Sigrid Behrens

En Suite (allein mit Audrey Hepburn)


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       Sigrid Behrens

       En Suite (Allein mit Audrey Hepburn)

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      Ein Monolog für SIE alleine.

       In einem großen Raum. Einer Art öffentlichem Wohnraum. Zum Beispiel: eine Hotelsuite mit großzügigem Entrée. Wohn-, Schlaf-, Ankleide- und Badezimmer. Darin die entsprechende Einrichtung, dezent, gepflegt. Alles in allem ein elegantes Ambiente, stilvoll und freundlich, irgendwie privat, aber bestimmt nicht persönlich.

       In diesem Raum ist SIE. Eine Frau, die vieles weiß. Von Audrey Hepburn und vom Bildsein. Aus Erfahrung auch, das muss man spüren; aus Leidenschaft und Empathie. SIE ist eine Person, die lebendig ist und tot, jung und alt, anwesend und verschwunden zugleich; eine Erscheinung, die sich auskennt im Leben. Eine Erscheinung in wechselndem Gewand, zum Beispiel:

       Jung und ätherisch: irgendwo zwischen Prinzessin Anne und Sabrina [1] , im sehr langen Kleid, mit langen Handschuhen, vielleicht schulterfrei, vielleicht mit Diadem auf dem Kopf – passend zum majestätischen Gang, zur Körperhaltung einer Märchenprinzessin, einem sehr schönen, sehr unerreichbaren Wesen nicht von dieser Welt. Alternativ wäre auch eine schlichtere Variante denkbar, und zwar die der Prinzessin Anne auf Urlaub (oder Sabrina vor Paris): SIE im wippenden 50er Jahre-Rock, mit am Bauch geknoteter, ärmelloser Bluse, um den Hals ein Nicki-Tuch, an den Füßen römische Sandalen; oder: SIE im schlichten Kleid und Pferdeschwanz. Hauptsache, die dunklen, breiten Augenbrauen sitzen.

       Unverkennbar: als Holly Golightl y [2] , im Kleinen Schwarzen von Givenchy, mit falschem Schmuck behangen, die ellenlange Zigarettenspitze nicht vergessen. Sehr lebendig dann, sehr gegenwärtig.

       Und für die diskrete Grande Dame: die unscheinbare Kleidung des Engels Ha p [3] , völlig unglamourös, ganz ähnlich dem, das Audrey Hepburn auf ihren UNICEF-Missionen trug, nur eben in Weiß, also schlichte, weiße Hose, schlichter, weißer Baumwollstrick-Pullover, an den Füßen irgendwas Bequemes, ebenfalls hell. Die Haare dazu praktisch aufgesteckt oder zum Zopf gebunden, das Gesicht wie ungeschminkt, wie völlig echt, wie zum Anfassen.

       Das Umziehen wird Zeit brauchen. Vielleicht spricht SIE dabei aus dem off. Vielleicht lässt SIE währenddessen Musik sprechen. Letzteres böte dem Publikum die Gelegenheit, seine Gedanken in den Raum zu hängen.

       À propos Publikum: Das sitzt tatsächlich da. Auf seinen Stühlen: fest. Es kann IHR über die Schulter schauen, IHR mit Blicken folgen, zumindest ein Stück weit, wenn sie den großen Raum verlässt. Das Publikum wird angesprochen. SIE nimmt auf es Bezug, so, wie nur Tote auf Lebende Bezug nehmen können.

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