Anna-Irene Spindler

Die Frau vom Schwarzen See


Скачать книгу

on id="ub8512e73-9cb2-5187-9ba8-d3e3f0a68a43">

      Anna-Irene Spindler

      Die Frau vom Schwarzen See

      Geschichte einer Auswanderin

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Geschichte einer Auswanderin

       3. Februar 1870

       Februar und März 1870

       April 1870

       20. Januar 1871

       30. März 1871

       April 1871

       Mai 1871

       Mai 1871

       Mai 1871

       Juni 1871

       1. Oktober 1871

       Winter 1871/72

       Ende April 1872

       Ein Tag später - Ende April 1872

       Wieder einen Tag später – Ende April 1872

       Anfang Mai 1872

       Mitte Mai 1872

       Mitte Mai 1872

       Anfang Juni 1872

       Drei Tage später – Juni 1872

       Wieder vier Tage später - Juni 1872

       Am Abend desselben Tages – Juni 1872

       Mitte Juni 1872

       Ende Juni 1872

       Sommer 1872

       November 1872

       Anmerkungen der Autorin

       Impressum neobooks

      Geschichte einer Auswanderin

      „Das Jahr 1848 öffnete das Tor für die Einwanderer

      vorübergehend weit –

      es sollte sich bis 1914 nie mehr ganz schließen.

      Innerhalb von sechs Jahrzehnten wanderten

      beinahe 400 000 Menschen

      aus den böhmischen Ländern aus.“

       Josef Poli š ensk ý

      („Tschechische und Deutschböhmische Auswanderung nach Amerika“)

      Für meine Großmutter Marie Pangerl und meine Mutter Maria Mundl.

      Schon als kleines Kind haben sie mir Geschichten aus dem Böhmerwald erzählt. Vom armseligen Leben der Kleinhäusler und auch davon,

      dass die Einwohnerschaft ganzer Dörfer

      gemeinsam nach Amerika auswanderte und

      nur die Alten zurückblieben.

      3. Februar 1870

      Mit einem energischen Ruck zog sie den Knoten fest. Das karierte Tuch aus fester Baumwolle, das sie sich bei der Küchenarbeit immer als Schürze umband, enthielt ihre gesamten Habseligkeiten. Zu einem Bündel verschnürt lag es jetzt vor ihr auf dem Bretterboden der winzigen Kammer. Im schwachen Licht der flackernden Kerze sah sie sich noch einmal um. Vier Jahre hatte sie in dem Zimmerchen gehaust. Jetzt sah es genauso kahl aus wie an dem Tag, als ihr die Großmagd die Schlafstelle zugewiesen hatte. Mühsam richtete sie sich auf. Zwei Unterleibchen, zwei Unterröcke, eine Bluse, zwei Röcke und das gute Sonntagskleid, lange Unterhosen und zwei Paar Strümpfe hatte sie über einander angezogen. Eine derbe Lodenjacke, ein großes wollenes Kopftuch und klobige Lederstiefel, die über die Knöchel reichten, vervollständigten ihre Kleidung. Was sie am Leibe trug konnte ihr nicht gestohlen werden. Außerdem schützten die vielen Schichten gegen die klirrende Februar Kälte und den schneidenden böhmischen Wind. Sie tastete über ihren Bauch. Überprüfte, ob der Leinenbeutel festsaß.

      Gestern war Lichtmess gewesen. Da hatte sie ihren Lohn bekommen. In diesem Jahr war es noch viel weniger als sonst. Denn nach alter Tradition hatte ihr die Bäuerin als Teil der Entlohnung ein Paar neue Winterschuhe spendiert. Geld war ihr zwar immer lieber gewesen als Naturalien, aber in ihrer Lage waren die derben Schuhe mit dem groben Profil ein wahrer Segen. Die mageren Ersparnisse der vergangenen zehn Jahre steckten nun zusammen mit ihren Ausweispapieren und dem Dienstbüchlein in dem Beutel, den sie sich mit zwei starken Bändern um den Leib gebunden hatte.

      Sie schloss kurz die Augen. Dann atmete sie tief ein, blies die Kerze aus und öffnete vorsichtig die Tür. Angestrengt lauschte sie. Aber nichts war zu hören. Das ganze Haus lag in tiefstem Schlummer. Leise machte sie die Tür wieder zu und klemmte die Lehne des Stuhls unter die Klinke. Nur für den Fall, dass der Bauer heute Nacht schon die Idee