Marijke Mulder

Handbuch der Partnerschaftsarbeit


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Gründungsworkshop wurde gefördert durch

      Europapreis für das beste Partnerschaftsprojekt 2014: Stadt Bordesholm

       Gemeinsame Wurzeln, gemeinsame Stärken - gelebte Städtepartnerschaften in Europa

      In Zeiten der EU-Müdigkeit sollte das Projekt der Stadt Bordesholm im Oktober 2014 die aktive Partnerschaft zwischen den Partnern aus Lettland, Polen und Deutschland hervorheben und die Teilnehmer ermutigen, sich mit den Grundwerten der EU auseinanderzusetzen und über die gemeinsame Geschichte und Zukunft Europas nachzudenken.

      In Arbeitsgruppen näherten sich die Teilnehmer den Partnerländern kulinarisch, kulturell und sprachlich. Zur Sensibilisierung für die gemeinsame Geschichte besuchte die Gruppe Neuengamme. In dem 1940 eingerichteten Konzentrationslager wurden über 50.000 Menschen, unter ihnen viele Letten und Polen, umgebracht, sodass der Ort für alle Teilnehmer von Bedeutung ist. Diese Erfahrung galt es gemeinsam zu verarbeiten und zu bewältigen. An eine Führung über das Gelände, bei der die Teilnehmer in die Geschichte des Lagers eingeführt wurden, um die ganze Komplexität der Vernichtung erfassen zu können, schloss sich ein Gesprächskreis mit zwei Zeitzeugen über deren Kriegserfahrungen an. Dabei wurden auch aktuelle Fragen wie die Haltung der EU gegenüber Russland in der Ukraine-Frage diskutiert.

      Weitere Programmpunkte waren u.a. eine Reflektion über die Ergebnisse der Europawahl 2014 und die geringe Wahlbeteiligung wie beispielsweise in Schleswig-Holstein, der direkte Austausch mit EU-Abgeordneten über dieses Thema sowie ein Besuch im Landtag des Landes Schleswig-Holstein. Hier bekamen die Teilnehmer neben einem Einblick in das politische Tagesgeschehen auch die Gesprächsmöglichkeit mit verschiedenen Landespolitikern.

      Das vielseitige Programm des gemeinsam verbrachten Wochenendes brachte die Teilnehmer einander auf intensive Weise näher und zeigte kulturelle und historische Gemeinsamkeiten auf. Diesen Einsatz für die europäische Völkerverständigung zeichnen wir mit dem Europapreis für das beste Europaprojekt 2014 aus.

      Gefördert durch

      Sonderpreis anlässlich der Wahl zum Europäischen Parlament 2014: Verschwisterungsverein Schotten e. V.

       Europatag zur Europawahl

      „Handeln. Mitmachen. Bewegen.“ war das Motto der Europawahl im Mai 2014. Der Verschwisterungsverein Schotten e.V. hat diesen Slogan wörtlich genommen und den Europatag am 9. Mai 2014 zum Anlass genommen, mit interaktiven Aktionen an den europäischen Gedanken zu erinnern und damit gleichzeitig zur Wahlbeteiligung aufzurufen.

      Der Europatag in der Vogelsbergschule begann mit einem gemeinsamen Konzert der besonderen Art. Schulchöre in sechs der neun Partnerstädte Schottens sangen gleichzeitig und über Skype live übertragen die Europahymne in ihrer Landessprache.

      Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion mit den Mitgliedern des Europaparlamentes Dr. Wolf Klinz (FDP), Thomas Mann (CDU), der Landtagsabgeordneten Eva Goldbach (GRÜNE) und Bürgermeisterin Susanne Schaab (SPD) unter der Moderation von Michael Giers aus der Redaktion des Kreisanzeigers für Vogelsberg und Wetterau statt. In einem lebhaften Meinungsaustausch wurden europäische Themen, vorwiegend aus den Bereichen (Aus-)Bildung, Ökonomie und Finanzwirtschaft diskutiert und so die Bedeutung der Europawahlen für den Alltag der Unionsbürger verdeutlicht.

      Zeitgleich zeigte die an diesem Tag eröffnete Ausstellung „Zeugnisse europäischer Freundschaften aus mehr als 50 Jahren“ im historischen Rathaus die Originalurkunden der Städtepartnerschaften, Gastgeschenke sowie die zahlreichen Auszeichnungen für das europäische Engagement von Stadt und Verein durch den Europarat.

      Gefördert durch

      Städtepartnerschaften gestern und heute

      Roberta Koulahoue

      Die französische Stadt Le Mans und Paderborn in Deutschland werden als älteste Städtefreundschaft Europas betrachtet. Diese Beziehung, die aus einer katholischen „ewigen Liebesbruderschaft“ zwischen den beiden fränkischen Bischofssitzen im Jahr 836 entstand, war eine religiöse Verbindung, die aber auch politische Auswirkungen hatte und über Jahrhunderte bestand. Erst 1967 wurde die Städtefreundschaft jedoch zu einer offiziellen Städtepartnerschaft.

      Nach Jean Bareth, Mitbegründer des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), ist eine „Städtepartnerschaft (…) die Begegnung von zwei Gemeinden, die sich bereit erklären, gemeinsam mit einer europäischen Zielsetzung zu wirken, um ihre Probleme zu erörtern und immer engere Freundschaftsbande zu entwickeln." Im Gegensatz zur Städtepartnerschaft basiert eine Städtefreundschaft auf einer Vereinbarung, die sich auf spezifische Projekte bezieht und oft zeitlich begrenzt ist. So ist sie als eine abgeschwächte Form der Städtepartnerschaft anzusehen; stellt aber auch oft deren Vorstufe dar.

      Eine weitere Möglichkeit der kommunalen Zusammenarbeit ist der Städtekontakt, der nur eine Verbindung ohne förmliche Festigung ist. Außerdem werden internationale kommunale Partnerschaften genutzt, um Demokratisierungsprozesse in Staaten zu unterstützen und so zu Rechtsstaatlichkeit und Freiheit beizutragen. Als größte Friedensbewegung sind Städtepartnerschaften immer politisch, wenn auch in einem allgemeineren Sinne als die nationale Außenpolitik. Als Vorreiter, Unterstützer oder auch als Ergänzung der offiziellen Politik kann die kommunale Außenpolitik der Städte auf eine lange Tradition zurückblicken.

       Die Anfänge

      Städte wie Rottweil in Baden-Württemberg und Brugg im schweizerischen Kanton Aargau pflegen bereits seit 1913 eine Städtefreundschaft in Anknüpfung an die Zugehörigkeit Rottweils zur Alten Eidgenossenschaft als Zugewandter Ort. Im Jahr 1921 erhielt die Zusammenarbeit zwischen dem französischen Poix-du-Nord und dem britischen Keighley eine offizielle Form, indem Keighley Poix-du-Nord ‚adoptierte‘. Eine eigentliche Partnerschaftserklärung folgte 1986. Die erste verbriefte Städtepartnerschaft wurde bereits 1925 zwischen Kiel und dem dänischen Sonderburg geschlossen; schon 1930 folgten Wiesbaden und Klagenfurt.

      Ihren wirklichen Ursprung hat die Städtepartnerschaftsbewegung in ihrer heutigen Form jedoch in den Gräueln des Zweiten Weltkriegs und dem freiwilligen Engagement von Kommunen und Bürgern, die sich schworen, dass Europa nie wieder durch einen Krieg auseinander gerissen werden dürfe. Ausgehend von den britischen Besatzern wurden ab dem Jahre 1947 freundschaftliche Beziehungen zwischen deutschen und britischen Städten ins Leben gerufen, um „von unten“ Völkerverständigung zu ermöglichen. Diese freundschaftlichen Beziehungen förderten die Integration Deutschlands in die neue europäische Gemeinschaft, wobei die Partnerschaften Bonns, Düsseldorfs und Hannovers mit den britischen Städten Oxford, Reading und Bristol erste Beispiele offizieller Partnerschaften sind. Insbesondere Baden-Württemberg übernahm eine Vorreiterrolle bei der Entstehung partnerschaftlicher Beziehungen zwischen Kommunen. So unterzeichnete beispielsweise Crailsheim schon 1947 eine Städtepartnerschaft mit Worthington (USA) und gründete damit die erste deutsch-amerikanische Städtepartnerschaft überhaupt.

      Die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft besiegelte die Stadt Ludwigsburg in Baden-Württemberg mit der französischen Stadt Montbéliard