Martin Cordemann

Vor dem Imperium


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      „Fertig, Sir.“

      „Es gibt eine kleine Änderung unseres Plans. Programmieren Sie die Fähre mit einem Kurs, der sie möglichst weit vom Saturn wegbringt.“

      „Verstanden, Sir.“

      „MacAllister an Petronia. Kommando zurück. Es wird kein Rendezvous mit der Fähre geben. Entfernen Sie sich vom Saturn so weit wie möglich, ich wiederhole, entfernen Sie sich von hier so weit wie möglich!“

      Der Captain warf einen Blick auf den Countdown. Sie hatten noch 26 Minuten. Wilbeck kniete über den Kabeln zwischen Zünder und Bombe.

      „Ich hab’s gleich“, sagte er.

      „Keine Sorge, Sie haben Zeit. Newman, sorgen Sie dafür, dass alle Korridore zwischen hier und dem Hangar frei sind. Wir werden hier gleich eine gefährliche Ladung durchschieben und da wäre sowenig Widerstand wie möglich hilfreich.“

      „Jawohl, Sir.“

      Newman verließ den Raum.

      „Das ist wirklich ne gewaltige Sprengkapsel“, murmelte Wilbeck. „Ich muss hier noch was überbrücken und dann...“

      23 Minuten.

      „Ich hab’s.“

      „Großartig.“

      Die beiden begannen, das Terminal und die Kugel aus dem Reaktorraum zu schieben. Wilbecks Kopf deutete in Richtung der Röhre.

      „Was machen wir damit?“

      „Darum kümmern wir uns, falls wir das hier überleben.“

      „Guter Plan“, stimmte Wilbeck zu. „Besonders das mit dem Überleben.“

      19 Minuten.

      Vorsichtig schoben sie den gigantischen Sprengsatz durch die Korridore der Station. Als sie den Hangar erreichten, hatten Newman und Doyle bereits eine Rampe heruntergelassen, über die sie die Bombe in die Fähre schieben konnten.

      „Ich versteh noch immer nicht, wofür wir...“ begann Doyle, aber als er die Bombe sah, verstummte er. „Okay, jetzt versteh ich’s.“

      14 Minuten.

      „Kurs ist programmiert?“

      „Alles ist bereit, Captain. So weit in den freien Weltraum wie möglich.“

      „Gut. Wieviel Zeit bleibt uns noch?“

      Wilbeck sah auf die Anzeige der Bombe.

      „9 Minuten.“

      „Nicht gerade viel.“

      Mühsam schoben sie den gefährlichen Gegenstand die Rampe hinauf. Doyle klemmte sich hinter die Pilotenkonsole und gab alle nötigen Befehle ein. Dann fiel ihm etwas ein.

      „Die Hangartore“, rief er.

      „Schon in Arbeit“, antwortete Wilbeck, der an einer Konsole in einem Nebenraum des Hangars herumhantierte.

      MacAllister stand in der Luke der Fähre.

      6 Minuten.

      „Jetzt aber raus hier, Doyle.“

      „Fähre...“ Doyle drückte einen Knopf. „...unterwegs.“

      Die beiden sprangen aus dem kleinen Shuttle und liefen über das Landedeck. Hinter ihnen erhob sich die Fähre.

      5 Minuten.

      Sie rannten durch die Schleuse und Newman drückte auf die Taste der Tür. Die Schleuse schloss sich…

      4 Minuten.

      …und nachdem sie dicht war, öffnete sich auf der anderen Seite der Hangar zum Weltraum hinaus.

      3 Minuten.

      Gerade rechtzeitig, damit die Fähre hindurch fliegen konnte.

      „Puh, das war knapp“, ächzte der Captain. „Wie lange noch bis zur-“

      Eine gewaltige Druckwelle erfasste die Station. Der Boden bebte, die Wände zitterten. Aber sie hielten Stand.

      Die vier sahen sich an.

      „Ich glaube, wir haben es hinter uns“, sagte Wilbeck nach einer Minute des Aufatmens.

      „Ja, ich habe auch so ein Gefühl.“ MacAllister nickte. „Dann sollten wir mal die Petronia anrufen und sie bitten, uns hier abzuholen, bevor dieser Mond hier auf den Saturn knallt.“

      Doch das gestaltete sich schwieriger als erwartet. Das Schiff antwortete nicht. Sie versuchten es auf allen Frequenzen, doch alles, was sie empfingen, war Rauschen. Aber dann gab es ein Lebenszeichen. Leider nicht von der Petronia, sondern von der Raumstation Hawking.

      „Captain, wir haben seit der Explosion keinen Kontakt mehr mit der Petronia. Es besteht Grund zu der Annahme, dass das Schiff zerstört wurde...!“

      Unheimliche Begegnung

      Das war keine gute Ausgangssituation. Ihr Raumschiff war zerstört und sie saßen auf einem kleinen Mond fest. Zusammen mit einer Bombe. Mit der Bombe aller Bomben. Ein Objekt, das einen ganzen Planeten zerstören konnte.

      „Wer baut so was?“ fragte sich der Captain. „Und vor allem: Warum?“

      Doch dann hörte er etwas. Das Radar begann plötzlich zu piepen. Wilbeck stand bereits über dem Gerät.

      „Was ist das?“

      „Das Radar. Es hat etwas aufgefangen.“

      „Was? Trümmer von Dione?“

      „Nein.“ Wilbeck lächelte. „Ein Schiff!“

      „Unglaublich!“ MacAllister strahlte und beugte sich ebenfalls über die Instrumente.

      „Die Petronia, sie lebt!“ rief Wilbeck dem Arzt und dem Piloten zu. „Wir sind gerettet!“

      „Da wär ich nicht so sicher“, murmelte MacAllister leise.

      „Wieso nicht?“ Wilbeck deutete auf den Bildschirm. „Es ist eindeutig ein Schiff. Und es bewegt sich.“

      „Ja, es bewegt sich. Aber…“ MacAllister transferierte das Radarbild auf den großen Hauptbildschirm der Kommandozentrale. Dort sah man einen Punkt. Dann verschwand er wieder. Dann war er wieder da. „…ich glaube nicht, dass es die Petronia ist!“

      „Was soll es denn sonst sein?“

      „Unser Radarecho“, meinte Doyle.

      „Ihr… was?“

      „Als wir beim Pluto waren, gab es ein Radarecho. Das hat sich genau so verhalten.“

      Wilbeck verstand nicht.

      „Aber, wenn es nur ein Echo ist… von was soll es denn ein Echo sein? Wie soll ein Echo Ihnen hierher gefolgt sein?“

      Der Punkt verschwand für einen Augenblick vom Bildschirm.

      „Das ist eben genau die Frage“, sagte MacAllister. „Oder eigentlich ist das genau die Antwort.“

      „Die Antwort worauf?“

      „Die Antwort darauf, ob es nur ein Echo war oder ein fremdes Schiff. Ein außerirdisches Schiff!“

      Wilbeck setzte sich matt auf die Konsole. Er wiederholte: „Ein außerirdisches Schiff…“ Dann sah er auf. „Wenn die sich die ganze Zeit versteckt gehalten haben, was wollen die dann ausgerechnet jetzt hier?“

      „Uns retten?“ schlug Newman vor.

      „Uns… oder unsere Technologie.“

      „Bitte?“

      „Sehen wir das mal rational: Wieviele Raumschiffe sind in den letzten Jahren in Gefahr geraten, wie viele Schiffe sind