Dennis Weis

Die Geisterbande Dekalogie


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tut mir Leid“, sprach er und beide umarmten sich eine Zeit.

      Auf einmal verlief alles ganz schnell. Peter hatte einen Moment bevor es geschah ein Aufblitzen wahrgenommen. Die Schrauben der Lampe, die sich über den Eltern befand, lösten sich. Es veranlasste, dass sich alles losriss und drohte auf die Mutter zu fallen. Dank der tollen Reflexe des Vaters, konnte dieser die Mutter zur Seite schubsen und nur knapp einem Schlag des Leuchters entkommen.

      „Was war…?“ fragte die Mutter, die im darauffolgenden Augenblick realisierte, dass ihr Ehemann sie gerettet hatte.

      Der Vater stand unter Schock, denn er hatte vor seinem inneren Auge die Lampe schon auf seinen Kopf einschlagen sehen. Die Mutter stand auf und begab sich zum Vater.

      „Ist alles gut mir dir?“ erkundigte sie sich und nahm ihn in den Arm.

      „Ja, es geht wieder“, antwortete der Vater, „ich dachte schon, dass war’s mit mir.“

      Peter hatte das Gefühl, dass dies kein Zufall war, sondern Larvaster dahinter steckte. Zeitgleich erinnerte er sich daran, dass dieses Monster ihm sehr deutlich gemacht hatte, falls Peter sich erneut widersetzte, ihm Konsequenzen drohten. Zumal Peter natürlich nicht wollte, dass seinen Eltern etwas geschah.

      Noch bevor Peter sich seinen Gedanken entsagen konnte, machten sich plötzlich alle Bilder inklusive ihrer Rahmen nacheinander von den Wänden los. Dabei schossen sie von ihren Halterungen und machten einen Bogen Richtung Boden. Eines der Gemälde traf dabei den noch ausruhenden Vater und verletzte ihn am Kopf, da weder seine Reflexe ihm diesmal halfen, noch seine Frau, die einfach zu langsam war. Sie erschreckte sich derart, sodass sie bei jedem Bild wieder zusammenzuckte.

      Trotz seiner Platzwunde am Kopf, stand der Vater auf. Er wollte zu seiner Frau. Der Teppich unter ihm machte einen kräftigen Satz nach und der Vater fiel unkontrolliert nach vorne.

      „Nein!“ schrie die Mutter, aber konnte nicht mehr einschreiten, da sie viel zu weit weg und nicht schnell genug, um zu ihrem Mann zu kommen.

      Die Intuition der Mutter hatte es geahnt, denn der Vater knallte mit seinem Gesicht mit voller Wucht auf den Boden und regte sich nicht mehr. Es war wie in Zeitlupe. Peter war unter Schock und starr. Die Fassungslosigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen. Peters Mutter sprang auf und raste zu ihrem Ehemann, der regungslos und mit offenen Augen dort lag.

      „Schatz“, sagte die Mutter mit panischem Ton, denn sie wusste, dass das allerschlimmste passiert war, was hätte passieren können.

      Sie rüttelte an ihm, aber er zeigte keine Reaktion. Sie wollte, dass er aufwacht, aber das tat er nicht.

      „Schatz, nun sag doch was!“ schrie sie und weinte.

      Sie fühlte seinen Puls am Handgelenk und am Hals, aber sie spürte, so sehr sie es auch wollte, kein Lebenszeichen. Sie begann wie wild mit dem Reanimieren, indem sie ihm Luft spendete und danach eine Herzdruckmassage durchführte.

      „Bitte wach‘ doch auf“, sagte sie unter Tränen, „ich will nicht meine ganze Familie verlieren.“

      Ganz gleich, wie oft sie den Vorgang wiederholte, es zeigte sich keine Regung bei ihrem Mann. Peter kam aus seiner Schockstarre und war so schnell bei seiner Mutter. Er wusste, dass er nichts machen konnte als ihm einfiel, dass er beim Fliegen auch nur fest daran glauben musste, um es zu können.

      „Warum also sollte es nicht auch beim Wiederbeleben funktionieren?“ fragte er sich.

      Peter dachte ganz fest daran. An Zeiten mit seinem Vater und seiner Mutter. An Zeiten, als alles noch in Ordnung war und seine Mutter, sein Vater und er lachen konnten. Je mehr er daran dachte, desto mehr Bilder schossen ihm in den Kopf. Er hatte nahezu das Gefühl wirklich dort zu sein.

      „Peter?“ fragte seine Mutter und unterbrach den Gedanken ihres Sohnes und schaute ihm direkt in die Augen.

      „Mama?“ fragte Peter.

      Peter wusste nicht, dass seine Mutter ihn für den Hauch eines Moments gesehen hatte, wie bei einer Erscheinung. Genau in diesem Moment fiel ein riesiger Schrank um und erwischte die Mutter auf den Kopf und begrub beide unter sich.

      „Nein!“ brüllte Peter und wollte seine Mutter, wie auch seinen Vater unter dem Schrank hervorholen, allerdings konnte er keine Sachen bewegen.

      „Peter, dich trifft keine Schuld“, sprach eine Stimme und Peter merkte, dass es die seines Vaters war.

      Er drehte sich zu ihm und dort stand er, als wäre er gar nicht tot. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie seine Mutter erschien.

      „Mama“, sagte Peter und alle umarmten sich.

      Während Peter seine Eltern so fest hielt wie er nur konnte, denn er wollte sie nie wieder loslassen, spürte er das Aufkommen einer Kraft… es war Larvaster! Sofort blickte Peter sich um und sah das Rauchmonster, wie es etwas Blauleuchtendes in sich aufnahm. Dann drehte sich Larvaster zu ihnen um. Seine Augen sprühten mehr Feuer als zuvor. Als wären sie voller Energie.

      Peter löste sich von seinen Eltern und stellte sich demonstrativ vor ihnen. Er zeigte keinerlei Angst, obwohl er es unter Umständen gehabt hätte. Die feurig- roten Augen der Bestie wichen nicht von Peter und seinen hinter ihm stehenden Eltern ab.

      „Es wird nicht funktionieren“, sprach Larvaster mit bebender Stimme.

      „Du hast versprochen, dass sie am Leben bleiben“, warf Peter ihm vor.

      „Ich habe nichts dergleichen versprochen“, entgegnete er, „erstens habe ich lediglich gesagt, dass ich deine Eltern töte, wenn du mich nicht herein lässt und zweitens gehört es zu meinem Geschäft, dass ich lüge.“

      Ein Teil des Rauchs schoss in Peters Richtung und er wich aus, indem er zur Seite sprang. Er konnte während des Sprungs sehen, wie der Rauch seine Eltern traf und sie sich auflösten. Peter landete und stand sofort wieder auf. Er schäumte vor Wut.

      „Denke daran“, erinnerte Larvaster den Jungen, „ich bin dein Meister.“

      „Dann töte mich doch auch gleich mit“, rief Peter.

      „Nein, den Gefallen tue ich dir nicht“, widersprach Larvaster, „denn ich werde dich noch gebrauchen.“

      Dann verschwand Larvaster wieder und ließ den Jungen alleine.

       Professor Lux

      Die Jahre vergingen und Larvaster tauchte immer mal wieder auf. Er lockte einzelne Menschen in das Haus, indem er beispielsweise Licht erzeugte. Einige Jugendliche fanden in diesen Mauern ihren Tod, aber auch Obdachlose, die eine Bleibe für eine Nacht gesucht hatten. Dadurch wurde das Schloss auch Todesschloss genannt und fand keinen Käufer, geschwiege denn einen Mieter. Die Stadt Neumonster musste es übernehmen und überließ es sich selbst.

      Peter erfuhr, dass die Seelen der Menschen die Energiequelle für Larvaster waren, aber mehr auch nicht. Ansonsten kannte er jede Ecke, jedes Versteck, eigentlich jeden Punkt in diesem Schloss, denn er hatte eine Menge Zeit, die er genutzt hatte.

      Eines Tages änderte sich alles. Es betrat eine Mann in einem feinen Anzug und ein älterer Herr das Schloss. Für Peter war es eine Abwechslung nach all den Jahren mal Menschen zu sehen, die nicht als Opfer die Residenz betraten, denn Larvaster war nicht hier. Er war schon länger nicht mehr im Schloss gewesen. Es war selbst für ihn eine lange Zeit.

      „Es ist staubig hier“, sagte der Mann im Anzug, der sich als Makler entpuppte, „aber man kann dies bestimmt mit einer kleinen Investition wieder herrichten.“

      „Aha“, sprach der alte Herr und setzte seinen kleinen Koffer ab, „ich nehme es.“

      Der Makler zeigte sich verwirrt.

      „Wie meinen?“ fragte er nach, denn er dachte, sich verhört zu haben.

      „Ich würde das Schloss gerne käuflich erwerben“, präzisierte der Herr seine Aussage.

      „Aber gerne doch“, freute sich der Makler, „dann müssen Sie einen Termin bei Ihrer