unsere Autos im Schnitt 23 Stunden am Tag stehen. Beim Verkehr sind die Zukunftsaussichten in Bezug auf Nach-haltigkeit am düstersten, sagt Holger Rogall. Trotzdem werden in der EU ca. 290 Milliarden an Subventionen aufgewendet. LKWs können ihre externen Kosten wie Umweltbelastung, Staus, Unfälle, Straßenschäden dadurch abwälzen, dass sie manchmal billiger als die Bahn sind. Die Verkehrsfläche Deutschlands beträgt, je nachdem, wie man rechnet, zwischen 515 % der Gesamtfläche des Landes. Viele Straßen zerschneiden ehemals zusammenhängende Ökotope. Die Mobilitätspoli-tik beim Verkehr hinkt der Energiepolitik in der EU-weit um 30 Jahre hinterher.
Die Autobranche hat die Energieziele bei weitem verpasst. Die externen Kosten des Verkehrs werden auf ca. 80 Milliarden im Jahr geschätzt. Die heutigen Autos sind wegen der Knappheit des Erdöls nicht zukunftsfähig. Man geht davon aus, dass das Erdöl in 40 Jahren verbraucht ist. Das heißt schon bald wird es so teuer sein, dass arme Staaten es sich gar nicht mehr leisten können.
Für die Mehrzahl der Menschen in den Industriestaaten ist noch nicht nachvollziehbar, dass ihr gewöhnlicher Verbrauch an Gütern, ihr normales Konsumverhalten Umweltschäden verursacht. Für ein PKW braucht man 400 000 l Wasser, für 1 kg Rindfleisch 16 000 l, ein T-Shirt 20 000 l und für eine Tasse Kaffee 140 l. Hier fehlen noch an Umweltbelastung die Treibhausgase und der chemische Einsatz. Die Unternehmen wenden Milliarden dafür auf, um diese Umweltschäden zu verschleiern und das Image von nichtnachhaltigen Produkten zu steigern.
Jährlich werden etwa 25 Milliarden Tonnen CO2 durch fossile Energieträger freigesetzt. Etwa ein Fünftel wird durch Pflanzen und Meere wieder gebunden. Der große Rest geht in die Atmosphäre und legt sich wie ein Teppich um die Erde. Die Wärme, die durch den „Teppich“ entsteht, strahlt auf die Erde zurück und erwärmt sie noch mehr. Dadurch löst sich Methan aus dem erwärmten Boden, das nicht nur 20 Jahre in der Atmosphäre bleibt, wie das CO2, sondern 125 Jahre. Die Aufforstung etwa eines Hektars Wald bindet 10 t CO2, etwa die Menge, die ein Mensch in einem Industriestaat verbraucht.
Allein in den Industrieländern wird in 1,5 Tagen so viel CO2 verbrannt wie in rund 2000 Jahren der Erdgeschichte eingelagert wurde. Bis 2020, sagt der Energierat, wird die globale Energienachfrage um 40% steigen. Ein US-Amerika-ner verbrauchte 2007 jährlich 328 Gigajoule, ein Afrikaner 28 GJ.
Bezogen auf den pro Kopfverbrauch haben 2011 arabische Staaten wie : Katar, VAR. (Vereinigte Arabische Republik) und Saudi-Arabien Amerika von der Spitze abgelöst. Sie haben den höchsten Energieverbrauch. Weil dort Energie am billigsten ist, wird sie auch am meisten verschwendet.
Bisher waren Umweltprobleme regional begrenzt. Die kommende Klimaerwärmung, die noch nicht einmal mehr zu stoppen wäre, wenn sofort alle fossilen Brennstoffe durch solare Energie werden würden, kommt global auf uns zu. Die Ausläufer sind in vielen Ländern schon schmerzlich wahrzunehmen.
1.3.8 Ausbeutung der Rohstoffe
Richard David Precht zeigt in seinem Buch „Die Kunst kein Egoist zu sein“ am Beispiel der Osterinsel im Südpazifik, was für ein Schlamassel durch Verdrän-gung, Gier und Gleichgültigkeit angerichtet werden kann. Der niederländische Seefahrer Roggeven fand 1722 auf der Osterinsel riesige Statuen, Skulpturen auf einer Insel, die unbewaldet war, vor. Allein um diese Statuen zu bauen brauchte man Baumstämme für Schlitten, Kanuleitern und Hebel. Der höchste Baum aber war gerade mal 3 Meter hoch und die Polynesier, die hier lebten, waren eher unkultiviert und hatten nur kleine Kanus. Was war hier geschehen?
Ursprünglich, um 900 v. Chr. gab es hier Wälder, die die Bewohner auch als übliche Ressource nutzten. Raubbau entstand als rivalisierende Häuptlinge ver-suchten, sich mit Statuen zu übertrumpfen. Der religiöse Fetisch und das Statussymbol rechtfertigte jedes Mittel. Als die botanischen Ressourcen immer knapper wurden, entwickelten sich die Polynesier zu Fleischessern. Zunächst rotteten sie die Delphine vor der Küste aus, dann die Land und die Seevögel. Am Ende ernährten sie sich von Ratten. Es kam zur Hungersnot, die Kultur brach zusammen und die Bevölkerung reduzierte sich um 90 %. Dies erinnert an die Weissagung der Cree- Indianer, die in den 70er Jahren fast in jeder Wohnge-meinschaft irgendwo an der Wand hing:
Erst wenn der letzte Baum gerodet, das letzte Tier gejagt, der letzte
Fisch gefangen, dann stellt ihr fest, dass man Geld nicht essen kann.
Precht nimmt an, dass die 700 Jahre alte Kultur an der Gleichgültigkeit der Menschen zu Grunde ging. Bäume wurden schon immer gefällt, also kann man den letzten auch fällen. Das Schwinden des Waldes zog sich über Jahrhunderte hin. Jede Generation wurde in eine andere Situation hineingeboren. Wenn man nur noch 20 % des Waldbestandes antrifft, dann machen 5% weniger am Ende des Lebens nicht so viel aus. Menschen mit Steinwerkzeugen konnten eine Kultur zerstören. Wenn wir unsere Mittel anschauen, die wir heute zur Verfügung haben, dann braucht man bei der scheinbar unersättlichen Gier und Macht vieler Menschen keine allzu große Fantasie, um sich unsere Welt in 50 oder gar 100 Jahren vorzustellen. Es sei denn wir wachen noch rechtzeitig auf, indem wir aufhören Wirklichkeiten in untere Schubladen zu verdrängen und uns mit offenen Augen dem Zustand der Welt, wie wir sie in den letzten 200 Jahren geschaffen haben, stellen.
Entscheidend bei der heutigen Wirtschaftsstruktur ist immer das Wachstum. Bei jeder umweltpolitischen Maßnahme wird zuerst geschaut, ob sie eventuell dem Wachstum schaden kann. Was hat Angela Merkel zu Beginn ihrer schwarz gelben Regierung verkündet. Das Wichtigste ist Wachstum! Sie möchte unersättliche Konsumenten, die nie genug Güter haben und gleichzeitig braucht sie Arbeitneh-mer, die mit möglichst wenig Lohn auskommen!
Ein dauerhaftes Wachstum lassen die Begrenzung von Rohstoffen, Energie und Flächen nicht zu. Soweit zur Mathematik auf Grundschulniveau. Aufgrund der neoliberalen Philosophie sind aber jetzt schon die Belastungsgrenzen der Natur überschritten. Man streitet sich nur noch darum, wie weit sie überschritten sind.
Das Denken des von politischer Seite unterstützten Neo- Liberalismus hat die Welt überrollt. Seit gut 200 Jahren haben wir mit der Milchflasche „Wachstum“ internalisiert bekommen. Es ist in unseren Genen. Warum brauchen wir ständig Wachstum? Wir haben ein System entwickelt, das zum Wachstum zwingt. Wachstum, um des Wachstums Willen. Bisher denken die wenigsten dieses Ge-dankengebäude wirklich zu Ende. Gebetsmühlenartig wird in immer kürzeren Abständen vor allem in den Fernsehnachrichten berichtet, dass das Wachstum, wie die 4 „Weisen“ sagen, in den nächsten Monaten sinken, steigen, gleich blei-ben wird. Es wird suggeriert, dass unser Glück eigentlich nur davon abhängig ist, dass vor dem Komma möglichst eine 2 steht. Besser wäre natürlich eine 3. Was soll dadurch besser werden? Es wird weiter den Arbeitgebern Zeit gegeben, mit sorgenvoller Miene zu verkünden, dass es jetzt zwar gut aussieht, aber die Arbeitnehmer müssen sich trotzdem bei den kommenden Lohnforderungen zu-rückhalten, weil es sonst sicher viele Arbeitsplätze kosten wird! Dies sagen sie nachweislich, seit es Gewerkschaften mit ihren Lohnforderungen gibt.
Viele der Fakten habe ich aus dem Buch von Holger Rogall „Nachhaltige Ökonomie.“ Die Erde ist ein in sich geschlossenes System, das außer der Son-nenenergie keine zusätzlichen Ressourcen mehr erhält. Alle Lebensvorgänge werden von der Sonnenenergie angetrieben. Fossile Brennstoffe sind über Jahr-millionen gespeicherte Energie, ein Geschenk für uns, das von unzähligen ver-gangenen Lebewesen und Ökosystemen stammt und denen wir unseren Wohlstand zu verdanken haben.
Das Wachstum der Wirtschaft und unser heutiger Wohlstand wurden durch diesen Ausverkauf „kostenlos“ finanziert. Von Indianern und anderen Naturvölker weiß ich, dass sie, wenn sie der Natur etwas zum Eigenverbrauch wegnehmen, sich bei ihr durch Gebete oder Opfer bedanken. Sie empfinden sich mit der Natur verbunden und wissen, dass alles, was sie haben, von ihr kommt. Wie bedanken wir uns bei „Mutter Erde“? Die Natur braucht uns nicht. Selbst dort, wo wir tief in die Natur eingegriffen haben, das Leben sucht sich selbst am unwirtschaftlichsten Platz wieder Raum. Selbst Beton bekommt irgendwann Risse und schon schaut ein kleiner Grashalm aus ihm hervor. Alles eine Frage der Zeit und die hat die Natur.
Die Verluste dieser Bilanz werden nirgendwo festgehalten, aber den