das sie jahrelang durch den Kompromiss in einer Beziehung verzichten mussten. Sie blühen quasi auf im Singleleben. Reisen, alte Hobbys, neue Bekanntschaften, Kumpels und Freundinnen, Freiheiten und ein neues Lebensgefühl genießen Sie. Aus dem Zwang der Trennung entsteht nach Trauer und Wut eine ganz andere Lebensqualität.
Allerdings kann das zwangsweise Alleinsein auch einen traurigen Grund haben: Man hat die Partnerin oder den Partner durch einen Unfall oder durch eine Krankheit verloren. Manche Menschen finden danach nicht mehr zurück in die Spur und entscheiden sich für das Singleleben. Anfangs spielt die Trauer über den Verlust eine große Rolle. Oft hat es aber auch rein praktische Gründe wie etwa die Kindererziehung. Man findet keine Zeit für einen neue(n) Partner/Partnerin. Inzwischen hat man sich arrangiert und kann dem Alleinsein auch durchaus gute Seiten abgewinnen. Aus dem erzwungenen Singleleben wird ein akzeptiertes – und gar nicht mal so schlechtes Leben.
Und zuletzt haben wir es mit den berufsmäßigen Alleinlebenden zu tun. Es gibt einfach Berufe, die einer Paarbeziehung zuwiderlaufen. Beruf und Zusammenleben klappen nicht. Wer als Stewardess ständig auf Achse ist und aus dem Koffer lebt, bindet nur schwer einen Partner an sich. Der müsste schon großes Verständnis aufbringen und mit seinem häufigen Alleinsein gut umgehen können. Wer von der Firma auf monatelangen Auslandseinsatz oder Montage geschickt wird, kann nur schwer und gut mit jemandem zusammenleben oder gar gut Vater/Mutter sein. Oder nehmen Sie Fernfahrer, die quer durch Europa unterwegs sind. Ob Nacht- oder Schichtdienst, Managerleben oder Karriere – viele Beschäftigungen sind für eine Beziehung nicht gerade ideal. Entweder man sieht sich kaum oder man stresst sich nur. Auch Fernbeziehungen manchmal sogar über Ländergrenzen hinweg halten oft nicht lange.
Sie sollten sich auch in einer Partnerschaft etwas zu sagen haben. Allzu unterschiedliche Bildungsebenen sind auch nicht gerade förderlich für eine harmonische Gemeinschaft. Der Unterschied zwischen einem erfolgreichen Manager oder Businessmann und einer einfachen Hausfrau ist zu groß, als dass man hier auf Augenhöhe zurechtkommt.
Geht es nicht auch ohne Partnerschaft?
Viele meinen, dass ein Leben als Paar total überbewertet ist. Sie sprechen gar von der Einsamkeit in der Partnerschaft. Wenn Singles darüber stöhnen, ihren letzten Sex vor anderthalb Jahren gehabt zu haben und sie dann neidisch auf Paare schauen, kann man dem nur entgegenhalten: Verheiratete Paare kommen manchmal auf eine ähnlich miese Quote. Woran liegt das? Paar-Therapeuten empfehlen dann, einmal ganz genau hinzuschauen und vor allem hinzuhören, was sich Paare im Supermarkt oder Möbelhaus eigentlich noch zu sagen haben. Ja, lauschen Sie ruhig mal den Gesprächen. „Wie findest Du die Couchgarnitur hier?“ – „Ja, in Ordnung!“ Oder: „Sollen wir Deiner Mutter diese Vase hier mitbringen?“ – „Warum? Wenn Du meinst!“ Und so weiter. Belanglosigkeit pur!
Oder nehmen Sie das Seniorenpaar im Supermarkt; sie trottet mit einem total verhärmten Gesichtsausdruck dem Leithammel hinterher. Ja, sie zanken sich über Kleinigkeiten, welche Margarine oder Marmelade sie nun einkaufen sollen. – Absolut unwürdig!
Mal Hand aufs Herz: Wo haben Sie zuletzt harmonisch zusammenlebende Paare gesehen? Wo sind Ihnen zwei Menschen wirklich in Eintracht begegnet? Das können Sie doch an einer Hand abzählen. Wie viele getrennte Betten gibt es Deutschland? Nicht nur, weil er schnarcht oder öfter mal mit Alkoholfahne in die Kiste steigt. Und wie viele Ehen haben sich im Laufe der Zeit zu reinen Zweckgemeinschaften entwickelt – weil Kinder groß gezogen werden, Häuser abbezahlt werden müssen und aus welchen Gründen auch immer? Man ist eben nicht allein, selbst wenn man im eigenen Haus oder in der Wohnung separate Bereiche eingerichtet hat, die Räume für sie oder die Etage für ihn.
Ist der Mensch überhaupt fürs Zusammenleben geboren? Oder ist er nicht doch ein Herdentier? Man hat in einem Tierversuch mit Rhesusaffen herausgefunden, dass für die Männchen ein guter Kumpel unwahrscheinlich wichtig ist; er reduziert nämlich den Stress. Affen mit guten männlichen Freunden konnten leichter einen Kampf um Weibchen austragen. Ist also nicht doch der gute Kumpel, die gute Freundin wichtiger als Mann und Frau als Paar? Gehen Männer und Frauen nicht sowieso lieber nach einer gewissen Zeit als intensives Paar getrennte Wege? Was ist überhaupt, wenn der Paar-Zweck erfüllt ist, zum Beispiel die Erziehung der Kinder, das gemeinsam aufgebaute Haus? Geht man sich dann nicht auf die Nerven und aus dem Weg? Beschreitet man dann nicht zwangsläufig eigene Wege? Dann noch Paar zu sein, hat doch nur noch den Zweck, eine gemeinsame Trutzburg zu haben, ein Zuhause, einen Anker, einen Anlaufpunkt, Einrichtungen wie Küche und Bad, die man gemeinsam nutzen kann und sich nicht selbst einrichten muss.
Was ist eigentlich mit Paaren, wo beide intensiv arbeiten und die sich gegen Kinder entschieden haben? Jeder geht doch zumindest beruflich seinen eigenen Weg – und hat zwangsläufig eigene und auch andere Interessen. Ist es überhaupt gut, wenn beiderlei Interessen sich angleichen? Was sind gute Paar-Voraussetzungen – wenn man möglichst unterschiedliche oder gleiche Interessen hat?
Und jetzt kommt noch das Thema Liebe ins Spiel: Normalerweise gehen zwei Menschen zusammen, weil sie sich lieben. Nehmen wir noch mal das sich zankende Seniorenpaar im Supermarkt: Da ist doch das Feuer der Liebe längst erloschen, die Ehe zur Hölle geworden. Was hält also Paare, die sich nicht mehr lieben, dennoch so lange zusammen? Hier kommen wir wieder auf die oben schon zitierte Zweckgemeinschaft zurück. Oft sind es doch die Frauen, die vor dem Verlust ihrer Existenz stehen und dann lieber die Hölle auf Erden wählen – ein absolut unglückliches Leben also. Kann das der Sinn einer Partnerschaft, eines Paarlebens, eines Zusammenlebens sein? Wohl kaum!
Auch das wird Sie jetzt verblüffen (und Sie letztlich in Ihrem Single-Dasein bestätigen): Die Monogamie ist eine Lebenslüge schlechthin. Der Mensch ist ein sehr anfälliges Wesen für Abwechslung, für „Frisch-Fleisch“, um es mal ganz vulgär zu sagen. Paar-Therapeuten sagen, dass Beziehungen immer die schlechtesten Eigenschaften des Einzelnen hervorbringen und im Grunde genommen Menschen unglücklich machen. Wie schnell sind doch die Schmetterlinge im Bauch weggeflogen? Je länger ein Paar zusammenlebt, umso weniger oder fast gar nicht spielt Sex noch eine Rolle. Da geht es dann um andere Werte wie gemeinsam etwas unternehmen zum Beispiel. Und: Wenn Paare sich trennen, verstehen sie sich danach meistens besser und haben mehr Respekt voreinander – auch zur Freude der Kinder. Es hilft auch ein Blick in die Tierwelt: Zwar leben 90 Prozent der Vögel monogam, aber nur drei Prozent aller Säugetiere, zu denen ja der Mensch auch gehört, sind in einer festen Beziehung. Unsere engsten Verwandten, die zu den Primaten gehörenden Menschenaffen, leben fast alle polygam. Funktioniert die Einehe deshalb nur mit Seitensprüngen? Nein, so kann man es auch nicht sagen. Denn es gibt auch gute Paar-Beziehungen. Aber warum haben Swinger-Clubs, Partnertausch und Puffs immer Konjunktur? Und: Wir werden alleine geboren und sterben auch alleine.
Sie sehen also, Paar zu sein, ist gar nicht so einfach. Unsere Gesellschaft überbetont Paare. Was wirklich dahinter steckt, ist oft weit entfernt von trauter Zweisamkeit. Also überbewerten wir doch permanent die Paar-Beziehung. Singles sollten also nicht so neidisch auf vermeintlich glückliche Paare schielen, sondern ganz einfach die Vorzüge Ihres Alleinseins überdenken und genießen. Im Prinzip kann man sich doch als Single die Rosinen rauspicken – nehmen, was man mag, und die Finger davon lassen, was man nicht will und braucht.
Alleinsein
Es gibt natürlich jede Menge chronische Singles, die sich fragen, was sie denn falsch machen. Manche hadern mit ihrem Schicksal und sind unglücklich darüber, keine(n) abbekommen zu haben. Stimmt etwas nicht mit mir? Was habe ich an mir, dass ich nicht mit jemandem zusammenlebe? Jetzt werden Sie bestimmt erstaunt sein: Es gibt tatsächlich ein Gen, das es wahrscheinlicher macht, beziehungslos zu bleiben. Forscher fanden heraus, dass dafür eine Variante des Gens 5-HT1A verantwortlich ist. Diese Variationen in dem Gen haben einen direkten Einfluss darauf, wie viel Glückshormon Serotonin im Körper produziert wird. Die C-Version fördert Serotonin, die G-Version nicht. 50 Prozent der Probanden in der C-Gruppe waren in einer Beziehung, aber nur 39 Prozent in der G-Gruppe. Selbst wenn man noch andere Gründe, um keinen Partner zu haben, wie schlechte finanzielle Verhältnisse oder gar Depressionen herausfilterte, blieb der Zusammenhang zwischen Partnerstatus