Moses 5, Deuteronomium - Letzte Erinnerungen
Moses 5, Deuteronomium - Moses Nachfolger Josua
Moses 5, Deuteronomium - Moses Ende
Vorwort zum Teil 3
Das Buch Numeri beschreibt vorrangig den Zug der Israeliten durch die Wüste. Dabei treten parabelhafte Geschichten auf. Die Episoden beginnen mit der Unzufriedenheit des Volkes mit einer gegebenen Situation. Daraufhin spricht Moses mit Gott, und der schafft durch Moses Abhilfe. Jede dieser Geschichten hat zum Ziel eine göttliche Wundertat darzustellen.
Bei genauem Hinsehen zeigt sich aber das Gegenteil. Angeblich führt Gott den Zug der Israeliten durch einen Engel, der mit einer Fackel voranschreitet. Wenn also mehrfach unerwartete Probleme auftreten, muss man von einem Führungsversagen ausgehen. Ein Allwissender hätte vorausschauender handeln können und müssen.
Einige Exegeten behaupten, diese Episoden seien Prüfungen für den Grad der Gottesfurcht der Israeliten gewesen. Dieses Argument bedeutet automatisch, dass der Allwissende die Gesinnung seines auserwählten Volkes erst kennenlernen musste, also nicht gekannt hat, und demzufolge nicht allwissend sein kann. Der wenig durchdachte indoktrinierte Rettungsversuch berührt peinlich.
Wegen Zaghaftigkeit und mangelndem Gottvertrauen wird das gesamte Volk zu einem 40-jährigen Irrgang durch die Wüste bestraft. An mehreren Stellen im Text zeigt sich aber, dass diese Verbannung nachträglich eingefügt wurde, denn Moses wendet sich bei seinen Abschlussreden im Deuteronomium an diejenigen, welche die Wunder in Ägypten und während des Wüstenzugs gesehen haben. Aber die sind alle bereits tot. Der Sinn der Verbannung bestand darin, dass alle Zauderer, also das gesamte Volk mit zwei Ausnahmen, nicht nach Kanaan einwandern dürfen und vorher sterben müssen. Die Mosesreden finden unmittelbar vor dem Betreten von Kanaan statt. Demzufolge kann der gesamte Ablauf so nicht stattgefunden haben.
Die Volkszählungen und einige Rituale zeigen, dass das gesamte Mengengerüst nicht korrekt sein kann. Die Wachstumsraten können nicht zutreffen. Moses ist der Urenkel von Levi, der mit seinem Vater Jakob und seinen Brüdern nach Ägypten einwanderte. Der gesamte Grundstock der Israeliten betrug zu diesem Zeitpunkt 70 Personen. Innerhalb von 430 Jahren sollen diese 70 Personen in drei Generationen auf 600.000 Männer plus Familien angewachsen sein. Das zu glauben, erfordert - vorsichtig ausgedrückt - eine enorme Fantasie.
Auch an anderen Stellen zeigen sich die Schwächen der Zahlenmodelle. Die Marschzeiten, die Verpflegung mit Manna und Wachteln, die Versorgung mit Trinkwasser und andere Beispiele belegen, dass entweder die Zahlen, oder die damit verbundenen Geschichten nicht zutreffen können.
Mit gesundem Menschenverstand gelesen, entpuppt sich ein Text nach dem anderen als Legende. Den Charakter eines Geschichtsbuchs haben die Mosesbücher nicht, sie sind nur Geschichtenbücher.
Wie in den vorangegangenen Teilen der Trilogie werden auch hier die Originaltexte der Luther-Bibel von 1545 verwendet. Die hat von allen bisherigen deutschsprachigen Versionen am längsten die religiöse Denkwelt beeinflusst, auch wenn sie ein paar Übersetzungsfehler enthält. Diese Texte sind über Jahrhunderte Grundlage für unzählige Bücher, Exegesen, Schriften und Dogmen gewesen.
Das hier im Buch vorgenommene Zitieren der Bibelstellen macht für den Skeptiker das parallele Nachlesen in der Bibel hinfällig und entzieht gleichzeitig der oft gebrauchten Schutzformulierung, das stehe so nicht in der Bibel, rein sachlich die Basis.
Im Sommer 2019, der Autor.
Vorgehensweise bei der Textkritik
Nur mit einer systematischen und vor allem lückenlosen Behandlung der Texte kann ein Gesamteindruck gewonnen werden. Auszugsweise Behandlung, wie sie die Kirche seit Jahrhunderten handhabt, ist kein vernünftiges Mittel. Nur in der gesamtheitlichen Betrachtung werden die kleinen und großen sachlichen und ideologischen Widersprüche und die Diskrepanz zur Realität deutlich. Um die Texte vorurteilsfrei behandeln zu können, werden sie im Original Schritt für Schritt genau betrachtet. Aus Platzgründen werden an wenigen Stellen einige Verse weggelassen, wenn ihr Inhalt für das Gesamtverständnis keinerlei relevante Information enthält. Das betrifft gleichlautende Wiederholungen, manche Stammbäume und Ähnliches. Alle übersprungenen Texte sind entsprechend markiert. So kann jeder, wenn er will, zu einer eigenen nicht indoktrinierten und nicht von Exegeten vorgedachten Meinung kommen. Was der Leser letztendlich für sich dabei gewinnt, ist allein seine Sache.
Auf dem hier gewählten Weg wird zumindest erreicht, dass der Leser die Chance hat, sich mit diesen biblischen Büchern einmal komplett theologiefrei befasst zu haben. Wer das bis zum Ende durchhält, gehört er einer Minderheit an. Die überwiegende Zahl derer, die Moses zitieren, haben die ihm zugedachten Bücher nie ganz gelesen. Selbst dann, wenn der Leser hier nur die Textkommentare liest und gelegentlich den einen oder anderen Bibeltext zur Kontrolle überprüft, hat er am Ende den detaillierten Inhalt erfasst und weiß mehr darüber als die meisten zitatenfreudigen Christen.
Die geistige Freiheit liegt darin, unbeeinflusst eigene Schlüsse aus den vorliegenden Texten zu ziehen. Die ergänzenden Worte basieren auf Fakten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und den sich daraus ergebenden logischen Ableitungen.
Die Textbasis
Die klein gedruckten Bibeltexte sind die Originaltexte der lutherischen Bibel von 1545. Die Stelleninformation wurde zur besseren Orientierung hinzugefügt. "1. Mose 1:1" bedeutet "erstes Buch Moses Kapitel 1 Vers 1". Diese Ergänzung hilft bei der Prüfung auf Vollständigkeit und, falls gewünscht, beim Vergleich mit der Darstellung in anderen Bibelversionen. Sollten andere Versionen nicht verfügbar sein, empfiehlt sich ein Download aus dem Internet. Dort sind alle zu finden.
Modernere Übersetzungen sind nicht genauer als die hier verwendete Lutherversion. Manchmal finden sich in neuen Ausgaben nicht nur reine Textkorrekturen für falsche Wortwahl, sondern ideologisch passend gemachte Formulierungen bis hin zu Nacherzählungen. Auch die Konkordanzbibel ist nicht ungefährlich. Sie setzt eine semantische Stabilität von Begriffen über Zeiträume von mehreren Jahrhunderten voraus. Als typisches Beispiel kann man die Wertänderung des Begriffes "Weib" zu Luthers Zeiten und heute ansehen. Während es früher die normale Bezeichnung für die Ehefrau war, ist daraus zwischenzeitlich ein Schimpfwort entstanden.
Prämisse
Folgende Prämisse gilt für alle folgenden Textdiskussionen: Der Text der Bibel ist so gemeint, wie er da steht. Hätten die Autoren etwas anderes aussagen wollen, hätten sie etwas anderes geschrieben. Hätten sie aus Wissen heraus etwas anderes sagen können, hätten sie auch etwas anderes geschrieben. Der Text ist daher logischerweise nur im Kontext der damaligen Wissenslage und auch nur für die damalige Zeit und den damals bekannten geografischen Raum gültig.
Die Texte sind, im Gegensatz zur zweckdienlich verbreiteten Meinung des Klerus, weitgehend leicht zu verstehen, wenn man das Wissen und den Zeitgeist der Autoren in deren Denkwelten halbwegs nachvollzieht. Künstlich erschwert wird die Sache erst dann, wenn Exegeten aus harmlosen Erzählungen religiös-fundamentalistische Erkenntnisse und Regeln ableiten wollen, die eine bestimmte ideologische Indoktrination stützen sollen. Allein die Tatsache, dass es überhaupt Exegeten gibt, die Inhalte herleiten, die jenseits des gedruckten Textes liegen, sollte bereits zu denken geben.
Zu Zeiten, als die Bibel nur in lateinischer Sprache vorlag, war Exegese im Sinne Erklärung notwendig. In den ersten Jahrhunderten der Existenz der Lutherbibel ebenfalls, weil kaum jemand lesen konnte. Spätestens seit der fortgeschrittenen