nahm es mit Humor, sie hatte sich schon so etwas gedacht. Sie war wirklich in dieser Zeit eine rühmliche Ausnahme.
Caren und Andy arbeiteten beide in Düsseldorf in einem Nachtlokal. Andy als Barmixer, Caren als Striptease – Tänzerin. Damals durfte man als Tänzerin nicht alle Hüllen fallen lassen – mit einer Ausnahme: Auf einer Drehscheibe wurden Figuren dargestellt und während der dreiminütigen Drehung durfte keine Miene verzogen werden. Auch durfte man sich nicht bewegen und wer sich nicht daran hielt, musste Strafe zahlen...was aber teilweise sehr schwierig war.
Die Musiker machten sich einen Spaß daraus, Witze über den Lautsprecher zu erzählen. Strafe zahlen mussten aber nur die Tänzerinnen.
Caren musste zwischen den Auftritten mit den männlichen Gästen Champagner trinken. Sie entwickelte aber eine Methode, ihr Glas heimlich auszuschütten...immer unter den argwöhnischen Augen von Andy.
Eines Morgens nach Feierabend tauchte Andy bei Caren in der Garderobe auf und fauchte sie an „Wisch die Schminke aus deinem Gesicht, du siehst grässlich aus!“ Drehte sich um und ging wortlos raus. Verdattert sah Caren hinter ihm her. Was war denn in Andy gefahren?
Als sie später auf die Strasse trat, war von Andy und dem Auto nichts mehr zu sehen. Fröstelnd schlang sie beide Arme um ihren Körper. Es war zwar Sommer doch um diese Zeit noch sehr frisch.
Ihre Kollegin Tanja trat neben sie und sah ihre Verzweiflung. „Lass mich raten, der feine Herr hat dich hier stehen lassen und du weißt nicht, wie du nach Krefeld kommen sollst!“
„Was soll ich machen? Tasche, Geld und Schlüssel sind im Auto - ebenfalls meine Strickjacke.“
Tanja legte ihren Arm um Carens Schulter: „Eine Jacke und Geld kann ich dir geben, wenn dir damit geholfen ist?“ Müde und dankbar legte Caren ihren Kopf an Tanjas Schulter.
Nach Stunden kam Caren in Krefeld an. Bis zu ihrer Wohnung lag noch ein Weg durch einen kleinen Wald vor ihr. Als auch das geschafft war, lehnte sie sich völlig entkräftet an die Hauswand. Was kam jetzt wieder auf sie zu? Um ihre Vermieterin nicht zu wecken, klopfte sie leise ans Fenster.
Zynisch grinsend öffnete Andy das Fenster: „Na, ist die Dame auch schon zuhause?“
Caren lehnte blass an der Hauswand, ihre Füße taten weh und sie wollte nur noch schlafen
„Bitte Andy, mach die Türe auf“, flehte sie ihn an. Immer noch grinsend ließ er sie rein. „Geh ins Bad und schmink dich ab“, befahl er ihr.
Caren fiel fast über ihre Füße und stolperte ins Bad. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, stellte sie entsetzt fest, dass die Badezimmertüre abgeschlossen war. Auf ihr Rufen und Bitten erfolgte keine Reaktion. Resigniert schnappte sie sich einige Badetücher und legte sie in die Wanne. Ihr blieb keine andere Wahl als in der Wanne zu schlafen.
Steif und völlig gerädert stand sie Stunden später auf. Sieh an, die Türe war auf. Andy kam ihr verlegen grinsend entgegen. Seine Entschuldigung war lahm und Caren ignorierte ihn einfach.
Andy war außer Barmixer auch noch Koch. Caren hingegen verabscheute das Kochen. Sie hatte es nie gelernt und hatte auch nicht das geringste Interesse daran.
Als Andy sie bat, Spiegeleier zu machen, schwante ihr schon nichts Gutes. Sie war von den letzten Ereignissen noch zu sehr angespannt. Natürlich gingen die Spiegeleier total daneben.
Wütend schnappte Andy sich die Pfanne, öffnete das Fenster und schmiss sie im hohen Bogen hinaus. „Du bist wirklich zu dämlich! Nicht einmal Spiegeleier kriegst du hin. Wozu bist du eigentlich nützlich?“ Mit bleichem Gesicht stand Caren in der Küche und hielt sich am Tisch fest.
„Verdammt noch mal, dann mach es doch selber! Du kannst nur rumschreien – du bist doch der Koch, zeig mal was du kannst!“ Abrupt drehte sie sich um und verließ die Wohnung.
Stundenlang lief Caren durch die Gegend, wollte ihren Kopf freibekommen.
War das alles so richtig was sie machte? Sollte sie Andy wirklich heiraten? Manchmal machte er ihr Angst. Aber er konnte auch sehr lieb sein Noch hatte sie Zeit alles zu überdenken.
Ihre Hochzeit wurde im kleinsten Kreis gefeiert. Auch Carens Mutter machte gute Miene zum bösen Spiel.
Mal wieder zogen sie um, nach Bergisch – Gladbach. Eine ganze Ecke weit weg von Köln. Drei Monate später stellte Carens Arzt fest, dass sie schwanger war – schon im dritten Monat. Andy freute sich genauso darüber wie Caren. „Es wird sowieso ein Junge“, meinte er siegessicher. „Und wenn nicht, wenn es ein Mädchen wird?“ fragte Caren etwas pikiert.
„Mädchen sind Ausschussware – haben einen Sprung!“ Caren konnte nur den Kopf über solch eine Bemerkung schütteln. Unbehagen beschlich sie.
Zwei Wochen später fing Caren in Deutz in einer Bar als Tänzerin an. Sie unterschrieb den Vertrag mit gemischten Gefühlen. Ihrer Chefin sagte sie nichts von ihrer Schwangerschaft.
Einen Monat später schleppte Andy Caren zu einem Arzt. „Was soll ich da?“ fragte Caren ihn.
„Ja weißt du, ich habe mir was geholt“, druckste Andy rum. „Was geholt?“
„Naja, ich gehe schon mal im Freien pinkeln und da muss ich wohl was abbekommen haben. Man nennt das Windtripper!“
„Toll... was soll ich dabei?“
„Nur vorsichtshalber untersuchen lassen. Du bist schwanger und der Arzt gibt dir eine Spritze. Wirklich nur zur Vorsicht.“
Nach der Untersuchung bekam Caren eine Spritze und der Arzt brachte sie zur Tür. Er und Andy sahen sich an und der Arzt nickte kurz. Was immer es zu bedeuten hatte, sie würde es wohl nie erfahren.
Danach lud Andy Caren ins Kino ein „Komm, der Film soll gut sein“, forderte Andy Caren auf. „Was läuft denn?“ „Keine Ahnung“, meinte er nur und grinste so hinterhältig.
Als der Hauptfilm anfing, wurde Caren kreideweiß im Gesicht. Ihre Hände fingen an zu zittern. Sie sprang auf und rannte zum Ausgang. Draußen setzte sie sich auf eine Treppenstufe. Wie konnte Andy ihr das nur antun? Ein Horrorfilm über eine Riesenspinne?! Caren hatte eine Spinnenphobie. Alles andere wäre egal gewesen, aber keine Spinnen.
Andy kam aus dem Kino und machte sie regelrecht zur Sau. „Was bist du eine bescheuerte Alte, wegen so einem kleinen Viech!“
„Von Feinfühligkeit hast du wohl noch nie etwas gehört. Ich bin außerdem schwanger, schon vergessen?“
So langsam glaubte Caren, dass Andy seinen Spaß an solchen sadistischen Aktionen hatte.
Nach Feierabend kam Andy sie von der Arbeit abholen. Sein missmutiges Gesicht verhieß nichts Gutes. Vielleicht hätte er lieber etwas anderes gemacht. Ein
Pfiff ließ Caren hochfahren. Vor ihnen stolzierte eine Blondine und Andy riss die Beifahrertüre auf, schupste Caren aus dem Auto und ließ sie einfach stehen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Andy neben der Blondine anhielt und diese einstieg. Und jetzt? Caren ging zum Bahnhof und erkundigte sich nach der Zugverbindung. Sehr spät kam sie zu Hause an. Andy sah sie den ganzen Tag nicht mehr. Inzwischen hatte Carens Mutter ihrer Chefin erzählt, dass Caren im 5. Monat schwanger war. Sie bekam die fristlose Kündigung und das Problem des „Nachhausekommens“ hatte sich damit auch erledigt
Ein Sonnenschein
Der Geburtstermin war bereits überschritten. Caren musste ins Krankenhaus und die Wehen wurden künstlich eingeleitet. Jetzt hieß es nur noch warten. „Hoffentlich wird es eine Junge“, dachte Caren und Angst beschlich sie. Was, wenn es ein Mädchen wird? Aber gesund soll es sein, nur das zählt.
Abends um 19 Uhr fingen die Wehen an und Caren kam in den Kreissaal. Als Caren einen Druck verspürte, ging sie zur Toilette. Sie stützte sich links und rechts an Wanne und Waschbecken ab und schlief ein. Ihre überaus feinfühlige Hebamme weckte sie grob mit den Worten: „Wollen Sie Ihr Kind auf dem Klo kriegen?“ Ziemlich ruppig führte sie Caren