Sabine von der Wellen

Das Vermächtnis aus der Vergangenheit


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      Sabine von der Wellen

      Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

      Teil 1: Die Träume

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Der Fluch des Alchemisten

       Eine seltsame Begegnung

       Unglaubliche Familiengeheimnisse

       Ein seltsamer Besuch

       Das Labor des Kurt Gräbler

       Die Aufzeichnungen des Kurt Gräbler

       Verwirrende Gefühle

       Marcels Rolle

       Unser letzter Kampf

       Impressum neobooks

      Der Fluch des Alchemisten

      Ein schöner, warmer Frühlingstag lässt die Welt vor meinem Zimmerfenster leuchten. Aber ich sehe nichts davon, weil sich in meinem Kopf immer noch erschreckend Gedanken und Gefühle überschlagen. Es fällt mir schwer, mich zu beruhigen und zu kapieren, was mir heute passiert ist.

      Aber kann man das überhaupt?

      Konfuse Empfindungen reihen sich turmhoch aneinander, ohne wirklich Sinn zu machen und dennoch will etwas in mir das heute Erfahrene wie eine Erinnerung akzeptieren.

      Ich versuche verzweifelt, das nicht geschehen zu lassen. Aber es lässt sich nicht mehr länger ignorieren, dass es da etwas in meinem Leben gibt, dass nicht normal ist, und dass das, was ich heute erfuhr, einen Wahrheitsgehalt hat.

      Erschreckend!

      Ich hielt mich eigentlich immer für ein Mädchen wie alle anderen - normalgewichtig mit Hang zu selbst erdachten Problemzonen, nicht besonders groß, hellblondes, welliges Haar und blaugrüne Augen. Ungewöhnlich sind höchstens meine Sommersprossen, die je nach Jahreszeit mein Gesicht mal mehr oder weniger bevölkern.

      Das da etwas in mir ist, das mich von einem normalen Teenagerleben abzuhalten versucht und das niemand bei mir ahnt, versuchte ich immer irgendwie zu ignorieren. Es ist dieses Wissen von etwas, das tief in mir zu stecken scheint und doch bisher keine richtige Möglichkeit fand, ans Tageslicht zu brechen. Es ließ mich bisher nur seltsame Dinge fühlen, schreckliche und unglaubliche Träume träumen und förderte manchmal ein Wissen aus einer längst vergangenen Zeit ans Licht, das ich gar nicht haben dürfte.

      Bisher machte ich deswegen nicht viel Aufhebens und versuchte mein Leben so normal wie möglich zu führen, um alle um mich herum, und mich selbst am meisten, zu täuschen.

      Das gelang mir bisher wirklich gut. Schließlich kann ich es weder benennen, noch kann ich es als etwas Greifbares definieren, obwohl mir natürlich klar ist, dass es mich bisher immer irgendwie aus meinem Inneren heraus zu manipulieren versuchte.

      Ich schaffte das all die Jahre einigermaßen zu ignorieren.

      Bis zum heutigen Tag.

      Heute wurde mir etwas enthüllt, dass nicht nur erschreckend ist, sondern in mir etwas freikratzt wie einen eitrigen Pickel.

      Ich gehe in die neunte Klasse der hiesigen Hauptschule, verbringe aber meine Zeit nur mit Mädchen aus der Realschule. Warum das so ist? Die Mitschüler aus meiner Klasse mögen mich nicht.

      Beide Schulen sind nur durch eine Straße getrennt und haben einen gemeinsamen Busbahnhof. Doch eigentlich verkehren die Schüler ansonsten nicht miteinander.

      Na ja, ich bin halt eine Ausnahme und in meiner eigenen Klasse behandelt man mich, als käme ich von einem anderen Stern.

      Meine Lehrer haben es mittlerweile aufgegeben, mich integrieren zu wollen. Und mir etwas beizubringen auch. Ich bin schlecht in Rechnen und meine Rechtschreibung ist auch eine einzige Katastrophe. Irgendwie scheint mein Kopf nur bestimmtes Wissen zuzulassen. Somit wirke ich einerseits dumm und unzurechnungsfähig und andererseits haue ich alle mit überragendem Wissen in bestimmten Bereichen um. Ganz wie meine Tagesform es vorgibt, um was es geht … und was in mir gerade Oberhand hat. Oder sollte ich besser sagen, wer von mir?

      Dieses seltsame Drunter und Drüber in meinem Kopf und in meiner Seele - ich will es mal vorsichtig so nennen - ist im Grunde genommen schon mein ganzes Leben lang da. Ich glaubte eigentlich immer, dass es ein normales Gefühl der heutigen Heranwachsenden ist. Doch Gespräche mit anderen meiner Altersgruppe zeigten mir, dass die nur Probleme mit Pickeln, Jungen und Stress mit den Eltern haben.

      Auch meine Leipziger Brieffreundin konnte bisher von mehr nicht berichten.

      Doch das sind alles Dinge, denen ich mich nur wenig widme, weil ich halt, wie gesagt, mit Problemen in meinem Inneren einen ständigen Kampf ausfechte.

      Dennoch glaubte ich bisher, dass alles irgendwie im Griff zu haben. Ich war überzeugt, ein halbwegs normales Leben zu führen, und dass diese seltsame Ader in mir mich nicht in Gefahr bringt.

      Doch in diesem Augenblick, zitternd und vollkommen verunsichert in meinem Zimmer in diesem Haus stehend, quält mich die Angst, mich gewaltig getäuscht zu haben. Denn heute erfuhr ich etwas über mein Zuhause und meine Familie, dass mich einerseits entsetzt und mir andererseits das Gefühl gibt, das alles schon längst zu wissen. Ich ignorierte das nur bisher.

      Aber ich muss nun einsehen, dass ich das nicht mehr tun sollte. Dass es sogar gefährlich sein könnte, dass zu tun.

      Zumindest hat der heutige Tag mir dahingehend einige Einsichten gebracht, die ich nun irgendwie zu verstehen versuche.

      Als wir vor fünf Jahren in dieses Haus in Westrup zogen, schien keiner aus meiner Familie von einer Veränderung seines Wesens betroffen zu sein, außer mir. Meine Eltern waren so spießig, wie schon mein ganzes Leben lang und mein Bruder Julian so strebsam. Keiner schien zu spüren, dass etwas Seltsames diesen Ort umgibt. Aber all meine innerliche Zerrissenheit und meine Ängste schienen nach unserem Umzug in dieses Haus und mit jedem daraufhin verstreichenden Jahr an Intensität zu gewinnen.

      Zumindest glaube ich, dass dieses Gefühl und dessen Auswirkungen erst hier in diesem Haus zugenommen haben.

      Ich bemühte mich, es als gegeben hinzunehmen und nicht zu viel Aufhebens darum zu machen, was in mir tobt. Denn aus irgendeinem Grund habe ich Angst, dass jemand aus meiner Familie davon erfahren könnte. Warum das so ist, kann ich allerdings nicht sagen. Etwas in mir warnt mich einfach davor.

      So bemühe ich mich mit jedem neuen Tag meines Lebens, die alltäglichen Probleme zu meistern, die Sorgen und Nöte meiner Freundinnen zu teilen und niemanden merken zu lassen, dass ich eigentlich innerlich einer Zeitbombe gleiche.

      Ich gebe vor, ein normales Mädchenleben zu führen und passe mich den Problemen meiner Mitschülerinnen an. Und da herrscht mittlerweile vornehmlich ein Thema vor, bei dem ich mit Weisheiten eher passen muss.

      Ich bin zwar mit meinen