Anais Delmann

Frau Lunas Post


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nicht nur einen rein praktischen, sondern zusätzlich einen menschlichen Wert. Sie ist für uns eine Prüfung zur Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Ein intuitiv begabter Mensch ist aufgefordert, seine Gabe wahrzunehmen, zu entwickeln und als positive Hilfestellung für andere Menschen einzusetzen. Das Gewähren von Hilfe ist, so glaube ich, die beste Bestimmung, die eine Sache haben kann.

      Quellen intuitiver Botschaften

      Die Intuition ist eine Meisterin der Verkleidung. Sie kann jeden erdenklichen Weg wählen, um uns zu erreichen. Es ist für sie typisch, dass sie gern in leere Gefäße fließt; in überfüllten Köpfen findet sie keinen Raum. Reine Intuition liebt Stille und die Abwesenheit von Fragen, Spekulationen oder persönlichen Begierden. Je weniger Emotionen die Botschaften verwässern, desto klarer werden sie. Unsere Umgebung ist überfüllt mit intuitiven Informationen, die wir nicht wahrnehmen, weil wir uns ihrer Existenz nicht bewusst sind. Grundsätzlich gibt es zwei Zugangswege zur Intuition: den willkürlichen und den unwillkürlichen Weg.

      Der willkürliche Weg ist uns allen bekannt; esoterische Lebensberatung ist in Deutschland eine der gefragtesten Dienstleistungen. Hier erhalten wir durch verschiedene Orakel oder schamanische Reisen gewünschte Informationen. Statistiken belegen, dass rund 15 Prozent der deutschen Bevölkerung Interesse an diesem Bereich haben; das ist eine ganze Menge. Die Ergebnisse esoterischer Befragungen hängen sehr stark von der intuitiven Begabung des Deuters ab. Jede Art von Zukunftsdeutung ist sinnlos, wenn sie nicht auf den Säulen echter Intuition steht. Das Ablesen von Deutungstexten nützt keinem Fragenden etwas, wenn der Deuter Zusammenhänge nicht intuitiv erfassen und verbinden kann.

      Unwillkürlich empfangen wir intuitive Botschaften ohne Frage oder konkrete Absicht. Die Information gelangt plötzlich zum Empfänger; sie ist einfach auf unerklärliche Weise vorhanden. Dies setzt eine gewisse intuitive Empfänglichkeit voraus. Die häufigste Erscheinungsform ist ein bestimmtes Gefühl (Unbehagen, Glücksgefühle). Auch körperliche Reaktionen (Kälte- oder Wärmegefühle, Kopfschmerzen, Schwäche) in einer Situation sind beachtenswert. Unsere Seelen wissen oft mehr als unserer rationales Denken. Ich habe die konkrete Erfahrung gemacht, dass sich das erste Gefühl einer Situation, auch nach strenger Prüfung durch den Verstand, meist bewahrheitet. Eine seltenere Erscheinungsform der Intuition sind innere Bilder. Sie kommen in unser Bewusstsein wie das Szenenbild eines Filmes. Diese Bilder sind sehr flüchtig, gleich einem impressionistischen Gemälde, das einen einzigen Moment beschreibt. Wir vergessen diese Bilder schnell; später jedoch, wenn sich das Bild bestätigt, erinnern wir uns wieder. Auch bestimmte Vorgänge in einer Situation (Verlöschen von Kerzen, Versagen der Stimme, ständige Störungen) oder Gegenstände einer Szenerie (Blumen, Gegenstände) können intuitive Botschaften sein. Es ist ebenso interessant, welche Dinge uns begegnen (Umgebung, Menschen, Gegenstände, Unrat oder Schönes), wenn wir uns in eine neue Situation begeben (Bewerbungsgespräch, neuer Job, Date, Reise).

      Weitere Botschaften können uns Menschen, Tiere, Pflanzen oder Gegenstände bringen, die wiederholt und unerwartet unseren Weg kreuzen. Tiere, die unsere Nähe suchen, können wichtige Boten sein. In manchen Phasen begegnen wir häufig einem bestimmten Tier, träumen von ihm oder stoßen auf Bilder dieses Tieres. Hierbei handelt es sich um ein Helfertier, ein unterstützendes Geistwesen, das uns für eine Weile begleitet. Es hat genau jene Eigenschaften, die von uns gebraucht werden, um ein bestimmtes Problem oder eine kritische Situation zu bewältigen. Vielleicht ist es klein und unattraktiv, wie eine Spinne oder ein Käfer; jedes Helfertier hat spezielle Fertigkeiten, mag es auch noch so klein sein. Das Erforschen der Tierbotschaft kann wichtige Informationen und Lösungsmöglichkeiten hervor bringen. Vielleicht treffen wir auch auf unbekannte Personen, die zu uns sprechen. Wir sollten gut zuhören, was sie uns zu sagen haben; auch hier können sich intuitive Botschaften verbergen. Auch Pflanzen können Botschaften überbringen; oft kommen sie als sich wiederholendes Geschenk oder Fundsache zu uns. Es könnte informativ sein, die Eigenschaften dieses Lebewesens zu betrachten und sich zu fragen, ob man selbst diese Eigenschaften entwickeln oder bremsen sollte. Pflanzen kommen oft zu Menschen, die ein bestimmtes Heilmittel benötigen.

      Gegenstände, die uns unerwartet zukommen (Stifte, Papier, Schlüssel, Bücher, Geräte, Zeitschriften, Software), ohne dass wir zunächst etwas mit ihnen anfangen können, sind oft Hinweise von großer Wichtigkeit. Sie können klein und unscheinbar sein, aber trotzdem auf bestimmte Tätigkeiten oder erforderliche Handlungen hinweisen. Meist wird das Individuum aufgefordert, etwas ganz Bestimmtes auszuführen, das die persönliche Entwicklung voran bringt oder gar schicksalhaft von ihm verlangt wird.

      Der Traum ist genaueste intuitive Informationsquelle. Intuitiv beladene Träume sind auch unter dem Begriff Wahrträume bekannt. Sie sind daran zu erkennen, dass sie in der Gegenwart spielen, eine klare Handlungsfolge haben und nach dem Erwachen klar und deutlich erinnert werden. Der Träumer trägt vielleicht seine Lieblingskleidung (aktuelle Kleidung), befindet sich an einem vertrauten Ort (Arbeitsplatz oder privates Umfeld) oder spricht mit Personen der Gegenwart (Vorgesetzte, Kollegen, Freunde oder Angehörige). Das Traumgeschehen (positiv oder weniger positiv) oder Gespräche (Inhalte, Stimmung, Abschluss) sind beachtenswert, wenn ein Traum diese Kriterien aufweist. Die Niederschrift und der spätere Vergleich mit dem realen Lebensgeschehen geben wichtige Hinweise und schulen die Fähigkeit zur Traumdeutung. Doch Vorsicht ist geboten; im Traum webt unser Gehirn gern Gefühle, Erfahrungen oder Denkmuster mit ein. Die intuitive Traumbotschaft kommt also immer in einem sehr persönlichen Gewand. Verbinden wir beispielsweise mit einem Gegenstand eine schlechte Erinnerung, wird unser Gehirn genau diesen Gegenstand als Symbol wählen, um uns vor negativen Ereignissen zu warnen. Dies gilt ebenso für positive Erinnerungen. Aus diesem Grund sollten wir mit einer Deutung niemals zu voreilig sein; viele Dinge werden sich etwas anders oder weniger dramatisch ereignen als geträumt. Der Abgleich zwischen dem Geträumten und dem Geschehenen gleicht einer Brutto-netto-Rechnung. Wahrträumer sollten also nicht vergessen, ein gewisses Maß an »gehirnbedingter Poesie« von den Inhalten abzuziehen.

      Wir sind von gigantischen Mengen intuitiver Botschaften umgeben, die überall zu finden sind. Selbst ein Gang zum Altpapier-Container oder eine Runde Jogging könnten zum intuitiven »Download« werden. Wir müssen nur das Experiment wagen, genau hinzusehen.

      Der Umgang mit intuitiven Botschaften

      Wo intuitive Botschaften zu finden sind, wissen wir nun. Gehen wir jetzt davon aus, dass eine Person sich zur Annahme dieser Informationen entschieden hat und intuitive Empfänglichkeit besitzt. Auf den Empfänger prasseln nun Informationen ein, die er filtern und kanalisieren muss. Gelingt ihm das nicht vollständig, wir er sensitiv. Zusätzlich muss der Empfänger sich die Frage stellen, wie er sich selbst sieht. Je nach Entwicklungsstand wird er seine Fähigkeiten unterschiedlich einstufen und verwenden. Was eine Person als heilbringende Gabe und Botenfunktion sieht, wird ein anderer Charaktertyp möglicherweise als Privileg betrachten.

      Ob das Empfangen intuitiver Botschaften tatsächlich ein Privileg ist, mag dahingestellt bleiben. Die Dinge auf diese Weise zu verstehen, birgt einige Gefahren. Es könnte durch diese Haltung zu einer unangemessenen Selbstaufwertung kommen. Wer auch immer sich als Besitzer eines Privilegs sieht, wird Machtbewusstsein entwickeln; die Folge des Machtbewusstseins ist nur leider allzu oft ein Machtmissbrauch. Diese Verführbarkeit liegt in der grundlegenden Natur des Menschen und unsere heutige Realität ist das beste Beispiel dafür. Das Empfangen intuitiver Botschaften ist in erster Linie eine große, abstrakte Verantwortung. Intuition ist weder messbar noch beweisbar. Wir kennen ihren Ursprung nicht und kennen nicht ihren genauen Zweck; sie ist abstrakt und wird es vorerst bleiben. Trotz dieser Abstraktion macht es einen großen Unterschied, wie das Individuum mit dem Wissen