Daniel Ratthei

Werther in love


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       Daniel Ratthei

       Werther in love

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      Besetzung:1 D | 2 H

       Personen

      Werther

      Lotte

      Wilhelm/ Albert/ CEO

       1 Auftakt

       Werther:

      Müssen wir wirklich mit Fahrrädern dorthin?

       Wilhelm:

      Wenn du einen Führerschein hättest, nicht!

       Werther:

      Du hast einen.

       Wilhelm:

      Ich saufe mir heute den Arsch zu!

       Werther:

      Was tue ich?

       Wilhelm:

      Was du immer machst. In der Ecke sitzen und schmollen.

       Werther:

      Es wird regnen, das ist dir klar?

       Wilhelm:

      Blödsinn!

       Werther:

      Das kracht bald ordentlich.

       Wilhelm:

      Meinst du?

       Werther:

      Spürst du das nicht?

       Wilhelm:

      Scheiß drauf!

       Werther:

      Ist es noch weit?

       Wilhelm:

      Ist es noch weit?

       Werther:

      Das war eine normale Frage: Ist es weit?

       Wilhelm:

      Keine Ahnung. Die Feier steigt in der Pampa. Wir müssen dieses Mädel abholen. Ich hab`s dem Onkel versprochen.

       Werther:

      Weiß sie, dass wir zu Rad sind?

       Wilhelm:

      Keine Ahnung.

       Werther:

      Hat sie ein Rad?

       Wilhelm:

      Sie sitzt bei mir auf der Stange ...! Wenn sie hübsch ist.

       Werther:

      Wenn sie hässlich ist?

       Wilhelm:

      Sitzt sie bei dir auf dem Gepäckträger.

       Werther:

      Wenn sie von innen wunderschön ist, nur äußerlich deinem Bilde nicht entspricht?

       Wilhelm:

      Kannst du sie auch haben!

       Werther:

      Du bist plump, Wilhelm.

       Wilhelm:

      Ich weiß. Und du bist gescheit und empfindsam. Der Onkel hat gesagt, es gibt einen Verlobten. Also ruhig, Brauner!

       Werther:

      Als wenn dich das jemals gekümmert hätte.

       Werther:

       Stopp!

      Vielleicht ist alles Einbildung?

      Alles.

      Aberbillionen Bilder bilden ein Bildwerk Leben.

      Vergilbte Bilder als Erinnerungen.

      Farbfeuchtes Papier den Moment.

      Jedes Gefühl eine Farbe.

      Leuchtet auf an einem schnöden Pergament.

      Ein neues Gefühl. Eine Regung. Eine Lust.

      Neid. Stolz. Eifersucht. Maria. Theresa. Babett.

      Der törichte Mensch steht im Lichte eines Bildes an der Staffelei und glaubt, dieses Bild sei in ihm. Mehr noch: Dieses Bild bin ICH.

      Welche Einbildung bringt den Tuschkasten zum Glauben ein Bild sein?

      Und doch entstand das Bild aus ihm. Ohne Zweifel.

      Ich stehe vor einem schnöden Pergament.

      Male ich das gleiche Bild erneut?

      Male ich mein Leben lang die gleichen Bilder?

       Weiter!

       Wilhelm:

      Willst du `ne Zigarette?

       Werther:

      Wie froh ich bin, dass ich weg bin! Bester Freund, was ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, den ich so liebe, von dem ich unzertrennlich war, und froh zu sein!

       Wilhelm:

      Na, danke! Wollte dich besuchen.

       Werther:

      Du verzeihst mir`s. Die Gegend hier ist so unfassbar einsam, aber die Einsamkeit ist meinem Herzen köstlicher Balsam.

       Wilhelm:

      Hast du Feuer?

       Werther:

      Wilhelm, ich musste weg! Die arme Leonore! Und doch war ich unschuldig! Konnt ich dafür, dass, während die eigensinnigen Reize ihrer Schwester mir einen angenehmen Unterhalt verschafften, dass eine Leidenschaft in dem armen Herzen sich bildete! Und doch – bin ich ganz unschuldig? Hab ich nicht ihre Empfindungen genährt?

       Wilhelm:

      Ja, das hast du! Du hast mit der älteren Schwester rumgemacht und der Jüngeren schöne Augen. Weißt du, wo die Kleine gelandet ist? Im Krankenhaus!