Dante Alighieri

Die göttliche Komödie


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Mincio,

      Bis bei Governo in den Po es mündet.

      Nach kurzem Laufe findet's eine Mulde,

      In der es sich verbreitend, sie versumpfet

      Und oft zur Sommerszeit Verderben bringt.

      Als dieses Weg's die rauhe Jungfrau kam,

      Gewahrte Land sie in des Sumpfes Mitte,

      Noch unbebaut und der Bewohner mangelnd.

      Hierher zog, Zauberkünste übend, Manto

      Sich mit den ihren vor der Welt zurücke.

      Hier lebte sie, ließ sterbend ihren Leib hier.

      Dann sammelten die Leute, die umher

      Gewohnt, an diesem Ort sich, weil er wegen

      Des Sumpfes, der sich um ihn breitet, fest war.

      Ob den Gebeinen bauten eine Stadt sie

      Und nannten die, das Los nicht weiter fragend,

      Der Uransiedlerin nach, Mantova.

      Zahlreicher waren drin einst die Bewohner,

      Bevor die Albernheit des Casalodi

      Sich überlisten ließ durch Pinamonte.

      Nun merke dir's, daß, wenn in andrer Weise

      Den Ursprung meiner Stadt dir wer berichtet

      Die Wahrheit nimmer Lüge dir verdunkle.

      Und ich: O Meister, deine Reden bieten

      Mir so gewissen Glauben, daß, was andre

      Berichten, mir erloschnen Kohlen gleich gilt.

      Doch sag', ob unter denen die dort wandeln

      Du welche siehst, die des Bemerkens wert sind,

      Denn darauf nur ist jetzt mein Sinn gerichtet.

      Er aber sagte: Der, von dessen Wangen

      Der Bart auf die gebräunten Schultern fällt,

      War einst, als Griechenland so männerleer war,

      Daß Knaben kaum sich in den Wiegen fanden,

      Wahrsager, und in Aulis gab mit Kalchas

      Das Zeichen er, das erste Tau zu kappen.

      Er hieß Eurypylus und so berichtet

      Mein hohes Trauerspiel an einer Stelle;

      Du weißt es, denn ganz hast du's im Gedächtnis.

      Der andre, der so schmal ist in den Weichen

      War Michel Scotto, der die Trügereien

      Der Zauberkünste gründlich spielen ließ.

      Sieh dort Guido Bonatti, sieh Asdente!

      Jetzt hätte gern er Leder nur und Pechdraht

      Gehandhabt; doch zu spät kommt diese Reue.

      Sieh die Verkehrten, die, um wahrzusagen

      Die Nadel ließen, wie die Spul' und Spindel,

      Und Zauberei mit Bild und Kräutern trieben.

      Nun aber komm; bereits schwebt an der Gränze

      Der zwei Halbkugeln und berührt die Welle

      Jenseits Sevilla Cain mit dem Dornbusch.

      Erst gestern Nacht war voll des Mondes Scheibe;

      Du mußt es wissen, denn im tiefen Walde

      War manches Mal ihr Leuchten dir von Nutzen.

      So sagt' er und er sprach noch, als wir gingen.

      Einundzwanzigster Gesang

      Von Brücke so zu Brücke gehend sprachen

      Wir manches, das mein Lied nicht erst berichtet.

      Als wir erreicht des Bogens Höhe, standen

      Wir still, ein neues Malebolgetal

      Voll unfruchtbarer Tränen zu betrachten,

      Und dunkler schien es mir noch als die andren.

      So wie im Arsenal der Venezianer

      Im Winter zähes Pech zu sieden pflegt,

      Um schlecht gewordne Schiffe zu kalfatern

      Die nicht mehr fahren können, und der eine

      Ein neues Fahrzeug baut, indes der andre

      Des vielgereisten lecke Flanken ausstopft,

      (Der pocht am Schnabel, jener nächst dem Steuer,

      Der schneidet Ruder, jener windet Taue,

      Der flickt am Besam-, der am Hauptmastsegel)

      So kochte dort, doch, statt durch Feuersgluten,

      Durch Gottes Wunderkräfte, dickes Pech,

      Das beide Ufer klebrig überzog.

      Ich sah es wohl, doch drin erkannt' ich nur

      Die Blasen, die der Sud erhob, von dem

      Das Pech bald anschwoll, bald sich niedersenkte.

      Noch blickt' ich aufmerksam in jene Tiefe,

      Da riß der Führer mit dem Ruf: Sieh dorthin!

      Vom Ort mich, wo ich weilt', an seine Seite.

      Ich wandte mich gleich dem, der ungeduldig

      Zu sehen ist, was ihn zum Fliehen nötigt,

      Und, obwohl Furcht ihm plötzlich allen Mut nimmt,

      Zu fliehn nicht abläßt, doch fortwährend hinstarrt.

      Und hinter uns sah einen schwarzen Teufel

      Den Fels heran im schnellen Lauf ich kommen.

      Wie war sein Aussehn doch so wild und grimmig,

      Wie schien so grausam mir sein Tun und Wesen,

      Mit offnen Flügeln und mit leichten Sohlen!

      Auf seiner Schulter, die sich spitz erhob,

      Bracht' einen Sünder rittlings er getragen

      Und an den Knöcheln hielt er ihn gepackt.

      O Malebranche, rief er, diese Brücke,

      Da ist ein Aldermann der heil'gen Zita!

      Taucht ihn ins Pech; ich gehe, mehr zu holen

      In jene Stadt, die reichsten Vorrat bietet.

      Bis auf Bonturo ist dort jeder käuflich;

      Das Nein wird dort für Geld zum Ja gewandelt.

      Hinunter stürzt' er ihn, und wandte dann

      Den Fels zurück sich, eilender, als je

      Ein losgelassner Hund den Dieb verfolgte.

      Der ging zugrunde, und mit dem Kopf nach unten

      Taucht' er noch einmal auf; jedoch die Teufel

      Der Brücke schrien: Hier gibt's kein heilig Antlitz!

      Hier gilt es anders schwimmen als im Serchio.

      Drum, willst du nicht erfahren wie wir kratzen,

      So hüte aus dem Pech dich aufzutauchen.

      Dann faßten sie ihn mit wohl hundert Haken:

      Hier gilt es, riefen sie, verdeckt zu tanzen,

      Im Trüben, wenn es dir gelingt, zu fischen.

      So läßt der Koch wohl von den Küchenjungen

      Mit