitern unmöglich. Man muss Scheitern wollen – sonst wird es nur eine peinliche Niederlage.

      Zweites Kapitel: Projektauswahl. Das Scheiterprojekt muss sorgfältig ausgewählt und auf die eigenen Möglichkeiten abgestimmt werden.

      Drittes Kapitel: Organisation. Die Organisation erfordert das richtige Augenmaß und gute Planung.

      Viertes Kapitel: Personen. Die Menschen, die einen seelisch und tatkräftig beim Scheitern unterstützen sollen, wollen mit Bedacht ausgesucht sein.

      Fünftes Kapitel: Verkaufen. Wer weder sein Vorhaben noch sein Scheitern richtig verkaufen kann, ist zur Niederlage verdammt.

      Manche unserer Ratschläge werden in ihrer Radikalität verschrecken oder leise Zweifel wecken, ob solch ein kompromissloses Vorgehen überhaupt notwendig ist. Wer so denkt, wird schon beim Scheitern scheitern und sollte sich unter anderem Ratschlag 8 ausführlich vornehmen und an seiner Einstellung arbeiten.

      Sicherlich, so wirst Du, lieber Leser, jetzt wahrscheinlich fragen, sind die Ratschläge in diesen Kapiteln nützlich und sinnvoll, aber wie soll ich sie auf mein individuelles Scheiterprojekt anwenden? Nun, zweifelnder Leser, vier ausgesuchte Projekte zeigen, wie eine praktische Umsetzung aussehen könnte. Die Auswahl fiel nicht leicht, aber in den vorgestellten Beispielen zeigen sich erfolgreiche Strategien, wie die Ratschläge in die Praxis umgesetzt werden können.

      Anna hat neulich beim Aufräumen einen Brief ihrer Großmutter gefunden, die sie kaum kannte. Sie hat beschlossen, dass diese Großmutter eine spannende Person ist, und ihre Familie ist sowieso aufregend – sie will einen Roman darüber schreiben.

      Tom kaufte kürzlich einen Kugelschreiber für 5,95 Euro. Leider erwies sich diese Investition im Alltag als unbrauchbar. Er hätte gern auf einer Internetseite Nutzerkommentare gelesen und dadurch eine bessere Entscheidung getroffen. Er beschließt, eine Internetplattform zu gründen, wo Nutzer von Schreibgeräten von ihren Erfahrungen berichten und Empfehlungen geben sollen.

      Josef und Mara, zwei diplomierte Biochemiker, joggen zusammen und bekommen, da sie sich nebenbei unterhalten, ab und zu Seitenstechen. Sie entwickelten eine Idee, wie dieses Ärgernis durch eine Tablette umgehend verschwinden könnte.

      Jan mag CDs und digitale Downloads nicht, er sammelt Schallplatten. Im Laufe der Jahre hat er festgestellt, dass es zahlreiche Menschen wie ihn gibt. Es wäre doch schön, denkt er sich, wenn man seine Schallplatten nicht online kaufen müsste, sondern sie in einem Geschäft entdecken könnte. Er möchte ein Laden für Schallplattenan- und -verkauf eröffnen.

      Natürlich gehen Anna, Tom, Jan, Josef und Mara nicht von einem Misserfolg ihrer Vorhaben aus, wie ja Ratschlag 41 empfiehlt. Aber – und darin liegt das Geheimnis ihres Erfolges – unbewusst machen sie alles richtig, um erfolgreich zu scheitern.

      Leider, leider, und darauf sehen wir uns aus Versicherungsschutzgründen gezwungen hinzuweisen, stellt auch die erfolgreiche Befolgung aller Ratschläge und Hinweise in diesem Buch keine Garantie für ein Scheitern dar. Mitunter geschehen Dinge in dieser Welt, die ein Scheitern partout verhindern wollen – so sehr man sich auch müht, es bleibt ein Erfolg. In solchen Fällen können wir nur empfehlen, das Projekt umgehend einzustellen und sich eines mit größerem Scheiterpotenzial auszusuchen. In solchen Fällen ist anzuraten, sich das zweite Kapitel noch einmal intensiv vorzunehmen und die Auswahl mit größerer Sorgfalt zu betreiben.

      Außerdem sollten Sie noch einmal gründlich in sich hineinhorchen und sich ernsthaft fragen, ob Ihre eigene Einstellung (Kapitel 1) nicht schuld am Erfolg sein könnte. Vielleicht waren Sie auch unachtsam bei der Wahl der Personen, die Sie auf dem Weg zum erfolgreichen Scheitern begleiten sollten (Kapitel 4). Einigen Enthusiasten geschieht es immer wieder, dass sie zwar alles richtig machen, sich dann bei der Organisation ihres Vorhabens aber nicht an unsere Ratschläge halten (Kapitel 3); sollten Sie einer von diesen Enthusiasten sein, bleibt Ihnen nur, sich strikt an die Anweisungen zu halten, was Ihnen mit der richtigen Einstellung (Kapitel 1) und den passenden Personen (Kapitel 4) relativ leicht fallen sollte. Eher unwahrscheinlich ist, dass Sie im Bereich des Verkaufens Fehler gemacht haben (Kapitel 5), aber ausschließen können wir es nicht.

      Einstellung

      Ihre eigene Einstellung bildet das notwendige Fundament für erfolgreiches Scheitern. Zahlreiche der späteren Regeln und Empfehlungen leiten sich davon ab. Sie können also bereits nach diesem Kapitel sehr gut erkennen, ob Sie zum erfolgreichen Scheiterer taugen.

      1. Sie müssen scheitern wollen

      Aktives Wollen ist der Weg zum Erfolg.

      Passives Geschehen-Lassen und Darauf-Reagieren ist der Weg zur Niederlage.

      Wer nicht scheitern will, ist zum Erfolg verdammt. Nur wer etwas mit ganzem Herzen, mit all seinem Sinnen und Trachten wirklich will, hat die Chance, es auch zu erreichen. Ein Schlüsselbegriff in diesem Zusammenhang ist „Herzblut“. Wenn Sie Ihr Scheiterprojekt nur halbherzig angehen, werden Sie eine Niederlage einstecken. Der unbedingte, kompromisslose Wille ist unabdingbare Voraussetzung.

      Mitunter werden Sie erst im Verlauf Ihrer Projektumsetzung feststellen, dass Sie den Willen zum Scheitern bisher unbemerkt in sich trugen und ihn nicht registrierten. Aber es ist noch nicht zu spät. Gratulieren Sie sich zu dieser Entdeckung und befolgen Sie alle Ratschläge mit doppelter Energie. Es besteht die gute Chance, dass Sie Ihr Vorhaben noch rechtzeitig und erfolgreich zum Scheitern bringen können.

      Schlimm ist es allerdings, wenn dieser Wille zwar in Ihnen schlummert, Sie ihn aber unterdrücken, verdrängen und nicht wahrnehmen wollen. Unbewusst werden Sie einiges richtig machen, das Bewusstsein wird jedoch stets versuchen gegenzusteuern. Durch diese uneinheitliche Herangehensweise steht Ihnen eine grandiose Niederlage bevor, die vom erfolgreichen Scheitern meilenweit entfernt ist.

      Sie brauchen keine Psychiatercouch, nur Ehrlichkeit gegenüber sich selbst: Wollen Sie wirklich, wirklich scheitern? Was will Ihr Verstand – und was will Ihr Bauchgefühl? Nur wenn Sie beides in Einklang bringen,