Heidi Oehlmann

Geheimnisse


Скачать книгу

Gewebegebiet hat ein neuer Klub aufgemacht. Wäre das nicht etwas für euch?«, sagt Mia.

      »Vielleicht. Ich weiß es noch nicht!«

      »Ja, ihr könnt dort ruhig mal vorbei schauen und uns dann berichten, ob sich ein Besuch lohnt.«

       Als ob euch das interessieren würde! Ihr geht doch sowieso kaum noch weg!

      »Wie gesagt, wir entscheiden morgen spontan, wo wir hingehen. Es ist abhängig davon, worauf wir gerade Lust haben!«

      »Ich glaube, das ist nichts für mich«, sagt Lisa nachdenklich. »Ich werde es mir dann lieber mit einem guten Buch in der Wanne gemütlich machen.«

      »Das klingt doch nach einem perfekten Plan«, sage ich und bin erleichtert über Lisas Absage. Sonst hätten wir das mit der Strippshow knicken können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lisa so etwas mitmachen, geschweige denn für sich behalten würde. Dafür ist sie viel zu prüde. Mal abgesehen von ihrem Freund. Schon allein aus diesem Grund würde sie es nicht in Betracht ziehen, sich fremde halb nackte Männer anzuschauen.

      »Was wollen wir denn heute noch machen?«, frage ich, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken. Ich hoffe, mein Wochenendprogramm und ich sind damit als Gesprächsthema raus.

      »Keine Ahnung! Ich denke, wir bleiben noch ein bisschen hier und quatschen, oder?«, sagt Mia.

      Die anderen stimmen ihr zu, indem sie nicken.

      Ich erkenne meine Freundinnen nicht mehr wieder. Sie sind auf einmal so konservativ geworden. Mir ist schleierhaft, ob es an ihren Beziehungen liegt oder sie einfach älter werden. Ich weiß nur, früher hatten wir viel mehr Spaß zusammen. Keine von ihnen hätte sich freiwillig auf einen ganzen Abend im Café eingelassen, wenn man auch woanders Spaß haben kann. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da trafen wir uns hier und zogen sofort weiter, um etwas zu erleben. Diese Phasen scheinen endgültig vorbei zu sein. Im Moment fühle ich mich so, als wäre ich in den letzten Wochen um dreißig Jahre gealtert, wenn ich mit den Mädels zusammen bin. Selbst für einige ältere Menschen wäre so eine Freizeitbeschäftigung viel zu langweilig.

      Ich freue mich schon auf den morgigen Abend mit Susanne und hoffe, mit ihr wird es lustiger, als mit den anderen.

       3. Kapitel - Marta

      »Ey Suse, trödele doch nicht so herum! Wir werden noch zu spät kommen!«, brülle ich lautstark in Susannes Flur.

      »Ja, ich bin gleich fertig. Gib mir noch eine Minute und wir können los!«

      »Na hoffentlich!«

      »Und du hast den anderen wirklich nichts von unserem heutigen Vorhaben erzählt?«, fragt Suse mich zum wiederholten Male.

      »Nein, ich bin doch nicht bekloppt!«, antworte ich genervt.

      »Das ist gut. Ich habe nämlich keine Lust auf Mias nicht enden wollende Fragen.«

      »Na ja, ein paar Fragen wirst du dir schon gefallen lassen müssen. Immerhin weiß sie, dass wir zusammen unterwegs sind.«

      »Ja, das ist nicht so schlimm. Hauptsache sie weiß nicht, wo wir hingehen. Was wollen wir ihr denn erzählen, wenn sie fragt, wo wir waren? Ich meine, wir sollten uns schon vorher absprechen.«

      »Wir sagen einfach, wir waren in irgendeiner Bar in der Innenstadt, etwas trinken.«

      »Und wenn sie uns fragt, in welcher wir waren?«

      »Dann können wir uns eben nicht an den Namen erinnern. Es ist doch ganz egal, wie die Bar heißt.«

      »Wenn du meinst.«

      »Klar, wir sind Mia doch keine Rechenschaft schuldig. Wenn sie dich ausfragt, dann frag du sie einfach nach ihrem Wochenende aus. Und dass wir was trinken gehen, ist noch nicht mal gelogen. Wir verschweigen eben nur das winzige Detail, dass sich nebenbei ein paar hoffentlich gut aussehende Kerle vor uns ausziehen«, sage ich grinsend.

      »Okay, wenn du das sagst.«

      »Ja, das sage ich. Wo bleibst du denn? Das Taxi müsste jeden Moment da sein. Ich habe der Frau in der Taxizentrale gesagt, wir warten vor deinem Haus.«

      »Ich bin ja gleich da!«, ruft Suse mir aus ihrem Badezimmer zu.

      Ich stehe vor der Tür in ihrem kleinen Flur und warte darauf, dass die Badezimmertür endlich aufgeht und wir los können.

      »So, da bin ich!«, sagt Susanne, nachdem sie schwungvoll die Tür geöffnet hat und sich nun gekonnt in Szene setzt, um mir ihr Outfit zu präsentieren.

      »Wow, du siehst toll aus!«, antworte ich.

      In Suses Gegenwart komme ich mir in meinen Klamotten wie ein Bauer vor. Im Gegensatz zu ihr, die ein wunderschönes schwarzes langes Kleid trägt, habe ich mich für eine dunkelblaue Jeans und eine fliederfarbene Bluse entschieden.

      Natürlich versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. Susanne scheint unser unterschiedlicher Kleidungsstil nicht aufzufallen. Sie könnte so, wie sie ist, in ein Nobelrestaurant gehen und ich eher zu der Pommesbude um die Ecke.

      »Danke!«

      »Wollen wir los? Das Taxi müsste gleich da sein«, sage ich, damit Suse nichts mehr zu meinem Outfit sagen kann. Ich möchte mir nämlich keinesfalls anhören müssen, wie unpassend ich gekleidet bin. Obwohl ich meine Klamotten für den Anlass ganz in Ordnung finde. Wir gehen schließlich nicht ins Theater, sondern in eine Bar.

      »Ja, von mir aus können wir! Ich bin für jede Schandtat bereit!«, sagt Suse grinsend.

      Wir verlassen ihre Wohnung und gehen die Stufen gemütlich hinunter. Als wir draußen ankommen, suchen meine Augen nach dem Taxi. Es ist noch nicht da. Mich ärgert es, Susanne so zur Eile gedrängt zu haben, um jetzt zu warten. Ich habe wenig Lust darauf, vor ihrem Haus herumzustehen. Das erinnert mich an den letzten Ausflug mit den Mädels, als Carmen sich die Kante gegeben hatte. Da standen wir mit unserer volltrunkenen Freundin auch auf der Straße und mussten sie unter größter Anstrengung in das Taxi verfrachten. Zugegeben, die Arbeit haben Mia und Sybille gemacht. Ich stand nur ungeduldig daneben. Damals dauerte die Wartezeit allerdings nicht so lange. Viel schlimmer war es, die vollgetankte Carmen vor meiner Wohnung wieder aus dem Taxi zu bugsieren. Sie machte nämlich nicht die geringsten Anstalten, aussteigen zu wollen. Der Taxifahrer war auch keine große Hilfe. Er stand nur teilnahmslos herum und beäugte unser Treiben. An diesem Abend fand ich die Situation schrecklich, besonders die Tatsache, Carmen mit zu mir nehmen zu müssen. Heute kann ich darüber lächeln. Ich muss gestehen, momentan fehlen mir solche Ausflüge mit meinen Freundinnen, auch wenn es hin und wieder etwas anstrengend war. Wir hatten immer eine Menge Spaß zusammen.

      »Jetzt habe ich mich so beeilt, um hier herumstehen zu müssen. Das war eine saublöde Idee von dir, draußen auf das Taxi zu warten«, sagt Suse erbost.

      Ihre braunen Augen funkeln mich böse an. Sie sieht so aus, als wollte sie mir jeden Moment ins Gesicht springen. Dabei kann ich nichts dafür. Ich habe mich einfach nur auf die Aussage der Dame in der Taxizentrale verlassen. Demnach müsste das Taxi schon vor fünf Minuten hier gewesen sein.

      »Ja, stimmt. Es t-tut mir leid!«, stammele ich. »Ich hatte mir das auch anders vorgestellt. Lange sollte es nicht mehr dauern, bis das Taxi eintrifft.«

      »Ja, schon gut. Wir wollen uns den Abend schließlich nicht durch diesen kleinen Vorfall vermiesen lassen. Dafür freue ich mich viel zu sehr auf die Jungs, wenn sie sich nachher entkleiden«, sagt Susanne. Jetzt kann ich sogar wieder ein leicht angedeutetes Lächeln auf ihren Lippen erkennen.

      Ich nicke ihr zu und kann mir ebenfalls ein kleines Schmunzeln abringen.

      »Na endlich«, ertönt Suses Stimme.

      Meine Augen folgen ihrem Blick und ich kann von Weitem das Taxi sehen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Die Befürchtung, wir wurden vergessen und müssten noch ewig hier herumstehen wurde nicht erfüllt.

      Ich winke dem Taxifahrer zu, der daraufhin neben uns anhält. Wir steigen hinten ein und machen es uns