Carsten Kupka

Keine Angst, der will nur beißen


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bin? Na gut, das alte Spiel.

      Ich sehe mich in einer Wohnung, ein Eis am Stiel an die Stirn haltend und rufend. Nee, doch nicht rufend. Streitend. Da ist noch eine Frau. Die streitet auch.

      Ob ich sowas will, in meiner Zukunft?

      Papa, sage ich zu Vati. Jetzt, wo ich schon was älter bin, sag ich nicht mehr Vati zu Papa, wenn ich groß bin, werde ich mit meiner Frau nie streiten.

      Ja, genau, sagt Vati und grinst.

      1982

      Ich habe viel Eis gegessen im letzten Jahr. Weil ich gefallen an meinem Spiel gefunden habe. Ich habe ihn immer öfter gesehen. Viel erlebt habe ich. Oder werde ich.

      Es war immer nachts, immer mit Eis.

      Irgendwie kam keine Familie vor. Ich heirate wohl nicht. Streiten kommt dafür trotzdem vor. Und das, obwohl ich mir doch vorgenommen habe, es nicht zu tun.

      Ich esse mein Eis und sehe mir zu. Wie ich an einem Fenster stehe und in die Nacht sehe. Scheinbar denke ich über etwas nach. Ab und zu grinsen wir dabei.

      Laura, sage ich zu Laura. Ich werde nie heiraten. Willst du trotzdem meine Freundin werden?

      Laura wirft ihr Eis nach mir und geht weg.

      Flirten kann ich nicht. Das ist nicht schlimm, mit dreizehn.

      1983

      Ich komme in ein komisches Alter. Woran ich das merke? Ich schäme mich beim Bestellen meines Lieblingseises. Aber ich will es ja trotzdem haben.

      Also nehme ich all meinen Mut zusammen und gehe in den Kiosk.

      Ein Mecki von Schlecki, bitte.

      Was denken sich solche Hersteller eigentlich bei der Namensgebung? Ich bin 14 und ich weiß, dass es komische Drogen gibt.

      Ich denke, Eisnamenerfinder kiffen den ganzen Tag. Ich erhalte mein Mecki von Schlecki und freue mich.

      Und ich tauche ein, in meine Zukunft. Ich bin in einem Schlafzimmer. Mehrere Menschen sind um ein Bett versammelt.

      Keiner der Versammelten bin scheinbar ich.

      Jetzt sehe ich den Bettlägerigen und wundere mich. Schon so alt.

      Ich habe das Eis-Ess-Spiel sehr oft gespielt in den letzten Wochen. Da sind wir ordentlich gealtert.

      Und jetzt sehe ich mir zu, wie ich behütet in diesem Bett liege. Ohne Eis.

      Es passiert dieses Mal etwas Ungewöhnliches. Nicht nur ich sehe mich, wir sehen uns gegenseitig.

      Ich, der Alte, fordere die Menschen um mich herum auf, das Zimmer für einen kurzen Moment zu verlassen.

      Dann begrüße ich mich.

      Da bist du ja. Über die Jahre hinweg habe ich mich beobachtet gefühlt. Und ich weiß, dass du es warst, der hin und wieder in meiner Nähe war.

      Dein Eis-Spiel ist gut. Es sorgte mein Leben lang dafür, dass du nicht in Vergessenheit geraten bist.

      Du, mein kindliches Gemüt, mit Hang zu rationalen Gedanken. Bei jeder Handlung habe ich mich gefragt, was würdest du davon halten.

      Einiges aus deiner Zukunft wird beängstigend auf dich gewirkt haben, aber mach dir nicht zu viele Gedanken.

      Wenn du willst, dass dir dein Leben gefällt, dann wird es das auch. Am Ende wirst du nur die Dinge bereuen, die du nicht gemacht hast.

      Und jetzt gib mir dein Mecki von Schlecki, mein letztes Eis.

      Epilog

      Papa? frage ich Papa. Kann ich Geld für ein Eis bekommen?

      Was ist aus deinem letzten Eis geworden? fragt er.

      Das habe ich gegessen, als ich zweiundneunzig war. Und es war gut.

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