Carlo Fehn

Blutschnee


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eine Wollmütze auf, damit sein kahler Schädel nicht fror und verließ für eine schnelle Zigarette das Gebäude.

      ***

      Die Weihnachtsfeier in der Polizeiinspektion Kronach war, wie anderswo wahrscheinlich genau so, auch hier eine Veranstaltung, bei der man abseits von Dienstgrad und Vorschriften ein paar Stunden miteinander verbrachte. Pytlik saß mit seinem Assistenten Hermann, ihrer beider Sekretärin Gundi Reif, Justus Büttner, dem Leiter der Schutzpolizei und dessen Stellvertreter Egon Schneider an einem Tisch. Als ob die Fünf nicht schon das ganze Jahr über genug miteinander zu tun hätten und sich nicht auch das eine oder andere Mal gegenseitig nervten, mussten sie auch jetzt noch ihre Köpfe zusammenstecken. Aber das war wohl ganz normal. Pytlik, der – es war schon nach 22 Uhr – selbst schon ordentlich getankt hatte und zum Rauchen nun schon gar nicht mehr extra nach draußen ging, sondern ungeniert am Tisch qualmte, stieß Hermann mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und mit einer Kopfbewegung zum schräg gegenüber sitzenden Schneider in die Seite. Als Schneider, wie auf Kommando, in diesem Moment seinen Kopf mit den nur noch halb geöffneten und Hilfe suchenden Augen in Richtung der beiden Ermittler drehte, mussten diese spontan lachen, ohne dass es ihnen gelang, ihr Amüsement vor den Anderen zu verbergen. Pytlik war die Asche seiner Zigarette ins Bierglas gefallen, ohne dass er es merkte, Hermann, der gerade einen Schluck genommen hatte, hatte Mühe, die Flüssigkeit im Mund zu behalten.

      »Woss hobbdn ihr jetzt?«, brummte plötzlich Justus Büttner, der sich mit der am Kopfende sitzenden Adelgunde Reif intensiv über die Rolle von Oma und Opa bei der Erziehung der Enkel in der heutigen Zeit unterhielt. Als Schneider, der nicht mehr ganz Herr seiner Sinne zu sein schien, Pytlik und Hermann dann auch noch für mehrere Sekunden mit seinem Blick fixierte, aber weder fähig war, etwas zu sagen, noch mit Gesten etwas zum Ausdruck zu bringen, dann blitzartig seinen Kopf wieder geradeaus richtete und nur einmal kurz mit der Schulter zuckte, brüllten der Hauptkommissar und sein Assistent erst richtig los. Pytlik klopfte sich auf den Oberschenkel, ergriff sein Glas und nahm einen großen Schluck.

      »Pass auf, Franz!«, schrie Hermann, während er sich gleichzeitig mit der flachen Hand die Tränen aus dem Gesicht wischte. Als Pytlik, kaum dass er das Bier geschluckt hatte, das Gesicht angewidert verzog und sein Lachen für den Moment verstummt war, gipfelte die Situation darin, dass Hermann beim leichten Wippen mit dem Stuhl das Gleichgewicht verlor und samt seiner Sitzunterlage hinten überkippte und kurze Zeit danach wie ein erlegter Bär auf dem Boden lag.

      »Oh Gott, Cajo, mein Junge, ist dir was passiert?«

      Gundi Reif war die Erste, die aufgesprungen war und sich zu Hermann hinunter beugte. Pytliks Assistent schien aber Glück im Unglück gehabt zu haben. Außer, dass er nun – es war laut und deutlich zu hören – Häme und Spott über sich selbst ergehen lassen musste, schien ihm rein äußerlich nichts passiert zu sein. Auch Pytlik hatte seinen Stuhl zur Seite gedreht, um Hermann aus seiner misslichen Situation zu helfen. Im gleichen Augenblick fielen Egon Schneiders Augen endgültig zu und sein Kopf fast gleichzeitig in seine verschränkten Arme auf der Tischplatte. Einzig Justus Büttner schien wie ein Fels in der Brandung von dem ganzen Treiben unbeeindruckt zu bleiben.

      »No, Saggramend, fodroochd ihr nix oder woss? Dann sauft hald a nix! Meine Herrn!«

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