Uli Preuss

Geliebte Heimat Wupper


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Haus an der Wupper. Zahllose Film- und Magazinbeiträge machten den Kotten bis nach Neuseeland bekannt. Zu Lesungen, Konzerten und Ausstellungen gaben sich bergische Feingeister die Klinke in die Hand.

      Die mussten anfangs die Nase rümpfen. „Es roch oft nach Chemie und irgendwie seifig“, erinnert sich die 82-jährige Lotte Rodenkirchen. Ihr Mann starb 2007. An den Kämpfer für Wupper und Kotten erinnert in Leichlingen ein Uferweg, in Solingen gar nichts mehr. In diesem Jahr wäre HaKaRo, wie er sich als Künstler nannte, 90 Jahre alt geworden.

      Ein paarmal im Jahr wird der äußere Teil des Kottens belebt – nur durch Schaufelräder und Wassergraben vom Wohnhaus getrennt, in dem auf vier Etagen Lotte Rodenkirchen und eine der beiden Töchter nebst Familie leben. Im anderen Teil des Doppelkottens sind es wie in Urzeiten die Schleifer und Heimarbeiter und hin und wieder Bewunderer der gewaltigen Transmission, die die alte Schleiferanlage beleben. Ein Förderverein unter Führung des Solinger Journalisten Lutz Peters sorgt für den finanziellen Unterbau.

      WIPPERKOTTEN

      KOTTEN Der einzigartige Doppelkotten stammt aus dem 17. Jahrhundert, diente früh als Wohn- und Arbeitshaus.

      CAFÉ Die Familie Rodenkirchen betreibt in den ehemaligen Galerieräumen ein kleines Café.

      SCHLEIFEN Im äußeren Kotten kann man den Schleifern beim Frühlingsfest oder Herbstfest bei der Arbeit zuschauen und eigene Messer schärfen lassen.

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      Lotte Rodenkirchen lebt im Wipperkotten mit einer der beiden Töchter nebst Familie – in kleinen Räumen auf vier Etagen. Ihrem verstorbenen Mann ist der Erhalt des Kottens zu verdanken.

      Schweben ist so schön

      Auf drei Arten über die Wupper schweben: Fährmann Holger Haarer und seine Kollegen bringen jährlich 80.000 Wanderer und Radfahrer mit Muskelkraft über den Fluss.

      Von Uli Preuss

      Es sind Fischreiher und Eisvögel, die Holger Haarer in Müngsten an der Wupper immer häufiger zu sehen bekommt. Wenn der Fährmann der Schwebefähre in den Sommermonaten um 10 Uhr morgens die Gitter öffnet, steht auf der anderen Wupperseite immer ein Reiher im seichten Wasser und lässt sich beim morgendlichen Fischessen nicht stören.

      Doch kaum kommen die ersten Wanderer auf die Schwebefähre zugelaufen, ist es auch mit seiner Idylle vorbei. Fast 80.000 Gäste setzten laut Haarer im vergangenen Jahr mit eigener Muskelkraft über die Wupper. Kein schlechtes Geschäft. Schon bei etwa 30.000 Gästen seien die Kosten gedeckt, rechnet der Betriebsleiter vor. Die Solinger Lebenshilfe betreibt die Schwebefähre seit Oktober 2006. Mittlerweile konnte sie dadurch gleich mehrere Arbeitsplätze schaffen.

      Holger Haarer und seine Kollegen haben eine Fünf-Tage-Woche. So sind mindestens drei Planstellen nötig, um die Arbeitszeit einzuhalten und gleichzeitig an sieben Tagen in der Woche den Fährbetrieb zu gewährleisten. Heute scheint unter der Müngstener Brücke die Sonne. Ein idealer Tag, um über die Wupper zu setzen. Das geschieht auf der Schwebefähre mittels vier Zentimeter dicken Drahtseilen und einem Hebelmechanismus, der, mit Muskelkraft betrieben, die Fähre an den Seilen geräuscharm über die Wupper zieht.

      „Fast alle Fahrgäste wollen selber pumpen“, sagt Haarer. Nur wenige müssten aus gesundheitlichen Gründen passen. „Dann sind wir, die Fährmänner, gefordert“, weiß der Familienvater. Bei Eis und Regen funktioniere der Antrieb allerdings nicht, sagt Haarer. Gerade bei Regen, erklärt der 38-Jährige, entstehe am selbstfettenden Metallseil eine Schmiere, die zur Mitte der Strecke, wenn es sozusagen leicht bergauf gehe, ein Weiterkommen unmöglich mache. Die Seile rutschen dann auf den Hartgummirollen durch.

      Ist der Himmel indes wolkenlos und kein Tropfen weit und breit zu sehen, ist die einzigartige Schwebefähre ein praktisches Mittel, um zu drei verschiedenen Wanderungen nahe der Wupper aufzubrechen. Zwei Rundwege zum Diederichstempel oder zum Wiesenkotten werden mit der Fähre bequem verbunden. Besonders aber der barrierefreie Weg von Müngsten nach Burg wird gerne von Rollstuhl- und Radfahrern, Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren genutzt. „So sind es kaum drei Kilometer bis nach Unterburg“, sagt Haarer.

      Im Oktober ist die Schwebefähre seit zehn Jahren im Einsatz

      Gebaut wurde die ungewöhnliche Metallkonstruktion nahe dem bayrischen Dachau. Der dortige Technische Überwachungsverein kam einmal im Jahr an die Wupper, um die Sicherheit an der Fähranlage zu überprüfen. Mittlerweile macht das die Universität in Stuttgart. Alle vier Jahre werden die Seile zudem durchleuchtet und auf Risse geprüft.

      Im Oktober ist die Schwebefähre der Lebenshilfe seit zehn Jahren im Einsatz. Die Fähre ist weltweit bekannt. Allein in diesem Frühjahr waren Chinesen, Japaner und Australier unter den Fahrgästen. Wandergruppen melden sich regelmäßig an. Prominente wie Hannelore Kraft schrieben ins Gästebuch. Nur eine Anfrage von Starkoch Horst Lichter, ob man sein knallrotes Motorrad nebst Beiwagen über die Wupper befördern könne, musste abgelehnt werden. Haarer: „Das hätten wir da nicht drauf gekriegt.“

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      Besonders gerne arbeitet Holger Haarer morgens. Dann sieht der Fährmann in Müngsten oft Eisvögel und Fischreiher. Bei schönem Wetter dauert es allerdings nicht lange, bis sich die ersten Naturfreunde per Muskelkraft über die Wupper setzen lassen. Gerne darf dabei mit angefasst werden.

      Die Seilbahn fährt gemächlich in Burg

      Jährlich werden 200 000 Besucher befördert.

      Am 31. Mai 1952 wurde die Seilbahn im Solinger Stadtteil Burg eröffnet und war damit erste Seilbahn in Nordrhein-Westfalen. Schon 15 Monate später durfte ein Arbeiter aus dem Ruhrgebiet als millionster Fahrgast ein Radiogerät in Empfang nehmen. Heute befördern Stefan Irlenbusch und sein fast 80 Jahre alter Vater Hans mit ihren Mitarbeitern etwa 200.000 Besucher jährlich. „Seit 2012 nehmen wir sogar Fahrräder mit zur Burg“, sagt der Junior.

      Die Anlage, hergestellt von einem Allgäuer Fachbetrieb, hat sich bewährt. 30 grüne Doppelsessel schweben am 23 Millimeter dicken Draht im Abstand von 16,43 Metern zwischen Berg- und Talstation. Und das nicht einmal mit Höchstgeschwindigkeit. Der 40-jährige Irlenbusch: „Gesittetes Fahren verlängert auch das Leben der Seile.“ Und so fahren die Besucher mit 0,95 Metern in der Sekunde den Berg hinauf und genießen bei der Abfahrt den weiten Blick über Wupper und dichten Wald bis nach Leichlingen. Zweimal im Jahr müssen die gut 75 Kilogramm schweren Sessel aus Wartungsgründen abgehängt werden. Der TÜV in Gestalt eines Fachinstituts der Universität Stuttgart prüft peinlich genau die Anlage.

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      Bequem und sicher geht es mit der alten Seilbahn in Unterburg über die Wupper. Stefan Irlenbusch befördert mit Vater Hans 200.000 Gäste.

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